Heißes Pflaster: Baustoffbranche im Visier der ukrainischen Mafia – Inwieweit ist die HeidelbergCement AG in den Skandal verstrickt?

Zur HeidelbergCement-Niederlassung in der Ukraine gehören die Zement- und Betonwerke in Kryvyi Rih, Dniprodsershinsk und Lugansk. An derSpitze von HeidelbergCement Ukraine steht Karel Oklestek, ein tschechischer Staatsbürger. Unter seiner Geschäftsführung in den letzten drei Jahren schreibt das Unternehmen HeidelbergCement Ukraine jährliche Rekordverluste für die ganze Holding in Höhe von 20 Millionen Euro bei einem Jahresumsatz von 100 Millionen Euro.

Offiziell wird dieser Verlust den allgemeinen Krisenzeiten in der ukrainischen Baubranche gut geschrieben. Die Wirklichkeit scheint aber eine andere Sprache zu sprechen. Vor kurzem wurde durch den ukrainischen Staatssicherheitsdienst in dem Werk Kryvyi Rih Diebstahl von Zement in großen Mengen aufgedeckt. Laut Auskunft der Fahndungsorgane wurde tatsächlich bis zu 25% des gesamten Produktionsumfanges des Werkes Kryvyi Rih gestohlen, im Wert von umgerechnet bis zu 1 Million Euro monatlich, bzw. 12 Millionen Euro jährlich. Der Diebstahl war in diesem Ausmaß dadurch möglich, dass das Recht auf Vertrieb von der gesamten Zementproduktion des Werkes Kryvyi Rih an Firmen veräußert wurde, die den dortigen kriminellen Strukturen angehören. Die Zusammenarbeit mit diesen Firmen wurde persönlich durch Herrn Oklestek kontrolliert. Praktisch wurde es so gehandhabt, dass während des Tages die Produktion mit LKW’s abtransportiert wurde, für die Geldmittel überwiesen wurden und nachts nach einer vorhergehenden Abmachung mit den Wächtern und nach dem Ausschalten von Video-Kameras die Zementtransporte ohne jegliche Versanddokumente abgefertigt wurden. Das immense Ausmaß der Veruntreuung wurde durch die Fahndungsorgane aufgedeckt und es wurde ein Strafverfahren eingeleitet, zu dem zurzeit die Ermittlungen andauern und zahlreiche Haftbefehle beschlossen wurden.

Die Frage zwängt sich auf, wie viel der Gelder, die durch die deutschen Banken für Kredite für die Sanierung des Unternehmens zur Verfügung gestellt wurden, in die Tasche krimineller Strukturen der Ukraine gewandert sind? Ebenfalls kristallisiert sich immer mehr heraus, dass das Unternehmen HeidelbergCement möglicherweise in eine ganze Reihe von dunklen Geschäften durch den Kauf von ukrainischen Streitaktien geraten ist. Dazu gehörten u. a. Aktien des Investmentfonds „Ribalskij Karier“ mit einer undurchschaubaren Herkunft. Zurzeit läuft ein Gerichtsstreit mit dem vorhergehenden Aktieninhaber wegen gesetzwidrigen Erwerbspraktiken der Aktien durch die ukrainische Niederlassung der HeidelbergCement AG. Die negativen Informationen mehren sich mehr und mehr und kratzen mehr und mehr am Image des deutschen Unternehmens. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann die deutschen Fahndungsorgane die offiziellen Ermittlungen beginnen werden und infolgedessen dann endlich eine adäquate Reaktion des Aufsichtsrates erfolgen muss.

Warum haben die Mitglieder des Aufsichtsrates der HeidelbergCement AG nicht schon längst reagiert z. B. mit der Entmachtung bzw. Entlassung von Karel Oklestek? In wie weit ist der Vorstandvorsitzende, Verantwortlicher für das Konzerngebiet Osteuropa, Andreas Kern involviert?

Ist das alles nur die Spitze des Eisberges?

Pressemitteilung von P+M Agentur, Elmenhorst, 14.06.2011.

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