Hannover 96 scheitert in Köpenick – 1. FC Union mit beeindruckender Heimstärke

Die Waldseite der AF, wird hier am Sonntag bereits der Aufstieg gefeiert? © Foto: Hans-Peter Becker

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Alte Försterei war ausverkauft. Stadionsprecher Christian Arbeit erinnerte daran, dass es hier ein Zweitligaduell gegen Hannover 96 erst einmal gegeben hat. Im offiziellen Stadionheft war zu lesen:“wisst ihr noch ? Das erste Heimspiel der Eisernen in der 2. Bundesliga.“ Christian Arbeit stand damals irgendwo unter den Zuschauern, genau wie der heutige Präsident Dirk Zingler. 15 Jahre ist das jetzt her, viel Wasser ist seitdem die Wuhle und die Leine runtergeflossen. Die Eisernen wären fast eingeschmolzen worden, während die Hannoveraner 2002 aufstiegen und die längste Phase ihrer Erstligazugehörigkeit begann. In der Gegenwart war das dritte Aufeinandertreffen wieder ein Kampf um die Punkte in Liga Zwei. Christian Arbeit und Dirk Zingler – sie waren am 30.07.2001 bestimmt unter den 9.072 Zuschauern – sahen den heutigen Trainer der Hannoveraner noch als Spieler über den Rasen der Alten Försterei laufen.

Besagter Daniel Stendel, nach dem Spiel von Journalisten befragt, konnte sich nicht mehr so recht erinnern an das Spiel und die Umstände damals. Die Erinnerungen an sein erstes Spiel als Cheftrainer in der Alten Försterei werden nicht zu den Angenehmen zählen. Seine Mannschaft verlor ein intensiv, kämpferisch geführtes Spiel mit 1:2. Dabei hätten seine 96er das Spiel nicht verlieren müssen. Bereits nach 40 Sekunden zappelte der Ball im Netz. Doch der Treffer wurde zu Recht nicht gegeben, Hannovers Fossum hatte ein Stürmerfoul begangen. Die Partie nahm sofort Fahrt auf, nahezu jeder Zweikampf sendete deutliche Signale. Der souveräne Schiedsrichter Robert Hartmann sah sich früh genötigt, gelbe Karten zu zeigen. Bereits nach 10 Minuten sah Unions Damir Kreilach gelb und nur 2 Minuten später erwischte es Felix Klaus von der anderen Mannschaft.

Der erste Eckball im Spiel wurde von den Eisernen erkämpft und fast wäre im Anschluss das erste reguläre Tor gefallen. Doch das Kopfballgeschoss von Innenverteidiger Roberto Puncec traf nur die Torlatte. Bis zur Halbzeitpause spielten beide die Unvollendete. Im entscheidenden Moment war es ungenau. Beide Mannschaften neutralisierten sich zunehmend. Folgerichtig mussten keine Schilder der alten Anzeigentafel neben der Waldseiten-Tribüne bewegt werden. Es stand die Null auf beiden Seiten.

Jens Keller hatte keine Überraschungen für die Mannschaftsaufstellung parat. Michael Parensen spielte für den gesperrten Kristian Pedersen und Roberto Puncec rückte für den angeschlagenen Fabian Schönheim in die Startelf. Taktisch sortierte sich das zu einem 4-3-1-2. Die Außenverteidiger rückten weit nach vorn, erwarteten ihre Gegenspieler bereits an der Mittellinie. Nach der Balleroberung war es zu oft ungenau. Die Statistik bescheinigte den Unionern nur eine Passquote von 57%, fast jedes zweite Anspiel erreichte nicht den Adressaten. Die Hannoveraner waren hier nur etwas besser, mit 61%. Es ging schnell hin und her, nur es fehlten die großen Torchancen. Bemühen wir an dieser Stelle den Spruch, dass das Spiel von der Spannung lebte.

Hannovers Torwart Philipp Tschauner – spielte trotz Adduktorenproblemen durch – bemerkte „es entwickelt sich im Spiel so ein Gefühl, wer das erste Tor macht, hatte die größten Chancen zu gewinnen, leider haben wir es nicht gemacht.“ Das erste Tor fiel in der 75. Minute, Collin Quaner war kurz zuvor für Kevin Redondo eingewechselt worden und mit seiner zweiten Ballberührung erzielte er seinen 7. Saisontreffer. Es war keine Standardsituation, ein Angriff erreichte den Hannoveraner-Strafraum. Laut Tschauner entstand eine Ping-Pong Situation, Quaner behielt die Übersicht, Schuss und Tor.

