2011 erschien im Steidl Verlag eine kurze Biographie des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldór Laxness (1902-1998), geschrieben von Halldór Gudmundson. In der Biographie finden sich zahlreiche Fotografien zum Leben und Werk des Schriftsteller, die 2007 bereits in einer kleinen Ausstellung mit dem Titel „Der späte Blick“ in Köln gezeigt wurden.
Halldór Gudmundsson, hat diese kurze Biographie ursprünglich als Einleitung für die im Jahre 2002 anlässlich des 100. Geburtstages von Halldór Laxness im gleichen Verlag erschienenen Werkausgabe verfasst und ist auch Autor einer viel umfangreicheren 800-seitigen wissenschaftlichen Biographie über Laxness, die 2007 im btb Verlag, München, erschien. Hingegen ist die hier besprochene Biographie eher eine kurze Einführung, die aber trotzdem sehr informativ ist und den wohl kurzweiligsten Einstieg in Leben und Werk des berühmtesten isländischen Schriftstellers darstellt, der in seiner Heimat schon zu Lebzeiten als nationales Monument angesehen wurde.
Es gelingt Gudmundsson den Lebensweg von Laxness in aller Knappheit nachzuzeichnen und ihn dem Leser als Menschen nahezubringen. Gleichzeitig liefert er eine profunde Analyse seiner wichtigsten Werke, die in über 40 Sprachen übersetzt wurden. Er berichtet von Laxness` unbändigen Drang ein berühmter Schriftsteller zu werden, seiner Hinwendung zum Katholizismus zu Beginn der zwanziger Jahre, dem gescheiterten Traum Drehbuchautor in Hollywood zu werden, seinem politischem Engagement für den Sozialismus in der dreißiger und vierziger Jahren des 20. Jahrhunderts oder seiner späteren Distanzierung von ihm, nachdem er in den fünfziger Jahren von den stalinistischen Verbrechen erfuhr. Erfahrungen die sich in der Sozialkritik des „Volksbuchs“ und in anderen Romanen von Laxness` produktivster Phase in den dreißiger und vierziger Jahre, wie „Salka Valka“, „Sein eigener Herr“, „Weltlicht“, „Islandglocke“ oder „Atomstation“ niedergeschlagen haben. Romane, deren zweite große Inspirationsquelle die Tradition der Isländersagas und historische Überlieferungen waren, mit denen sich Laxness Zeit seines Lebens beschäftigt hatte – ab 1941 hatte Laxness die wegweisende erste Edition von Isländersagas in moderner Orthographie herausgegeben und damit heftige Ablehnung in Island hervorgerufen. Differenziert stellt Gudmundsson die Reaktionen und Kritik am Werk von Laxness dar, wie ihm das FBI zu schaden versuchte, nachdem er mit „Atomstation“ gegen den NATO-Beitritt Islands angeschrieben hatte und wie die Verleihung des Nobelpreises für Literatur an ihn vor dem Hintergrund es kalten Krieges zu einem Politikum wurde. Nachsichtig und wohl von persönlichen Eindrücken geprägt, schildert Gudmundsson den alternden und in seinen letzten Jahren zunehmend entrückten Laxness, wie die gesamte Biographie von einem wohlwollenden Ton geprägt ist, in dem nur wenige kritische Augenblicke durchleuchten. Eine überaus lesenswerte Biographie!
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Halldór Laxness, Sein Leben, Steidl Verlag, Göttingen 2011, Leineneinband, 237 S. m. zahlr. Fotos, ISBN: 978-3-86930-235-5, 24,00 €