Es spricht der Präsident – Verband der Automobilindustrie legt auf der VDA-Jahres-Pressekonferenz in Frankfurt am Main die Zahlen samt Interpretation vor

Auf 16 Prozent Einbuße weltweit, lautete im Frühjahr die Prognose der Experten für dieses Jahr. Anfang Dezember nun deutet sich der Rückgang auf nur 5 Prozent an. Das gilt für das Weltgeschäft, die Teilmärkte sind völlig different. So sind die Pkw-Neuzulassungen in China im Jahr 2009 bisher um 40 Prozent gestiegen, wobei der Oktober mit 67 Prozent zu Buche schlug. „Der boomende chinesische Markt rückt damit vom Volumen her immer näher an den US-Markt heran: Mit 771,300 Verkäufen liegt China im Oktober nur noch knapp 8 Prozent unter dem nordamerikanischen Marktvolumen.“, so Matthias Wissmann. Gleichzeitig ist der US-Markt im bisherigen Jahresverlauf weiter um ein Viertel eingebrochen. Aber auch in den USA deuten sich ein Abschwächen des Einbruchs an.

Besonders wichtig für den Pkw-Weltmarkt ist neben China Indien geworden, wo Steigerungsraten um ein Drittel für den Oktober sensationelle Zahlen bieten. Natürlich sind derartige Angaben immer auf dem Hintergrund der bisherigen Pro-Kopf-Automobilausstattung zu sehen. Aber als Gesamtmarkt hat Indien mit etwa 1,5 Millionen PKWs den russischen Markt in diesem Jahr weit überholt und ist um ein Fünftel größer. Die positive Ausrichtung gilt auch für Brasilien, wo ebenfalls der Oktober nach oben zog und der Jahresschnitt bei einem Wachstum von 7 Prozent liegt. Selbst der japanische Markt, in den letzten Jahren Stiefkind und lahm dazu, hat um 8 Prozent zugelegt, was auf die dortige Abwrackprämie zurückgeführt wird.

Sehr schwierig dagegen ist die Lage in Osteuropa. In den neuen EU-Ländern ging der Pkw-Absatz um 30 Prozent zurück, wobei die Rückgänge progressiv sind, ist doch allein im Oktober ein Rückgang von 37 Prozent verzeichnet. „Noch schlimmer ist die Lage auf dem einst so vielversprechenden russischen Markt: die Zulassungszahlen haben sich in diesem Jahr – gegenüber dem Vorjahresniveau – mehr als halbiert, im Oktober gab es ein Minus von 52 Prozent“, sprach der Präsident.

Sehr viel gesünder sieht es wirtschaftlich auf dem westeuropäischen Markt aus. Immerhin ein Plus von 16 Prozent ergaben die 1,2 Millionen neu zugelassenen Pkws allein für Oktober. Auch hier ist der Zusammenhang von Steigerung und Belebung des nationalen Marktes durch staatliche Impulse evident: England um ein Drittel mehr, Spanien um ein Viertel, Frankreich um ein Fünftel und Italien um 16 Prozent. Insgesamt lag für 2009 der westeuropäische Markt nur noch um 3 Prozent unter dem des Vorjahres, als die Automobilwelt noch in Ordnung schien. Zu dieser Stabilisierung hat der deutsche Markt entscheidend beigetragen.

Wissmann: „Die deutschen Hersteller haben auf wichtigen Märkten im bisherigen Jahresverlauf Marktanteile gewonnen. So zählt heute fast jeder zweite Neuwagen in Westeuropa zu deutschen Konzernmarken, in den USA haben wir fast einen Prozentpunkt zugelegt (auf 7,3 Prozent), im Mercosur (gemeinsamer südamerikanische Markt, d.V.) konnten wir unseren Marktanteil ebenfalls um einen Prozentpunkt auf gut 23 Prozent steigern. Und in Rußland haben wir unsere Marktposition sogar um eineinhalb Prozentpunkte verbessert.“ Aber auch diese positiven Zahlen verbergen nicht, daß die deutsche Automobilindustrie von der weltweiten Entwicklung durch Exporteinbrüche Schlagseite erhielt. In Deutschland selbst ist alles nicht so schlimm gekommen, wie noch Anfang Juli vom VDA prognostiziert wurde.

Damals ging man von dem Gesamtmarkt von 3,5 Millionenen für das Jahr 2009 aus. Nun im Dezember spricht der VDA von einem erwarteten Neuzulassungsvolumen in Deutschland von über 3, 8 Millionen Pkw. Das bedeutet gegenüber 2008 sogar einen Anstieg um ein Viertel. Ursache des Erfolges sieht der VDA in der Neugestaltung der Kfz-Steuer und der Umweltprämie. Letztere hat eine Wirkung entfaltet, die direkt in die Familiengespräche einging, ob man sich unter diesen Bedingungen nicht doch einen neuen Wagen zulegen sollte, was viele taten. „Natürlich gab es auch Vorzeigeffekte. Doch deren Wirkung war wesentlich geringer als von vielen befürchtet. Dieses Jahr hat eines gezeigt: Der Wunsch nach dem eigenen Auto ist ungebrochen. Der Besitz eines Autos hat für die Menschen unverändert einen hohen Stellenwert. Die individuelle Mobilität ist für die Bürger ein hohes, unverzichtbares Gut.“, äußerte ein sichtlich zufriedener Präsident, der wie gesagt, alles im Griff hat, die deutsche Gesellschaft wie auch die deutsche Automobilindustrie, die deutsche Politik und auch die Journaille. Seinen Verband, den VDA, ebenso.

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