Zwei Dinge lähmten die EU-Staaten auf der diesjährigen Walfangtagung: Die Verhandlungen um einen Kompromiss, der Japan künftig Küstenwalfang genehmigen könnte, und ein Antrag Dänemarks auf eine Fangquote von jährlich zehn Buckelwalen. "Die Verhandlungen der IWC mussten immer wieder unterbrochen werden, weil die EU sich nicht auf eine gemeinsame Stellungnahme einigen konnte. Viele Staaten reagierten zu Recht mit Spott und Verärgerung auf diese schlecht vorbereitete EU", so die Pro Wildlife-Sprecherin. Beide Themen wurden nun in Interims-Arbeitsgruppen verlegt, bei denen Verbände draußen bleiben müssen.
Der geplante Kompromiss: Sprengstoff für die IWC
Die gesamten IWC-Verhandlungen unterlagen der Forderung Japans, dass keine kontroversen Themen diskutiert werden dürfen. Damit sollten die Verhandlungspartner "guten Willen" zeigen und die weiteren Gespräche über einen Kompromiss nicht belasten. Dieser Kompromiss würde u.a. Japan den kommerziellen Küstenwalfang genehmigen, wenn es im Gegenzug seinen so genannten Wissenschaftswalfang reduzieren würde. Diese Verhandlungen sollen bis zur nächsten IWC-Tagung im Sommer 2010 in einer kleinen Arbeitsgruppe weitergeführt werden. Und Japans Rechnung ging auf: "Während die Walfangländer seit Monaten mit immer neuen Fangquoten und Walfleischlieferungen provozieren, verlangen sie von den Walschutzländern Stillhalten. Und diese fügen sich widerstandslos. Für die Wale ist dies brandgefährlich." Die Walfangländer indes sind ganz und gar nicht passiv:
Dänemark sprengt Walschutz-Engagement der EU
Ureinwohner in Grönland dürfen laut IWC derzeit 212 Zwergwale, neun Finnwale und zwei Grönlandwale zur Selbstversorgung fangen. Doch nun will Dänemark für sein Territorium Grönland eine zusätzliche jährliche Fangquote von zehn Buckelwalen. Begründet wird dies mit dem Bevölkerungswachstum auf Grönland. Tierschützer bezweifeln jedoch den erhöhten Bedarf: "Die Grönländer schöpfen ihre aktuelle Fangquote gar nicht aus, und ein Großteil des Fleisches erlegter Tiere wird überhaupt nicht verwendet", sagt Altherr. Viele EU-Länder sahen dies während der IWC-Verhandlungen ähnlich und widersetzten sich zunächst dem Antrag Dänemarks. Nach tagelangem Tauziehen und unzähligen Koordinationstreffen beschloss die IWC am Donnerstag morgen, die Entscheidung zu Dänemarks Buckelwalen in eine kleine Arbeitsgruppe zu verlagern. "Dort getroffene Absprachen müssen auf der nächsten Jahrestagung 2010 zwar nochmals formell bekräftigt werden, aber kaum ein Land es wird nach diesem Eklat wagen, die Absprachen der Arbeitsgruppe anzuzweifeln", so Altherr.
Stillstand beim Walschutz
Dänemark gelang es mit Unterstützung der anderen skandinavischen Länder, die EU derart zu entzweien, dass alle internen Abstimmungen zur EU-Position vom Thema Buckelwale überlagert wurden. "Bei anderen drängenden Fragen, wie den Gesundheitsrisiken durch Walfleisch, versanken die EU-Länder in Lethargie. Damit haben die Walfangländer Fortschritte beim Walschutz auf breiter Front verhindert", kritisiert die Pro Wildlife Sprecherin. Zum Engagement der deutschen Delegation sagt sie: "Bei der Belastung von Walfleisch mit Giftstoffen hatten wir leider keine Unterstützung, für die Buckelwale hat Deutschland jedoch großartig gekämpft."