„Eppur si muove“ – Kunst und Technik, ein gemeinsamer Raum

Sphere des Foucaultschen Pendel, 1851. © Musí©e des arts et mí©tiers – Cnam, Foto: Studio Cnam

Mit der Umsetzung dieses Mottos hat das MUDAM sich mit dieser Ausstellung selbst übertroffen, die in Zusammenarbeit mit und 70 Leihgaben des Pariser Musée des Arts et Métiers umgesetzt und kuratiert wurde, unter der Schirmherrschaft des luxemburgischen Premierministers Xavier Bettel.

"Drei Jahre Vorbereitungszeit haben wir insgesamt gebraucht." schildert der junge, quirlige Direktor des MUDAMs Enrico Lunghi seine Mammut-Aufgabe und die seines Teams mit vielsagendem, alles sagendem Blick!

Die Ausstellung beschäftigt sich mit den vielfältigen Querverbindungen zwischen bildender Kunst und Technik sowie mit dem bedeutenden Einfluss, den die Geschichte von Wissenschaft und Technik auf die zeitgenössischen Künstler hat.

70 hochwertige antike Präzisionsinstrumente aus dem Pariser Technikmuseum ("Wir haben insgesamt 80.000 Instrumente im Museum, deren Funktionsweise in Videofilmen demnächst auf unserer Homepage gezeigt wird." so Prof. Yves Winkin, Direktor des Pariser Technikmuseums) werden mit Werken renommierter Künstler zusammen präsentiert wie í“lafur Elí­asson, Nam June Paik, Rebecca Horn und sehr vielen weiteren internationalen KünstlerInnen.

Sphere des Foucaultschen Pendel, 1851. © Musée des arts et métiers – Cnam, Foto: Studio CnamGleich im edlen, großräumigen Entrée des MUDAMS empfängt uns das Pendel von Foucault, nachgestaltet vom Künstler Piotr Kowalski, mit dessen Kreiselbewegungen nachgewiesen wurde, dass die Erde sich dreht.

Die Ausstellung ist auf drei Etagen verteilt, je Etage ein Thema:  „Die Vermessung der Welt”. Themenkomplexe wie „Die Enttarnung der Materie” und „Innovationen in der Praxis”. Himmelsmechanik, darstellende Geometrie, Raum- und Zeitmessungen, die Beobachtung des unendlich Großen wie des unendlich Kleinen, Licht-, Schall- und elektromagnetische Wellen, Werkzeuge, Energie und Kybernetik werden in fazinierender Art und Weise aufbereitet präsentiert.

Sind es die technischen, antiken Präzisionsinstrumente wie der "Renard", der Roboterfuchs, der in den 50-er Jahren die Gazetten illustrierte und die Bevölkerung fazinierte – "Auch ich war als Kind ein Fan von diesem Fuchs." gesteht der charmante Prof. Winkin mit einem schelmischen Lächeln – immer noch ganz das Kind von einst! – oder ist es der silberne Satellitenballon, der in Kürze in den Weltraum von der ESA gestartet werden soll zu künstlerischen Datenerhebungszwecken? Auch ein Nanokunstwerk bezaubert: ein Apfel und ein Holztisch wurden in der Schweiz in einem Nano-Labor bearbeitet. Resultat: ein kleines Pergament, welches zusammen mit dem Holztisch und einem Apfel präsentiert wird. Die Liste der Faszinosien ist lang, sehr lang – da hilft nur anschauen, hinfliegen!

Björn Dahlem, The Expanding Universe (Big Bang), 2010, Holz, Kupfer, Uhr, Teller, Glas, Hörspiel, Glühbirne, Glas, Kirschen, Lack, 180 x 90 x 35 cm, Sammlung Mudam Luxembourg Ankauf 2011. © Foto: Rémi VillaggiUm diese Ausstellung genießen zu können, sollte man sich ein Wochenende Zeit nehmen und sich ein Paket zusammenstellen. So kann man auch noch die moderne Kalkstein-Steel and Glass-Architektur von Li Pei bewundern, der diese auf herausragende Art und Weise in Festungsüberreste der ehemaligen Festung "Gibraltar des Nordens" des Lieblingsarchitekten Louis XIV, Vauban integrierte. Ein bezaubernder Panoramablick auf Luxemburgs historische Altstadt vom Kirchberg aus ist inclusive. Ein Wanderweg führt in die Altstadt herunter in das malerische Tal. Es ist empfehlenswert, im Hotel Mélia gleich neben dem MUDAM einzuchecken, gute Restaurants inclusive. Wer das Wochenendprogramm komplett machen möchte, sollte noch einen Abend in der modernen, phantastischen Luxemburger Philharmonie mit einplanen, die ebenfalls in dem Ensemble MUDAM, Mélia, Kongresszentrum mit auf dem Kirchberg-Plateau liegt.

