Erstmals so verliehen – Orden vom aztekischen Adler an Sigmar Gabriel, Monika Grütters und weitere Persönlichkeiten

Orden vom aztekischen Adler. © Alexeinikolayevichromanov, 2015

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Queen Elisabeth II. hat einen. Der vierzigste Kaiser Japans Akihito hat einen. Haile Selassie erhielt einen. Nelson Mandela bekam einen. Eisenhower, der Schah von Persien, Tito. König Carl Gustaf XVI. von Schweden. Königin Margrehte II. von Dänemark; König Juan Carlos I. von Spanien, König Olav V. von Norwegen und sogar Konrad Adenauer. Den Orden vom aztekischen Adler.

Der aztekische Adler

ist das Wappentier Mexikos, des etwa 200 Jahre alten Staates mit einer über 2000 Jahre alten Geschichte. Der aztekische Adler ergreift die Schlange. Auf jeder Silbermünze finden wir den auf einem Kaktus sitzenden Adler mit der Schlange. Manche interpretieren das so: Die Schlange ist das Böse, das Laster, die Versuchung, die der Adler, die Kraft und Tugend Mexikos in den Griff bekommen hat. Solange die Tugend stark ist, ist das Böse automatisch schwach. Natürlich gibt es ganze Bücher über Heraldik und die Gründungsmythen des stolzen Mexikos.

Der Legende nach gründeten die Azteken Tenochtitlán, die Stadt, dort, wo sie einen Steinadler fanden, der sich auf einem Feigenkaktus niedergelassen hatte und eine Schlange festhielt.

Der Orden vom aztekischen Adler wird nur vom Präsidenten vergeben. Eigentlich. Üblicherweise in Mexiko. Ihn können Staatsoberhäupter und Premierminister erhalten sowie alle die, die sich besonders um Mexiko verdient gemacht haben. Früher gab es ihn in acht verschiedenen Klassen beziehungsweise Versionen. So, wie es das Bundesverdienstkreuz am Bande gibt.

So haben alle oben genannten Träger des Ordens vom aztekischen Adler die höchste Klasse bekommen, den Collane. Bis auf Olav V. Von Norwegen und Konrad Adenauer, die das Großkreuz erhielten, eine Stufe darunter (Nelson Mandela erhielt die Stufe „banda“). Dann folgt das Komturkreuz, die Schriftstellerin Alexandra Kollontai erhielt es 1944. Darunter gibt es noch das Ritterkreuz. Das bleibt für Bill Gates. Aber auch Pablo Neruda und Juri Knorosow.

Nach der Reform der Ordensstruktur im März 2011 gibt es nur noch sechs verschiedene. In aufsteigender Rangfolge: Insignia, Venera, Placa, Banda, Banda en Categoría Especial und Collar. Davor waren es acht Ränge: Mención Honorífica, Insignia proper, Venera, Placa, Medalla, Banda, Cruz und Collar; beziehungsweise fünf: Insignia, Encomienda, Banda, Cruz, Collar. Die deutschen Bezeichnungen sind: Ritter (placa), Offizier (medalla), Kommandeur (banda), Großkreuz (cruz) und Collane (collar) wegen der Ordenskette.

Wer erhält den Orden vom aztekischen Adler?

Schauen wir uns doch einmal die Geschichte von Juri Knorosow an. Der sowjetische Ägyptologe marschierte 1945 mit der Roten Armee in Berlin ein. Dort in der Reichshauptstadt fand er in der Preußischen Staatsbibliothek den Dresdner Kodex. Das ist eine Reproduktion einer Maya-Handschrift. Außerdem stieß er auf „Relación de las cosas de Yucatán“. Dieser Text von Diego de Landa, der in einer manuellen Kopie vorlag, ist eine Rechtfertigungsschrift. Der Bischof von Yucatan war gegen die einheimische Bevölkerung vorgegangen, die MAYA. 1566 wurde er deswegen angeklagt. Indem er sich rechtfertigte, ging er auf die Maya-Schrift ein. Knorosow übersetzte das Buch später ins Russische und publizierte es 1956 in Moskau.

Die faszinierende Geschichte eines Mannes, der zwei Bücher hatte „mitgehen“ lassen
Er hatte den Dresdner Kodex und die Abschrift von de Landas Rechtfertigung mit nach Russland genommen, also in die Sowjetunion. Das wurde später von Bedeutung. Denn Knorosow leistete hervorragende Arbeit. Seine Doktorarbeit von 1952 – „Drevnyaya pis’mennost’ Tsentral’noy Ameriki“, zu deutsch „Alte Schriften Mittelamerikas“, beschäftigte sich mit der Entzifferung der Maya-Schriftzeichen. Zunächst führte seine Kenntnis des Mittelägyptischen und ein Vergleich der Anzahl der „Buchstaben“, also der Maya-Schriftzeichen, dazu er eine Gemeinsamkeit erkannte. Beides sind Silbenalphabete, das wusste allerdings niemand sicher und de Landa scheinbar auch nicht, sonst hätte er die Schriftzeichen anders notiert und nicht so viele verschiedene. Ein einzelnes Schriftzeichen, das Zeichen für Westen, war in der Scientific Community, also unter Gelehrten, bekannt. Knorosow zeigte, wie es zu lesen sei (chi-kin, wobei Kin die Sonne ist) und präsentierte damit schon 1952, als noch der Koreakrieg tobte, einen verheißungsvollen Ansatz zur Entzifferung des Maya-Schrift: den phonetischen.

