Vor den hessischen Abgeordneten, Mitgliedern der Landesregierung und geladenen Gästen sprach der Dalai Lama etwa eine halbe Stunde über die Wichtigkeit von Demokratie und politischer Transparenz und bat weiterhin um die Unterstützung seines Volkes. Er selbst habe nach 60 Jahren die politische Führung abgeben, die seit dem V. Dalai Lama traditionell mit der Rolle des geistlichen Oberhauptes der Tibeter verbunden gewesen sei. Weiter warb der 76-Jährige für Tugenden wie die Fürsorglichkeit und das Miteinander aller Geschöpfe und sieht bei Frauen eine besondere emotionale Stärke, weshalb er sich nicht nur über die Anwesenheit der weiblichen Abgeordneten freue, sondern sich sogar in der heutigen Zeite eine Frau als seine Nachfolgerin vorstellen könne.
Besonders angetan hatte dem Dalai Lama der türkischstämmige Landtagsabgeordnete Ismail Tip (CDU), mit dem er vor Beginn der Plenarsitzung ein kurzes Gespräch führte. Ismail Tipi ist der erste Abgeordnete im Hessischen Landtag mit türkischem Migrationshintergrund, in der Türkei geboren und als 14-Jähriger nach Deutschland gekommen. "Gerade das friedliche Zusammenleben verschiedener Kulturen und Religionen in Deutschland ist ein Vorbild für andere Länder in der Welt", sagt Tipi. Dieses Thema liegt auch dem Dalai Lama am Herzen, der in seiner Ansprache betonte, wie sehr er die Demokratie in Deutschland schätze. "Deutschland gehört dem deutschen Volk und nicht der einen oder anderen Partei", sagte er. China bezeichne ihn wegen seines Eintretens für Demokratie als einen "Dämonen", so der Dalai Lama, er erhalte jedoch dafür viel Untestützung von chinesischen Intellektuellen und forderte auch von den Abgeordneten des hessischen Landtags internationale Solidarität für Tibet. Die Unterstützung aus dem Westen sei wichtig als eine "starke Botschaft" an die chinesische Führung.
Zum Abschied schenkte er dem Landtag eine Buddha-Figur, die in ein safrangelbes Tuch eingeschlagen war. In der tibetischen Kultur symbolisiere der Buddha auch das Licht der Erkenntnis, erklärte der Dalai Lama. Im Gegenzug erhielt er von Landtagspräsident Norbert Kartmann (CDU) einen Korb mit Honig-Gläsern, die Honig aus verschiedenen Gegenden der Region enthielten. "Ich liebe Honig", freute sich der Dalai Lama , "vielleicht komme ich im nächsten Leben als Honigbiene wieder", scherzte er.
Ismail Tipi sagte nach dem Besuch des Tibeters: "Mit seiner Heiterkeit und seinem Charisma schafft er es, die Menschen aller Länder zu beeindrucken". Für das nächste Mal in Hessen lud Tipi ihn ein, mit ihm seinen Wahlkreis zu besuchen.