Cineasten und Filmnostalgiker können beim Besuch des Deutschen Filmmuseums gleichermaßen ins Schwärmen kommen. Seit dem 14. November gibt es dort die grandiose Ausstellung zu 85 Jahren Geschichte der Oscar-Verleihung, die sogar den sonst eher zurückhaltenden Frankfurter Kulturdezerenten Felix Semmelroth zu dem Ausruf veranlasste, diese Ausstellung sei „ein Knaller“.
Angesichts der Vielzahl der Oscars die jedes Jahr verliehen werden, von Regie über Kamera bis zur Prämierung des „Besten Filmes“ selbst, musste sich die Ausstellung konzentrieren. Sie wählte den Focus auf den Oscar für den besten Film und entsprach damit sicher dem Interesse der meisten Besucher.
Für jedes Jahr seit der ersten Verleihung werden die nominierten Filme dargestellt, mit Fakten, durch Plakate, Drehbuchauszüge, natürlich Fotos und in 10 Fällen auch durch eine seinerzeit verliehene Oscar-Statue im Original.
Für jeden der Besucher ergibt sich so eine historische Abteilung mit Filmen, von den man noch gar nichts gehört hatte oder die man zwar als Film gesehen hat, aber ohne die zeitgenössische Diskussion verfolgt zu haben. Und irgendwo in der Ausstellung kommt dann der „Wendepunkt“, wo das eigene Erleben, die eigene Erinnerung einsetzt.
Eingebettet in diese 85 Jahre sind Zusatzinformationen, unaufdringlich aber klar. Wie schon mal versucht wurde, die Wahl durch den Appell an den Patriotismus zu beeinflussen (Alamo) oder das Ansinnen, bei „Tom Jones“ eine Szene, in der lustvoll eine Auster geschlürft wurde, als zu erotisierend hinwegzuzensieren.
Also: Diese Ausstellung ist nicht nur ein Knaller, sondern ein „must“. (Läuft noch bis 28. April 2013)
Außerdem erhält das Deutsche Filmmuseum dieses Jahr verdienterweise den Museumspreis der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der seit 2002 im zweijährigen Turnus ausgelobt wird. Den mit 25.000 Euro dotierten Preis bekommt das Haus für sein Gesamtkonzept der Ausstellungen mit dem Vermittlungsprogramm, sowie für die außerordentliche Exemplarität der Filmbeispiele und Objekte.
Das Deutsche Filmmuseum beeindruckte die Jury, die sich aus namhaften Vertretern der Museumslandschaft zusammensetzt, durch die starke museale Leistung, der es gelingt, die Geschichte des bewegten Bildes spannend zu erzählen und weit über die Epoche des Filmes hinausgehend kulturhistorisch einzuordnen. Zudem mache die museale Präsentation deutlich, dass es möglich ist, die Attraktivität des Mediums Film mit einem Konzept zu verbinden, das stark auf Vermittlung abzielt.