Das änderte sich in der zweiten Halbzeit, als ob die Spieler allesamt Lebensfußballwasser getrunken hätten. Aus dem faden Spiel wurde ein anregendes, das unter fußballerischen Gesichtspunkten sogar spannend wurde, wenn auch aus ungleichen Gründen. Denn eines stellte sich sehr schnell heraus, der 1. FC Köln ist der Meister des Mauerns. Aber auch das muß man erst einmal lernen. Die Kölner können es, wie sie es in vielen Spielen, zuletzt gegen Wolfsburg bewiesen haben. Hier ließen sie die Eintrachtler einfach auflaufen. Dabei bestand deren Sturmspitze sowieso nur aus einem Mann, dem frisch aus Schalke eingetroffenen Halil Altintop. Der sagte nachher zu seinem äußerst unauffälligen Spiel, er sei noch zu neu. Das ist keine ausreichende Erklärung, aber genauso gilt, daß ein Mann alleine ein Spiel nicht entscheiden kann. Zumal auch in der jüngsten Vergangenheit, wo alle Eintrachtstürmer durch Krankheit ausfielen, die Tore aus der zweiten, ja auch dritten Reihe kamen.
So auch hier. Aber erst einmal gingen die Kölner mit Maniche in der 59. Minute in Führung. Eindeutig ein Stellungsfehler von Marco Russ, der zudem auf dem glatten Boden ausrutschte, was zum 0:1 führte. Das gab den Eintrachtmannen trotzigen Auftrieb und es war wieder einmal der Brasilianer Chris, der endlich in der 76. Minute den Ausgleich zum 1:1 erzielte. Anschließend sah alles nach einem Erfolg der Eintracht aus, denn sie stürmte und das 2:1 lag in der Luft. Und tatsächlich war ein Eintrachtler erfolgreich. Aber gegen sich selbst. Der schon am ersten Tor durch Ausfall beteiligte Marco Russ übernahm es jetzt in der 84. Minute ganz alleine, durch ein Kopfballtor ins eigene Netz, den Sieg der Kölner herzustellen. Der Ball resultierte aus einem Freistoß für die Kölner, dessen Berechtigung völlig unklar blieb. Später sagte Russ noch humorig, da sei für Eintrachttormann Nikolov keine Chance gewesen.
Trainer Skibbe wechselte die auf der Ersatzbank sitzenden Spieler Caio und Ümit Korkmaz noch ein, die für die notwendige Offensive sorgen sollten. Stattdessen mußte ausgerechnet der österreichische Nationalspieler Korkmaz, der sich vor seinem erneuten Ersatzbankdrücken hochgespielt hatte, das abbekommen, was wie Mehltau über dem gesamten Spielverlauf stand: eine massive Abwehr und persönliche Härte der Kölner. Das sieht nicht nur unschön aus, das ist es auch. Er wurde von Zoran Tosic gerade eine Minute nach seinem Einwechseln in der 62. Minute mit der Hand in der Luft ins Gesicht geschlagen – unabsichtlich, sagt dieser – , wobei er Korkmaz am Jochbein verletzte und nun Verdacht auf dessen Bruch besteht, was eine langwierige und sehr schmerzhafte Angelegenheit ist. Dafür nur die Gelbe Karte zu bekommen, sei für einen solchen Angriff völlig unangemessen, befand Eintrachtboß Heribert Bruchhagen, der an diesem Tage das Spiel schon mit einer weiteren traurigen Meldung begonnen hatte.
Der bewährte und beliebte Spieler Christoph Preuß hat nach langen Verletzungspausen und verschiedenen Operationen am operierten Knie erneut derartige Knorpelschäden, daß er die Konsequenzen zog und der in Frankfurt als verläßlich beliebte Spieler seine Fußballkarriere mit diesem Tag beendete. Daß auch die anderen verletzten Eintracht-Spieler wie Martin Fenin und Ionnis Amanatidis als Stürmer fehlen, geht nun schon lange, aber daß ebenfalls wegen Verletzung Pirmin Schwegler ausfiel, zeigte auf, wie konstant und konsequent der Schweizer in der Vergangenheit gewirkt hatte. Er war derjenige, der ideal die Rolle als Mittler von hinten nach vorne und von vorne nach hinten gespielt hatte. Ohne ihn war die Eintracht relativ diffus. Daß Torhüter Oka Nikolov wieder eine gute Partie ablieferte, freut in Frankfurt alle diejenigen, die dem lange bewährten, aber unter Trainer Funkel nicht unbedingt gut behandelten Odenwälder die Daumen drücken, daß sein Ausflug nach New York, wo Red Bull den 35jährigen für länger verpflichten will, von den Eintrachtoberen akzeptiert wird. Denn noch ist er bis zum Sommer vertragsgebunden, will aber schon im März gehen. Das hat er sich in all den Jahren verdient. Sagen die Zuschauer.