Von hier aus kann man mit dem Bus oder Leihauto bequem die Altstadt erreichen und noch einen Galeriebummel anschließen: allen voran das Casino Luxembourg, dann Krome Gallery, Galerie Bernard Ceysson, Nosbaum Reding, Zidoun & Bossuyt. Dieses ist nur eine kleine Auswahl – die Anzahl der Galerien in Luxemburg ist groß. Kultur und Kunst wird in Luxemburg groß geschrieben.

Das MUDAM jedoch ist immer wieder ein Magnet, nicht nur wegen seiner außergewöhnlich attraktiven Architektur – die Ausstellungen selbst sind der Magnet. Diese Ausstellung ist jedoch die Krönung aufgrund der gelungenen, aufwändigen Verquickung von Technik und Kunst!

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Ausstellung:

"Eppur si muove", im MUDAM, Luxembourg, vom 9. Juli 2015 bis 17. Januar 2016, Web: http://www.mudam.lu/de/expositions/details/exposition/eppur-si-muove/

Zusatzinformationen:

Das Mudam hat im Rahmen der Ausstellung Künstler, Studierende und weitere Partner in Sonderprojekten zusammengebracht, die in der Ausstellung erstmals zu sehen sein werden:

Tisch für das Focaultsche Pendel, 2015

Die Künstlerin Sophie Krier hat für die Vorführung des Focaultschen Pendels im Mudam einen “Tisch” entwickelt, welcher die Gestalt eines schlicht aufgeschütteten Hügels Tonerde nimmt, über dem eine große, per Hand mit einem Kiesel polierte Tonscheibe sitzt.
Vorführung des Focaultschen Pendels (15 Min) in Französisch, Luxemburgisch, Deutsch und Englisch, jeden Tag (außer Dienstags) um 12.30 Uhr, Mittwoch-Freitag um 18.30 Uhr, Samstag-Sonntag um 17 Uhr.

Guido, le Robot Guide, 2015

Der Künstler Paul Granjon entwickelt das Projekt Guido, le Robot Guide, in Kooperation mit Alliance ARTEM Nancy. Bis zum 11 September 2015, stellt Guido dem Publikum seine ausgestellten “Vorfahren” und wird ebenfalls mit dem Publikum kommunizieren.
Roboterführungen mit Guido auf Französisch: Montags, Donnerstags und Sonntags um 14 Uhr und Freitags um 16 Uhr.

Mobile Applikation

Jeder Besucher kann sich die App zur Ausstellung installieren und wird somit Zugang zu allen Informationen bezüglich der Ausstellung haben. Allen Besuchern steht die Teilnahme an einem Spiel offen, das ihren Rundgang mitverfolgt und ihnen dabei Fragen zu den Objekt-Werk-Paaren stellt.
15. – 17. Oktober 2015.

Symposium/ Wissenschaftsfabrik – Kunstfabrik

Forschende, Lehrende an Universitäten, Ingenieure, Künstler, Kuratoren, Kunstkritiker, aber auch Historiker, Philosophen und Schriftsteller werden zu ihren Vorstellungen von Schöpfer- und Erfindergeist zu Wort kommen. Grundgedanke dabei ist, Gemeinsamkeiten zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Ansätzen in den Vordergrund zu rücken.
18. Oktober 2015

Pierre Bastien, Silent Motors

Im Rahmen der Ausstellung, stellt Pierre Bastien sein neues Set vor, in dem Instrumente aus Papier sowie Maschinen und Musiker der Vergangenheit in Form von Videoaufnahmen auftreten.

Unterstützungshinweis:

Die Recherche wurde Unterstützung vom MUDAM, Luxemburg und Luxair.

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