Remarque sah in den Stahlgewittern das am meisten pazifistisch wirkende Buch.
Klaus Mann empfand Jünger als einen Mann von finsterer Glut.
Andre Gide meinte, Stahlgewitter ist ohne Zweifel das schönste Kriegsbuch, das ich je gelesen habe, aufrichtig, wahr und höchst ehrenhaft.
Auch Borges, Heiner Müller und viele andere Intelektuelle waren Jünger-Fans, weil sie Jünger als Soldatenfigur und scheinpolitischen Menschen vom Dichter Jünger trennen konnten. Sie sahen zuerst die erbarmungslose, trotzdem von Poesie und Scharfsinn bestimmte Sprache, mit der Jünger das Schlachthaus des 1. Weltkrieg schildert.
Jünger wollte natürlich kein Antikriegsbuch schreiben. Er wollte dem Krieg und den vielen Toten einen Sinn verleihen. So ist es auch ein Totenbuch.
Extrem spannend ist die Geschichte des Werkes. Jünger nahm unzählige Änderungen im Lauf der Jahre vor. Liest sich die erste Auflage manchmal wie der Abenteuerbericht eines grünschnäbeligen Soldaten, ziehen im Lauf der Jahrzehnte Lebensweisheit, die Gedanken der Versöhnung und der Trauer in das Buch ein, um nur einige der tiefgreifenden, mittelschweren Interpretationen zu nennen, deren Jünger sein Werk immer wieder unterzog.
Dem Herausgeber Helmuth Kiesel ist es nun zu verdanken, dass wir erstmals alle Fassungen im Vergleich rezipieren dürfen. Dafür gebührt ihm höchstes Lob, da wir nun sehr kompakt Jüngers moralischen und ethischen Wandel in der Bewertung des Krieges nachgehen können.
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In Stahlgewittern: Historisch-kritische Ausgabe, Helmuth Kiesel (Herausgeber), Ernst Jünger (Autor), 924 Seiten, Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2013, 68 Euro (D)