Herr „Fabian“, der Dichter und Werbetexter „oder Der Gang vor die Hunde“ und die Geschichte von der Moral

Tom Schilling und Meret Becker in einer Szene des Films "Fabian oder Der Gang vor die Hunde". © Copyright Hanno Lentz​, Lupa Film

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Kameramann geht rein in den Schacht am Heidelberger Platz in Berlin, die U-Bahn fährt. Und dann heißt es: „Zurückbleiben!“ Und dann geht er wieder raus. Fabian ist zu sehen und ein Mann, der vom „verdammten Krieg“ faselt.

In der Folge wird bei einer Fahrt durch Berlin gefickt. 1931. Groß-Berlin. Eine Stadt zwischen zwei Groß-Kriegen, Kriegen gegen Deutsche und Deutschland.

Fabians Fräulein fährt auch durch die Kulissen. „Wählt Thälmann“ ist im Hintergrund zu lesen. Schön schrag, nicht nur der Schuhplattler, sondern auch die „schaurigen Bäume“ vor der Scharperstraße 4.

Jakob Fabian (gespielt von Tom Schilling) arbeitet tagsüber in der Werbeabteilung einer Zigarettenfabrik für Lohn und gibt diesen nachts mit seinem wohlhabenden Freund Labude (gespielt von Albrecht Schuch), in Kneipen, Bordellen und Künstlerateliers wieder aus. Als er die selbstbewusste Cornelia (gespielt von Saskia Rosendahl) erst kennenlernt und dann lieben, kommt dem Schwarzseher für eine Weile Licht ins Leben.

Dann wird Herr Fabian gekündigt. Wer braucht im Wirtschaftskrieg, der gegen die Deutschen vor allem im zerkleinerten und unterdrückten Deutschen Reich geführt wird, einen Werbetexter und Propagandisten? Der Deutsche und Germanist Dr. phil. Jakob Fabian ist arbeitslos und scheint Spaß dabei zu haben. Das Baden mit dem Fräulein Battenberg gehört dazu. Doch der Filmemacher Dominik Graf, der nicht nur Regie führte, sondern auch am Drehbuch geschrieben haben solle, kann auch ernst, beispielsweise dann, wenn der Doktor in Frauenkleidern kommt.

Cornelia kommt dank ihres Chefs und Verehrers so hoch wie Fabian fällt. Sie macht Karriere als Schauspielerin. In einer Welt der Ware und des Spektakels, in welcher der Groschen knapp wird, werden Schausteller und Schauspieler für den schönen Schein gebraucht.

„Sie sollen weinen, wenn wir sie wegschicken… Was wir wollen, ist der Warencharakter der Liebe. Jawoll, aber die Ware soll verliebt sein in uns. Wir sind zu allem berechtigt, aber zu nichts verpflichtet. Sie sind zu allem verpflichtet, aber zu nichts berechtigt.“ So sah das nicht nur 1931 aus. „Daß man lebt, das ist purer Zufall, das man stirbt, das ist gewiß“, ist auch gut. Am Ende ist der kultur-, gesellschafts- und sozialkritische „Fabian“-Film von Dominik Graf, der mit Constantin Lieb das Drehbuch frei nach dem Roman „Fabian“ oder „Der Gang vor die Hunde“ von Erich Kästner schrieb, als poetischer Liebesfilm noch ein Kriminal- und Politfilm.

Und die Geschichte von der Moral? Sie endet. „Irgendwann im Spalterholz…“ sitzt nur noch das Fräulein Battenberg, während Herr Fabian in einem Fluß ertrank. Was für ein Drama?!

Großes Feingefühl in fatalen Umstände, die mächtig gewaltiger nicht sein könnten, zwischen zwei Groß-Kriegen gegen die Deutschen – haste nicht geseh’n.

Filmographische Angaben

  • Titel: Fabian oder Der Gang vor die Hunde
  • Staat: Deutschland
  • Jahr: 2021
  • Genre: Drama
  • Regie: Dominik Graf
  • Buch Dominik Graf
  • Darsteller: Tom Schilling, Albrecht Schuch und Saskia Rosendahl (Hauptdarsteller). Weitere Rollen: Meret Becker, Michael Wittenborn, Petra Kalkutschke, Eva Medusa Gühne und Elmar Gutmann
  • Länge: 176 Minuten
  • Freigabe: FSK ab 12 Jahren
  • Kinostart BRD: 5. August 2021

Anmerkung:

Siehe auch den Artikel Dominik Graf und Felix von Boehm für den Film „Fabian oder Der Gang vor die Hunde“ geehrt – Lesen Sie das Buch „Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“ von Erich Kästner! von Ingeborg Iltis.

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