„Flirrender Impressionismus“ bei den Berliner Philharmonikern – David Runnicles dirigiert ein Konzert „í€ la Française“

David Runnicles © Florence McCall

Der zweite Abend riß das Publikum hin mit Olivier Messiaen „Hymne“, Claude Debussy „La Damoiselle élue“ und Maurice Duruflés „Requiem op.9“.

Olivier Messiaens hat seine „Hymne“ mit durchaus geistlichem Hintergrund komponiert. Seine Uraufführung lautete „Hymne au Saint-Sacrément“. Die beiden Hauptthemen repräsentiern die Herrlichkeit Gottes bzw. die Feier des Abendmahls, während die Durchführung Versuchung bzw. Abwehr der Sünde und die Reprise die Verheißung vom ewigen Leben schildern. Polemische Kritik an seinen theologischen Erläuterungen ließen ihn bei der New Yorker Uraufführung den Titel in „Hymne“ ändern.

Sein theologischer Ansatz ist jedoch in jeder Note und jedem Klang zu spüren, die die Seele durchdringt:  Helle, fließende, sphärische Musik, Geigen wie Meereswellen, sich dynamisch steigernd, ergreifen, Trompeten und Hörner, die die Spannung steigern – zeigen wie in einem Frage und Antwortspiel das Thema „Glaube und Sünde“, „Träumerisches und Versuchung“. Das Ganze endet in einem gewaltigen Creszendo – dem ewigen Leben! Das gesamte Ensemble bietet in unglaublicher Leistung Hochkarätiges!

In Claude Debussy „La Damaoiselle élue“ brillierten die Sopranistin Martina Welschenbach und die Mezzosopranistin Kelley O’Connor mit dem ergreifenden Rundfunkchor Berlin, sowie dem Bass-Bariton Noel Bouley. Es handelt von einer verstorbenen Frauengestalt, die, sich auf die goldene Himmelsbrüstung lehnend, sinnend auf die Erde herabschaut und sich nach ihrem Geliebten sehnt. Romantische, warme Geigentöne, zarte Flöten und ein sphärisch klingender Chor gleich einem Engelschor, Harfe, eine in gold gekleidete Martina Welschenbach, die herzergreifend singt, Kelley O’Connor mit warmem Timbre, Geigen, die wie ein Meer wogen – ein phantastisches Klangerlebnis mit einem Donald Runnicles, der wie ein Hexenmeister diese guten Geister der Musik ruft und hoffentlich nie wieder fortlässt!
Nach der Pause wird mit den beiden Juwelen- „Appetizern“ nun das absolut brilliante „Hauptgericht“ serviert: Maurice Duruflés Requiem op.9 gehört zu jenen geistlichen Werken, die eine Ahnung einer besseren jenseitigen Welt vermitteln. Anklänge an den gregorianischen Choral mischen sich mit flirrenden impressionistischen Farben zu einem zauberisch-ätherischen Ganzen. Ein sakral und gewaltig klingender großer Rundfunkchor Berlin ergreift das Publikum.

Dramatisch, dunkel erklingen Horn und Bratsche, der Chor, dunkel getragen mit Urgewalt-Dramatik, Pauken und Trompeten. Das polyphone musikalische Gewebe wird in einer brillianten an Débussy, Ravel und Dukas geschulten Instrumentation entfaltet. Der Chor singt immer leidenschaftlicher, der Bass-Bariton Noel Bouley ergreift mit  „de morte transire ad vitam“, während die Mezzosopranistin Kelley O’Connor mit „In Pie Jesu“ und  „In paradisum“ große spirituelle Ruhe verströmt. Der abschließende Dominantseptnon-Akkord scheint bis in die Ewigkeit zu klingen. Der Hauch einer Ahnung von einem Gefühl wie im Paradies hinterbleibt beim Publikum, die der Aufführung frenetisch applaudiert!

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