Erdogan in der Ecke? – Der Plan mit Putin

Recep Tayyip Erdogan.
Recep Tayyip Erdogan (Archivbild). Quelle: Pixabay

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wladimir Putin als Präsident der Russischen Föderation und Recep Tayyip Erdogan als Präsident der Türkei verhandelten jüngst in Sotschi am Schwarzen Meer, das beide Staaten trennt. Russen und Türken trennt noch weit mehr, aber sie verbindet auch das eine oder andere geopolitische Geschäft.

Deswegen entwickelten sie einen Plan. Unter der Überschrift „Plan von Erdogan und Putin – Russisch-türkische Patrouillen für Nordsyrien“ heißt es in der „Tagesschau“ der „ARD“ (23.10.2019), dass „Kämpfer beider Länder … nun in der Region patrouillieren“ wollten. „Zudem gibt es eine neue Feuerpause.“ Die „150-Stunden-Frist – rund sechs Tage – für den Abzug der Kurdenmiliz YPG aus Grenzgebieten“ ist de facto eine Waffenruhe.

Als ein Ziel der türkischen Invasion wurde von Ankara ausgegeben, entlang der syrisch-türkischen Grenze eine Zone zu schaffen, „Sicherheitszone genannt“, aus der sich alle Kurdenmilizen, vor allem die PKK-nahe YPG, abziehen sollen. Der Raum solle sich rund 30 Kilometer tief und vom Euphrat aus ostwärts mehr als 400 Kilometer lang bis an die irakische Grenze erstrecken. In diesen Raum wollte die Erdogan-Türkei sunnitische Araber ansiedeln. Für die Kurden ist dieser Raum Teil von Rojava, der längst ein eigener Staat ist.

Daran hat die Assad-Regierung in Damaskus kein Interesse. Sie duldet allenfalls einen Staat im Staat, dem sie de facto viel Autonomie einräumt.

Nun müssen die Kurden den Raum militärisch räumen und wieder Teil der arabischen Republik Syrien werden. Immerhin bleiben die kurdischen Streitkräfte von Rojava intakt und Erdogans Idee einer Umvolkung wird vorerst nicht umgesetzt.

Dafür sollen und wollen auch die Russen sorgen, die ab heute 12 Uhr mit Einheiten der russischen Militärpolizei und des syrischen Grenzdienstes auf der syrischen Seite der syrisch-türkischen Grenze einerseits den Rückzug der Truppen der YPG beobachten und andererseits, dass keine Umvolkung der Türken stattfindet, die damit einen gewaltigen Keil in traditionelle kurdische Siedlungsräume getrieben hätten.

Für Erdogan scheint der Plan mit Putin und Assad akzeptabel und gesichtswahrend.

In „Sputnik“ (23.10.2019) wird Stanislaw Tarassow als russischen Nahostexperten vorgestellt und dazu wie folgt zitiert: „‚Erdogan ist in eine Falle getappt‘, kommentiert Tarassow die Lage des türkischen Präsidenten zum Start der Verhandlungen mit Putin. ‚Trump provozierte ihn mit dem Abzug seiner Truppen aus der Sicherheitszone, und Erdogan nutzte die sich öffnende Gelegenheit schon am nächsten Tag. Aber dann drohte der Nato-Partner Trump ihm plötzlich, dass er ihn mit diversen Sanktionen ruinieren könne. Zudem drohte US-Außenminister Pompeo Ankara mit einem Krieg. Erdogan wurde also faktisch in die Ecke gedrängt.'“

Mit anderen Worten: Putin habe ihn da rausgeholt.

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