Berlin, Deutschland (Weltexpress). Journalisten melden eine Feuerpause, eine Waffenruhe, ja, einen Waffenstillstand im Krieg um die Republik Arzach im Kleinen Kaukasus, der von Türken angefangen wurde. Doch so weit darf ein ehrenwerter Journalist nicht gehen.
Der Begriff Feuerpause trifft die Lage in Armenien, Arzach und Aserbaidschan sowie in Russland und der Türkei, wo im Hintergrund die großen Fäden gezogen werden, am besten.
In Eriwan, der Hauptstadt von Armenien, heißt es von Seiten der Regierung, verkündet durch eine Sprecherin des Kriegs- beziehungsweise Verteidigungsministeriums, dass „alle Kämpfe eingestellt worden“ seien. In „Reuters“ (10.11.2020) wird unter dem Titel „Armenien meldet Einstellung der Kämpfe in Bergkarabach“ mitgeteilt, dass „Armenien, Aserbaidschan und Russland … am frühen Dienstagmorgen mitgeteilt“ hätten, „sie hätten eine Vereinbarung unterzeichnet, um die Kämpfe nach mehr als einem Monat zu stoppen“.
Zum Thema wird in „Süddeutsche Zeitung“ (SZ, 10.11.2020) unter der Überschrift „Konflikt um Bergkarabach: Proteste und Verwirrung in Armenien nach Waffenruhe“ darüber informiert, dass „der armenische Präsident Armen Sarkissjan … sich überrascht gezeigt“ habe „von der Vereinbarung über das Ende aller Kampfhandlungen in der Südkaukasus-Region Bergkarabach.“ Offensichtlich erfuhr der Präsident aus der Presse über den neuesten Schritt des Premierminister. Sarkissjan erklärte, nachdem er offensichtlich übergangen wurde, dass „jeder Schritt, jede Maßnahme und insbesondere die Unterzeichnung eines so wichtigen Dokuments … Gegenstand umfassender Diskussionen sein“ sollten.
Weiter heißt es in der „SZ“: „Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan hatte die Vereinbarung in der Nacht zum Dienstag mit Aserbaidschans Präsident Ilham Alijew unter Vermittlung von Kremlchef Wladimir Putin unterzeichnet. Sie sollte am Dienstagmorgen um ein Uhr Ortszeit (Montag, 22 Uhr MEZ) in Kraft treten. Das berichtet die Agentur Interfax unter Berufung auf den Kreml in Moskau.“
Gegenüber der „Tagesschau“ des Staatssenders ARD (7.11.2020) erklärte Paschinjan u.a.: „Leider hat die internationale Gemeinschaft das Wesen der Karabach-Frage aus dem Blick verloren. Als sie 1988 während der Perestroika von Michail Gorbatschow aufkam, wurde sie als eine Manifestation der Demokratisierung in der Sowjetunion verstanden…
Die Karabach-Armenier, die stets mehr als 80 Prozent der Bevölkerung des autonomen Bezirks Bergkarabach ausmachten, nutzten die durch die Demokratisierung gebotenen Möglichkeiten, um ihre verletzten Rechte in einem absolut friedlichen Prozess wiederherzustellen.
Allgemein könnten einige Länder die Existenz der Armenier an sich als eine Provokation sehen, einschließlich der Türkei, wo im Osmanischen Reich 1915 der Völkermord an den Armeniern begangen wurde. Riesige armenische Gebiete wurden durch den Völkermord von Armeniern gesäubert. Meine Einschätzung ist, dass die Türkei 100 Jahre später in den Südkaukasus zurückgekehrt ist, um diese Operation fortzusetzen.
Das ist eine Manifestation der expansionistischen, imperialistischen Politik der Türkei, denn die Armenier im Südkaukasus sind das letzte Hindernis auf dem Weg der Expansion der Türkei nach Norden, Osten und Südosten. Ich sehe dies im Zusammenhang mit der Politik, die die Türkei im Mittelmeerraum, in Syrien, im Irak, in den Beziehungen zu Griechenland und Zypern verfolgt. Und im Lichte der Tatsache, dass die Türkei bestimmte Aktionen in Europa fördert.“
In der Tat ist der Alijew-Clan in Baku, Ilham Aliyev gilt Kennern und Kritikern nur als Präsident von Aserbaidschan, abhängig von den Herren der muselmanischen Glühlampenpartei AKP in Ankara. Die Türken aus Anatolien ziehen bei den aserbaidschanische Türken schon lange die Fäden hinter den Kulissen. Kein Wunder also, dass in Baku die anatolischen Türken als „Friedenstruppen“ willkommen sind, während in Eriwan und wohl auch in Stepanakert die Russen als „Friedenstruppen“ willkommen geheißen werden. Allerdings protestieren aktuell christliche Armenier gegen den möglichen „Schandfrieden“, denn laut Kreml hätten die beiden Staats- und Regierungschefs nicht nur Gefangenenaustausch und den Austausch der Überreste der Gefallenen vereinbart, sondern auch das „Einfrieren aktueller Positionen“. Angesichts der Geländegewinne der muselmanischen Türken sind christlichen Armenier wahrlich wütend.