Brandanschlag mit rechtsextremistischen Hintergrund

Das eigentlich idyllische Städtchen in der schwäbischen Provinz mit 8 000 Einwohnern will so gar nicht zu dem passen, was dort geschah. Die Söhne von Duran Tecer, der seit 1987 mit seiner Familie in Winterbach lebt und sich vor sechs Jahren dieses Gartengelände kaufte und sich dort eine Hütte baute, grillten mit ihren Freunden am vergangenen Wochenende dort, so wie sie es schon oft taten. Auf der Nachbarwiese fand eine Geburtstagsfeier statt, an der etwa 20 Personen aus der rechten Szene teilnahmen. Laut eines Berichts in der Stuttgarter Zeitung soll Tecers ältester Sohn auf einem Feldweg, der zwischen den Grundstücken verläuft, von einem Teilnehmer der Geburtstagsfeier mit dem Auto angefahren worden sein. Nach einer lautstarken Diskussion sollen später die Rechtsradikalen mit Äxten auf die Söhne Tecers und deren Freunde losgegangen sein, von denen sich fünf in die Gartenhütte flüchteten. Weil sie nicht wieder herauskamen, sollen die Angreifer die Hütte mit Benzin begossen und angezündet haben. Als die jungen Männer in ihrer Not den Notruf wählten, bekamen sie den hilfreichen Rat der Polizei, ihren Unterschlupf zu verlassen, heisst es in der Stuttgarter Zeitung. Mit knapper Not sollen sie die Hütte verlassen haben, in der auch Spiritus lagerte.

Auch wenn die Stadtverwaltung Winterbach meint, eine rechte Szene gebe es in ihrem idyllischen Ort nicht, muss festgestellt werden, dass dies nicht der erste Vorfall in dieser Gegend war. Bereits vor zwölf Jahren soll die Polizei registriert haben, dass sich eine Dorfkneipe in Winterbach zu einem Szenetreff für rechtsgesinnte junge Menschen entwickelt habe. Die Kneipe sei nach einer Großrazzia geschlossen worden und danach sei Ruhe eingekehrt. Laut Bürgermeister Albrecht Ulrich (Freie Wähler) sei der Gemeinde von rechten Umtrieben seit den 80er und den 90er Jahren nichts mehr bekannt. Übersehen hat er dabei wohl, dass im vergangenen Herbst in Flecken ein Konzert der als rechtsextremistisch bekannten Band “Kinderzimmerterroristen” stattgefunden hat, bei dem vom Verfassungsschutz etwa 100 Neonazis gezählt wurden.

Dass der Übergriff vom Wochenende laut Michelfelder Polizeichef “eine enorme Gewaltbereitschaft” der rechten Szene zeige und dies im Zusammenspiel mit Alkohol eine explosive Mischung darstelle, sollte eigentlich nicht neu sein. Sogar gibt es in der Gegend eine Koordinierungsstelle Rechtsextremismus, nachdem im Jahr 2000 in Waiblingen ein Asylbewerberheim angezündet worden war und angeblich wiedme die Polizei nun etwa zehn Prozent in ihrer kriminalpolizeilichen Tätigkeit dem Rechtsextremismus. Auch in diesen Tagen “begegne man der rechten Szene mit null Toleranz”, über die man auch sehr gut Bescheid wisse, heißt es da. Die Brandstifter müssen sich unter Umständen wegen schwerer Brandstiftung verantworten, vielleicht sogar wegen versuchter Tötung. Festgestellt werden muss noch, ob den Personen, die sich im Gartenhaus aufhielten, der Fluchtweg verbarrikadiert wurde oder nicht.

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