Nachdem Dominic Toretto (Vin Diesel mit gewohnt stoischer Ruhe), Brian O’Connor (Paul Walker mit den unglaublich blauen Augen) und ihr Team in Rio ein Gangsterimperium um 100 Millionen Dollar erleichtert haben, leben sie nun friedlich (gelangweilt), aber fernab der amerikanischen Heimat. Dann steht FBI Agent Hobbs (Dwayne Johnson) plötzlich vor der Tür. Er braucht Hilfe, um Owen Shaw (Luke Evans, ein wahrer Unsympath) und seine Crew zu schnappen. Sein Argument ist ein überzeugendes: er zeigt Dom ein Foto, auf dem Doms totgeglaubte Freundin Letty (Michelle Rodriguez) zu sehen ist – und sie fährt jetzt für Shaw.
Familie lautet das Schlagwort von Fast 6. So ist Brian nicht nur Vater, und Dom somit Onkel geworden, nein, die abtrünnige Letty soll auch in den Schoss der Familie zurückgebracht werden. Familie, so die klare Ansage, steht über allem. Die zweite Ansage steht auf dem Poster: Alle Straßen enden hier. Was aber anscheinend nicht für das Rollfeld im großen und sehr ausgedehnten Actionfinale gilt, denn dieses scheint kein Ende zu kennen. Was einen Hauch ungewollter Komik an sich hat, wie überhaupt so vieles in diesem Film. Die Dialoge lassen einen eine Wiedereinführung des Stummfilms in Erwägung ziehen und Doms heldenhafteste, ja todesmutige Tat um seine geliebte Letty zu retten, ist so überzogen, dass so mancher unfreiwillig in Gelächter ausbrechen wird. Fast 6 ist albern, aber es scheint die besondere Gabe Vin Diesels zu sein, dass man es ihm und somit dem Film einfach nicht übel nehmen kann. Vielleicht liegt es daran, dass er nie vorgibt intelligenter, wichtiger oder bedeutender zu sein, als er und der Film es sind. Kino, auch wenn es so manchem Schöngeist oder Feuilletonist nicht gefällt, ist nun mal in allererster Linie ein Unterhaltungsmedium.
Mag die eine oder andere Action Szene voll unfreiwilliger Komik sein, insgesamt sind sie genau so, wie sie sein sollen: schnell und spektakulär. Echte Stunts statt risikofrei am Computer – das sieht man. Man will den treuen Fans der Reihe etwas bieten, und das Motto lautet hier: nicht kleckern, klotzen. Außer schnellen Autos kommen daher auch ein Panzer und ein Flugzeug zum Einsatz. Außerdem geizt man nicht mit schönen Schauplätzen wie den Kanaren oder London. Wobei London überraschenderweise als Schauplatz für ein Autorennen nicht wirklich viel hergibt, denn die Straßen sind weder eng- noch breit genug für ein wirklich spektakuläres Rennen.
Fast & Furious 6 ist für ein Publikum gemacht, dass keine intellektuelle Herausforderung sucht, sondern PS und Testosteron huldigt. Es gibt Autorennen, Verfolgungsjagden, Zweikämpfe und Humor (mal mehr oder weniger freiwillig) – wer bisher an Fast & Furious Spaß hatte, der wird auch diesmal wieder gut bedient. Fast-Neulinge werden auch ihren Spaß haben, da alles selbsterklärend ist. Dazu gibt es im Abspann einen Ausblick auf Fast 7, der so vielversprechend ist, dass man sich auch als nicht-Fan wünscht, man könnte ihn sofort sehen.
FAST & FURIOUS 6 (USA, 2013); Verleih: Universal Pictures International; Filmlänge: 130 min; Regisseur: Justin Lin; Darsteller: Vin Diesel; Paul Walker; Dwayne Johnson; Michelle Rodriguez; Luke Evans; Tyrese Gibson; Chris „Ludacris“ Bridges; FSK: ab 12 Jahren; Kinostart: 23. Mai 2013 (Deutschland).