Zuvor war die Partie für mehrere Minuten unterbrochen. Einige Freunde der Pyrotechnik hatten sich im Gästeblock eingefunden. Es stieg Rauch auf in den Vereinsfarben, wären nicht zusätzlich bengalische Feuer entzündet worden, der komplette Gästeblock hätte sich im Rauch verstecken können. Dummerweise kam der Wind von der Spreeseite her und trieb den Nebel über das Spielfeld. Bis sich alles verzogen hatte, verordnete der Schiedsrichter eine ungeplante Trinkpause. Bringt solch eine Unterbrechung eine Mannschaft aus dem Rhythmus? Beim Fußball kann man nie etwas planen. Ich finde es nicht schön, aber solange niemand zu Schaden kommt, ist das nicht so schlimm, so die Worte von Union-Kapitän Felix Kroos.

Das Spiel gegen Hannover war ausverkauft. Foto: Hans-Peter Becker
Das Spiel gegen Hannover war ausverkauft. Foto: Hans-Peter Becker

Die Unterbrechung hat eher gut getan, sie kam in einer Phase, als Hannover anfing das Spiel zu bestimmen. In der zusätzlichen Pause konnten wir einige Dinge besprechen. So sah Philipp Hosiner die Dinge. Er bekam in der 79. Minute von Quaner die Vorlage zum 2:0. Das war mehr als die Vorentscheidung, die Fans der Eisernen waren jetzt beglückt, außer Rand und Band. Für ein paar Minuten war der 3. Tabellenplatz Realität. Er ging wieder verloren, weil in der 6. Minute der Nachspielzeit Felix Klaus den Anschlusstreffer erzielte. Das Torverhältnis ließ die Eisernen wieder auf Platz 5 abrutschen.

Philipp Hosiner sprach davon, das Spiel souverän gewonnen zu haben. Es war ein Spiel auf Augenhöhe, den Ausschlag gab die Auswechselbank. Jens Keller konnte besser nachlegen, mit Collin Quaner wurde der Sieg eingewechselt. Daniel Stendel hatte auf seiner Seite solch einen Spieler nicht zur Verfügung. „Ich hätte auch gern einen Spieler eingewechselt, der für uns das Spiel entscheidet.“

Leider verletzte sich Michael Parensen. Er bekam einen Schlag gegen den rechten Fuß. Für das nächste Spiel würde ja Kristian Pedersen wieder zur Verfügung stehen. Die Eisernen treten in Aue an, während Hannover um die selbe Zeit den 1. FC Nürnberg empfängt.
Die Saison ist noch lang. Sollten die Eisernen von größerem Verletzungspech verschont bleiben, ist in dieser Saison vieles möglich. Der Traum vom Urlaub in der ersten Liga wird ein bisschen realistischer.

Spieldaten

1. FC Union
Tor: Jakob Busk Abwehr: Christopher Trimmel; Roberto Puncec; Toni Leistner; Michael Parensen (ab 61. Christopher Lenz) Mittelfeld: Stefan Fürstner; Damir Kreilach; Felix Kroos Angriff: Steven Skrzybski; Kenny Redondo (ab 73. Collin Quaner); Philipp Hosiner (90. Dennis Daube) 4-3-2-1
Hannover 96
Tor: Philipp Tschauner Abwehr: Oliver Sorg; Felix Anton;K. Strandberg; M. Inola Albonorz; Mittelfeld: Manuel Schmiedebach; Marvin Bakalorz (Edgar Prib); Felix Klaus; I. Fossum (ab 78. Salif Sane); Kenan Karaman (ab 75. Mike Steven Bähre) Angriff: Artur Sobiech 4-2-3-1
Zuschauer: 22.012 ausverkauft Stadion Alte Försterei
Schiedsrichter: Robert Hartmann; Christian Leicher; Markus Schüller; Michael Bacher
herbstlich, trübes, trockenes Wetter

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