Geier am Himmel über Air Berlin – Chefwechsel bei der deutschen Fluggesellschaft: Joachim Hunold geht, Hartmut Mehdorn

Schuld an der Misere sind immer nur die anderen. Der hohe Ölpreis, die steigenden Abgaben in Europa, die Einbrüche im Geschäft mit den Touristen, die nicht mehr nach Nordafrika und zu den arabischen Despoten wollen, aber auch die Atom-Katastrophe in Japan machen der gesamten Branche wie auch Air Berlin einen Strich durch die Rechnung.

Immer wieder gerne ins Feld geführt wird die leidige Luftverkehrsteuer, deren Opfer Hunold bei den Regionalflughäfen sieht. So werde Air Berlin ihre Flüge von Münster/Osnabrück nach London, Wien und Sylt ebenso wenig aufrecht erhalten können, wie die Verbindungen von Köln/Bonn zu verschiedenen Destinationen in Marokko sowie nach Valencia. Darüber hinaus wird man über den Winter von Köln aus nicht mehr direkt mit Air Berlin nach Innsbruck, Neapel und Palermo kommen. Storniert wird die Strecke Hannover – London. Karlsruhe, Dresden und Basel verlieren ab November über den Winter ihre Direktverbindungen nach Palma de Mallorca; von Paderborn aus geht es nicht mehr nach London und Manchester. Außerdem werden Malaga und Alicante aus dem Air Berlin-Programm von zahlreichen Flughäfen aus reduziert oder – wie Klagenfurt – zumindest über den Winter ganz aus dem Programm genommen. Erfurt wird als Standort ganz aufgegeben.

Und Hunold wird aufgegeben. Dafür kommt Mehdorn. In einer Pressemitteilung heißt es: "Übergangsweise wird Hartmut Mehdorn, seit 01.07.2009 Mitglied des Boards von Air Berlin PLC, die Aufgabe des CEO übernehmen. Joachim Hunold wird der Gesellschaft als Non-Executive Director auch in der Zukunft verbunden bleiben." Mit anderen Worten: Hartmut Mehdorn, der seit Juni 2009 im Air Berlin-Aufsichtsrat sitzt, soll Air Berlin wieder profitabel werden lassen und als Sanierer „die Einschnitte in unser Streckennetz und in unserer Flotte vornehmen“, sagte Visionär Hunold. Mehdorn weiß, dass wie einst bei der Deutschen Bahn auch bei Air Berlin „eine Menge passieren" muss. Die Reduzierung der Flugzeuge auf 164 Maschinen wird nicht reichen. Der Wegfall von 7.500 Flügen bis Ende 2011 wird nicht genügen. Auch Frequenzreduzierungen, der teilweise Rückzug von Regionalflughäfen sowie die Konzentration auf die Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien sollen zur Sanierung beitragen. Ob das reicht?

Spekuliert wird derzeit über eine Aufteilung des Unternehmens in mehrere Töchter, die geschmückt werden sollen. Buchhalterisch flott gemachte Betriebe sollen als feine Filetstücke meistbietend verkauft werden. Doch die Geier aus Nah und Fern sind auf Schnäppchen aus und warten schon auf die besten Bissen.

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