In der Tat könnte er einiges zu erzählen haben, der Mann, der 1981 auf dem Petersplatz in Rom versucht, hat den Papst zu erschießen. Bisher äußerte er sich über sein Tatmotiv widersprüchlich. Während er kurz nach der Tat drei Bulgaren der Mittäterschaft bezichtigte behauptete er später, er sei der alleinige Täter und die Reinkarnation von Jesus Christus. Die CIA vermutete die Drahtzieher des Attentats beim sowjetischen sowie beim bulgarischen Geheimdienst und das italienische Parlament kam 2006 zu dem Ergebnis, dass das Attentat auf Weisung Leonid Breschnews vom russischen Geheimdienst KGB in Auftrag gegeben wurde. Es soll in Zusammenarbeit mit dem bulgarischen Geheimdienst und dem Ministerium für Staatssicherheit der DDR geplant worden sein.
Agca ermordete 1979 den Chef der türkischen Zeitung Milliyet, den liberalen Journalisten Abdi Ipekci. Nach der Tat floh er nach Erzurum wurde aber bald darauf verhaftet und konnte im November 1979 aus dem Militärgefängnis fliehen, in dem er einsaß. Es wurde vermutet, dass Soldaten, die mit den „Grauen Wölfen“ sympathisierten, ihm eine Waffe gegeben und bei der Flucht geholfen haben. Später floh Agca nach Bulgarien, wo er auch den KGB-Auftrag erhalten haben soll.
Wegen des Papst-Attentats saß Agca 19 Jahre in Italien im Gefängnis und verbüßt seit 2000 die Reststrafe für den Mord an dem türkischen Journalisten Abdi Ipekci und für zwei Banküberfälle, die er in den siebziger Jahren begangen hat.
In seinem Brief an die „Times“ schreibt inzwischen 52-Jährige, er sei physich wie phsychisch in bester Verfassung und es „regne“ millionenschwere Filmangebote von ernstzunehmenden Regisseuren. Außerdem werde er nach seiner Entlassung am 18. Januar das Ende der Welt ausrufen und das reine Evangeliums schreiben. Er habe vor, das perfekte Christentum zu gründen, das der Vatikan nie verstanden habe. Er wolle sich in Polen niederlassen und die polnische Staatsbürgerschaft beantragen.
Laut Paolo Guzzanti, der damals die Untersuchungskommission zu den Attentat auf Papst Johannes II. geleitet hatte, hält es für möglich, dass Agca im Auftrag des russischen Geheimdienstes gehandelt haben könnte. Guzzanti sagt: „Er ist nicht verrückt, wie viele glauben, sondern gut geschult und ein trainierter und bezahlter Killer, der für ein terroristisches Geheimdienstnetz gearbeitet hat“.
Ob Agca nun wirklich etwas zu erzählen hat oder in Anbetracht der gebotenen hohen Geldsummen sich eine Geschichte zusammen spinnen wird, darauf dürfen wir gespannt sein. Laut seines Anwaltes Haci Ali Ozhan kommen die Angebote von bedeutenden Verlegern und Filmemachern aus verschiedenen Ländern, darunter auch Offerten aus europäischen Ländern und den USA.