Die Demonstranten übergaben dem Kulturstaatssekretär André Schmitz ihre Forderungen: den Neuabschluss der von den Arbeitgebern gekündigten Tarifvereinbarungen und die sofortige Aufnahme von Tarifverhandlungen. Ab 1. Januar 2010 droht ein tarifloser Zustand, der der Willkür der Arbeitgeber Tür und Tor öffnet. Seit 2002 haben die Berliner Musiker, Sänger und Tänzer keine Gehaltserhöhung mehr erhalten. Das Gehalt der im Öffentlichen Dienst in Berlin Beschäftigten wurde inzwischen um 4,5 Prozent erhöht, sie haben eine Einmalzahlung von 300 Euro und 2009 einen dauerhaften Sockelbetrag von 65 Euro bekommen. Für 2010 verhandelt ver.di über eine weitere Tariferhöhung. Die Künstler sind empört, dass der Senat seit Juni 2008 Verhandlungen mit ihnen verweigert.
Schmitz vertröstete die Künstler, im Haushalt 2010/2011 eine »Tarifvorsorge« von 2,4 Millionen Euro treffen zu wollen. Dann erst könnten Verhandlungen geführt werden.
Nach Mertens‘ Schätzung kann damit nur das Lohnniveau von 2003 erreicht werden. Das sei zu wenig.
Matthias Kamps, Kontrabassist der Komischen Oper, Mitglied der Tarifkommission, glaubt nicht, dass ein Vertrag bereits bis zum Januar zustande kommt. Dann erlischt die Friedenspflicht, und er kann seine Kollegen nicht mehr zurückhalten, einen Streik zu fordern.
Berlin liegt in der Bezahlung bereits hinter den anderen Bundesländern zurück. Gute Leute wandern ab, was der Qualität der Berliner Orchester und Opern schadet. Davor warnt auch Tobias Könemann, Geschäftsführer der Vereinigung deutscher Opernchöre und Bühnentänzer e.V., die gemeinsam mit der DOV zur Demonstration aufgerufen hatte. Zu Schmitz gewandt, sagte er: »Wir wollen die Gleichsetzung mit den anderen Bundesländern. Sonst schleicht sich hier Mittelmaß ein. Denken Sie an die Stadt und ihre Ausstrahlung nach Europa und in die Welt.«
Im übrigen haben die Demonstranten vor 20 Jahren keine Existenzängste gehabt.