1954 folgte das in Mexiko-Stadt und Moskau veröffentlichte Werk „La antigua escritura de los pueblos de America Central“, zu deutsch „die alte Schrift der Völker Mittelamerikas“.
Zwei Jahre später dann die erwähnte Übersetzung: „Diego de Landa. Soobshchenie o delakh v Yukatani“ oder „Mitteilung über die Angelegenheiten in Yukatan“ ist die russische Ausgabe der aus Berlin mitgenommenen Abschrift Diego de Landas.

Bereits 1963, in dem Jahr, als Kennedy ermordet wurde, erschien „Pis’mennost Indeitsev Maiia“ in Moskau. „Die Schrift der Maya (-Indianer)“ oder einfach „Die Mayaschrift“. Vier Jahre später erschien vom Peabody-Museum eine englische Ausgabe: „The Writing of the Maya Indians“.

Der „blöde“ Kalte Krieg: Energieverschwendung und Erkenntnisblockade

Doch Knorosow wurde trotz seiner bahnbrechenden Erkenntnisse keine weltweite Anerkennung zuteil. Denn es herrschte ja seit 1947 noch Kalter Krieg. Zudem hatte Knorosow einen Feind. J. E. S. Thompson, den führenden britischen Maya-Archäologen. Thompson behauptete, Knorosows Gedanken seien kommunistische Propaganda. Damit verhinderte er vorübergehend die Anerkennung der Knorosowschen Erkenntnisse. Erst nach dem Tod des Briten 1975 setzte sich die Erkenntnis langsam überall durch. Zum Glück hatte der Akademiker ein langes Leben, er starb 1999 in Sankt Petersburg.

Erst 1995, 20 Jahre nach dem Tod seines Rivalen, wurde er von der mexikanischen Regierung mit dem Orden vom aztekischen Adler belohnt. Vier Jahre vor seinem Tod. Knapp, aber nochmal gutgegangen.

Daran kann man sehen, dass, wer nicht gerade als Prinzessin geboren wurde, einiges „auf dem Kasten“ haben muss, um den begehrten Orden zu ergattern.

Orden vom aztekischen Adler: Fünf Preisträger 2018

Die Initiative für die Preisverleihung ging von Seiner Exzellenz dem Botschafter der Vereinigten Staaten von Mexiko, Rogelio Granguillhome, aus.

Der Orden vom aztekischen Adler wird sonst nur vom Präsidenten übergeben. Rogelio Granguillhome trat an Enrique Peña Nieto heran, der drei Jahre nach der Veröffentlichung von Knorosows „Maya-Schrift“ geboren wurde.
Neto stimmte zu und so werden die Orden am 22.November 2018 in Berlin überreicht. Für ihren Beitrag „zur Stärkung der Beziehungen zwischen Mexiko und Deutschland werden fünf Persönlichkeiten geehrt“:

Sigmar Gabriel, Mitglied des Bundestages (MdB) und Bundesminister a.D. (außer Dienst); Die Staatministerin für Kultur und Medien, Prof. Monika, Grütters MdB, Staatssekretär a.D. Uwe Beckmeyer. Michael Leutert, ehemaliger Vorsitzender der deutsch-mexikanischen Parlamentariergruppe und Prof. Gereon Sievernich, Kurator des Hauptstadtkulturfonds und ehemaliger Direktor des Martin-Gropius-Baus.

Die feierliche Verleihung des Ordens des aztekischen Adlers wird in der zweiten Tageshälfte des zweiundzwanzisten November in einem der wenigen Gebäude auf deutschem Boden vollzogen, die ein mexikanischer Architekt erbaute.

Der Orden vom aztekischen Adler ist die höchste mexikanische Auszeichnung, die Ausländer im Lande erhalten können. Er heißt im Original Orden del Águila Azteca.

Die oben genannten fünf Persönlichkeiten waren in den vergangenen Jahren wirklich ziemlich aktiv im Austausch mit Mexiko. Man denke nur an das duale Jahr, in dem sich einerseits der G7-Staat Bundesrepublik Deutschland in Mexiko präsentieren konnte und andererseits der nordamerikanische Staat bei uns.

Die Maya-Ausstellung im Martin-Gropius-Bau war eines der Highlights.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Andreas Hagemoser wurde im KULTUREXPRESSO am 22.11.2018 erstveröffentlicht.

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