Am 12. Dezember 1915 wurde Frank Sinatra in Hoboken geboren. Das erwähnt nur die Chronologie, die den Mini-Bildband des Taschen Verlags schließt. Keine Aufnahme zeigt Frankie Boy als Jungen, vielleicht, weil in seinem Charme stets etwas jungenhaftes Lag. Unter der Lebensweisheit, die ihn sagen ließ, stille Mordlust sei ein Zeichen von Menschenkenntnis. Auf der frühesten Aufnahme steht der Sänger, Schauspieler und Entertainer vor dem Mikrofon. Sinatras wahrer Geburtsort ist die Bühne. „The Voice“ lautete der Untertitel des „Icons“- Bandes, doch Herausgeber Paul Duncan und Autor Alain Silver, der die Texte und das einleitende Essay verfasste, erzählen Sinatras Leben in ihrem Band der Icons-Serie von Taschen in Bildern. Verdammt gut sieht der junge Sinatra aus auf den Standaufnahmen seiner heute fast unbekannten Filme wie„Anchors await“ oder „On the Town“, die ihn singend und tanzenden mit Gene Kelly, Gloria Graham oder Groucho Marx zeigen. Zu dem unwiderstehlichen Äußeren war er „Verdammt in alle Ewigkeit“. Für seine Nebenrolle in Fred Zinnemanns Drama erhielt Sinatra den Oscar.
Dazwischen gab es „Momente, besonders spät nachts, in denen es zu ruhig ist und du weiß, dass etwas in deinem Leben fehlt.“ In diesen Nächten war er für „alles, was dich durch die Nacht bringt, sei es ein Gebet, Beruhigungsmittel oder ein Flasche Jack Daniels.“ Die Dunkelheit verdunkelt Silvers und Duncans visuelle Kurzbiografie. Nach dem Oscar für seine Nebenrolle in „Verdammt in alle Ewigkeit“ folgt Sinatras beste Schauspielleistung als „Mann mit dem goldenen Arm“. Dass „Frank Sinatra: The Voice“ auf mehreren Doppelseiten in Otto Premingers Meisterwerk schwelgt, lässt sei ihm nicht zu verdenken, nur zu danken. Dazu das Filmposter mit Kim Novak, entworfen von dem brillanten Grafiker Saul Bass. Auf der vorletzten Seite glänzt das Plakat. So rasch fliegen die Seiten der Bild- und Lebensbiografie durch die Finger, um sie gleich noch einmal von der ersten Seite an zu genießen. Unausgewogen, wechselhaft, unentschuldigt – das knappe Buch wie sein Protagonist. Manchmal braucht es eben diese Fehler, um eine Biografie reizvoll zu machen wie die von „Frank Sinatra“. Das gilt auch für die gedruckte Mini-Biografie von Taschen.
Sinatra ist Gauner, Spieler, Frauenheld, Sünder, Säufer, Rat Packer. Und Frank Sinatra ist Gentelman. Wie die Lady ein Tramp ist – für die heimlichen Neider ihrer Eskapaden und ihres Talents. Makellos trotz des angekratzten Rufs, makellos dank ihm. Um seinen eigenen Leumund scherte sich der Künstler nie: „Don ´t get mad, get even.“ Am 12. Dezember wird die Legende 95 Jahre. Der Mann starb am 14. Mai 1998. Auch das konnte ihn nicht aus der Fassung bringen: „Man lebt nur einmal und so, wie ich lebe, ist einmal genug.“
Titel: Frank Sinatra: The Voice/ Herausgeber: Paul Duncan/ Autor: Alain Silver/ Verlag: Taschen/ Jahr: 2008 /Seiten: 192 /Preis: 7,99 €