Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die junge Frau drückt einen Keks gegen die pralle Brust. Muttermilch quillt auf das Gebäck. Das reicht sie einem Jungen, der die fragwürdige Köstlichkeit tapfer herunterwürgt. Eine schräge und so sehr einprägsame Szene aus „Favolacce (Bad Tales)“. Ansonsten bleibt eher wenig hängen in dem italienisch-schweizerischem Wettbewerbs-Beitrag von Fabio und Damiano D’ Innocenzo.
Eine sterile Reihenhaussiedlung im Speckgürtel Roms. Familien, bei denen Abstiegsängste herrschen. Die Kinder haben gute Noten, doch der Vater ist arbeitslos. Es wird viel geflucht. Die Stimmung schwankt zwischen Beklommenheit und Aggression, sie kann jederzeit explodieren. Wie das so ist, wenn Träume und Hoffnungen auf der Strecke bleiben. Und tatsächlich bastelt ein Junge an einer Bombe.
Es geht um soziale Probleme, aber auch um das Erwachsenwerden. Um Kinder ohne Halt, um Väter voller Wut, um Frauen voller Lethargie. Zu viele Figuren. Sie werden angerissen, kommen aber nicht voll zur Geltung. Die Szenen wirken willkürlich aneinandergereiht, es fehlt der rote Faden. Dieser Film will sehr viel, erreicht aber sehr wenig. Ein eher misslungener Beitrag.
Filmographische Angaben
- Originaltitel: Favolacce
- Englischer Titel: Bad Tales
- Staat: Italien, Schweiz
- Jahr: 2020
- Originalsprache: Italienisch
- Regie, Buch: Fabio & Damiano D’Innocenzo
- Kamera: Paolo Carnera
- Ton: Marc Thill
- Sound Design/Musik: Fabio Pagotto
- Schnitt: Esmeralda Calabria
- Darsteller: Elio Germano (Bruno Placido), Barbara Chichiarelli (Dalila Placido), Lino Musella (Professor Bernardini), Gabriel Montesi (Amelio Guerrini), Max Malatesta (Pietro Rosa), Tommaso Di Cola (Dennis Placido), Giulietta Rebeggiani (Alessia Placido), Justin Korovkin (Geremia Guerrini), Giulia Melillo (Viola Rosa), Laura Borgioli (Ada Tartaglia)
- Produzenten: Agostino Saccà, Giuseppe Saccà
- Länge: 98 Minuten