Weil Winnipeg nicht nur ein kalt und windig, sondern auch warm und windig sein kann. Im Sommer nämlich. Dann muß es schön sein am Assiniboine River, denn dort liegt ein Wohngebiet, das wir Berliner, die wir derzeit in einer warmen Redaktionsstube im Stadtbezirk Pankow sitzen, ähnlich vom Grunewald kennen. Große Häuser auf noch größeren Grundstücken direkt am ruhig dahinziehende Fluß. Wir fuhren davor durch Arbeitersiedlungen, deren Häuser ganz offensichtlich aus Holz und noch nicht verlassen waren. Unsere Begleiterinnen, die uns durch nach dem Frühstück im Hotel abholten, um und die Stadt zu zeigen, verkündeten ein paar Namen mit Rang. Doch die wirklich wichtiger Bewohner habe ich schnell vergessen, die hochherrschaftlichen Häuser sind noch immer in guter Erinnerung.
Vom Winnipeg International Airport mit Industrieansiedlungen über Wohnquartiere, die widersprüchlicher nicht sein könnten, fuhren wir über die Osborne Street in nördlicher Richtung, biegen ab auf den Broadway und fahren beim Manitoba Legislative Building vor. Alles aussteigen, bitte!
In 77 Meter Höhe genießt ein goldener Junge ein super Sicht nach Norden Richtung Churchill. Er selber misst über fünf Meter und thront auf der Spitze des Kuppeldaches des Legislative Buildings, das zwischen 1913 und 1920 erbaut wurde. Die Statue wurde 1918 von Charles Gardet in Paris aus Bronze gegossen, verschifft und ein Jahr später oben platziert. Die ursprüngliche Bronzestatue wurde in den 1940er Jahren golden angestrichen und 1951 sogar mit 24karätigem Gold belegt. Im Jahre 2002 wurde die Statue restauriert und mit 23,75 k Blattgold wiedervergoldet. Bevor wir hineingehen, gehen wir noch einmal um das imposante Gebäude, welches häufiger als Kulisse für Filmteams aus Hollywood dienen soll. Ansporn für uns, die Canon-Kamera auszupacken und zu filmen. Christian kümmert sich um bewegte Bilder und ich um den guten Ton. Drinnen filmen wir weiter.
Eine großartige Treppe aus feinstem italienischen Carrara-Marmor gerät ins Visir der Canon XL H1A. Dieser HD-Camcorder, der die Standards professioneller Fernsehleute erfüllt, bannt zwei lebensgroße Bisons aufs Bild, welche die Treppe an beiden Seite flankieren. Geschaffen wurden die 2.268 Kilogramm schweren Statuen ebenfalls von Gardets. Was schreibe ich eigentlich darüber? Schaut Euch das demnächst im Weltexpress TV an!
Wir müssen weiter. Über den Broadway Boulevard und die Main Street fahren wir durch die Stadt am Trans-Canada Highway. Ausführlich werden wir informiert. Hängen bleibt im Hirn, daß fast alle Straßen, die von West nach Ost führen, Boulevard und Avenue genannt werden, während die in Nord-Süd-Richtung verlaufenden Straßen meist Street heißen, manchmal auch Road. Chapeau vor den Franzosen, die hier mit den Briten einen beachtlichen Kompromiß fanden. Chinatown, Exchange, Cultural und Shopping Destrict werden uns alsdann vorgeführt. Das vielen Sitze auf den hohen Tribünen des Baseball Stadion am Red River sehen wir durch die Fenster des Kleinbusses und die wenigen Überreste des Fort Garry bei der Via Rail Union Station, dem hiesigen Hauptbahnhof. Höhepunkt der Sightseeing-Tour ist hier und heute das French Quarter. Über die Pont Provencier Bridge fahrend, betrachten wir die Esplanade Riel, einer neuen Fußgängerbrücke über den Red River, auf der ein Restaurant in eine Millionen kanadische Dollar teure Toilette lädt, und gelangen ins französische Viertel. Saint Boniface sei eine der größten französischsprachigen Gemeinden westlich der Großen Seen. „Zu französischer Sprache und Lebensart gehört natürlich auch das sagenhafte französische Essen, das wir am Abend in einem Eisenbahnwagon genießen werden“, überrascht uns Cathy, eine etwas ruhigere gleichwohl reizende Lady. Unsere Ohren sind wieder auf Empfang. Während des jährlich im Februar stattfindenden Festival du Voyageur, dem größten Winterfestival Westkanadas, kann man französisch-kanadische Küche probieren wie Erbsensuppe, Tourière (eine warme Fleischpastete) und Sugar Pie, ein nach Karamell schmeckender Kuchen, Croque Monsieur, Cuisses de Grenouille (Froschschenkel) oder Coq au Vin. Eine Vorstellung im Le Cercle Molière, dem ältesten französischen Theater Kanadas, könnte der Kulturreisende besuchen. Das werde ich nicht nur unserer Kultur-Redaktion empfehlen! Wir steigen wieder aus. Während die einen auf Museum machen, und in einem Gebäude von 1846, dem St. Boniface Museum, verschwinden, um das Leben der Métis (Menschen indianisch-europäischer Herkunft) und der Frankokanadier in dem größten noch existierenden Eichenholz-Blockhaus-Gebäude Nordamerikas zu studieren, schleichen wir über einen Friedhof und zur Promenade Tache, um die dunkelblauen Wasser des Red River aufs Tape zu bannen.
Mittlerweile hocke ich wieder im Hotelzimmer und muß mich mit der Direktberichterstattung sputen. Gleich wollen wir zum Essen in den Eisenbahnwagen. Und morgen zu den Eisbären.
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