Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Die Entwicklung von Hybrid- und Elektroautos beschäftigt die Automobilindustrie immer stärker – Elektromobilität gilt als Antriebsalternative der Zukunft. Große Ziele hatte sich in diesem Zusammenhang auch die Bundesregierung gesteckt. Klar ist, sie werden so nicht erreicht. Aber es gibt interessante Konzepte, den Kunden das vielfach ungeliebte Elektroauto doch noch schmackhaft zu machen.
Allein in Deutschland sollte eigentlich bis 2020 rund eine Million Fahrzeuge mit einem Elektromotor an Bord verkauft sein. Zwei Milliarden Euro stellte die Bundesregierung zur Verfügung, um diese Zielsetzung zu erreichen. Mit den Mitteln sollte vor allem die Forschung unterstützt werden. Allerdings: Anfang 2018 fuhren gerade mal 98 280 Stromer und Plug-in-Hybride auf Deutschlands Straßen. Bis Ende August 2018 wurden zwar weitere 45 422 Neuzulassungen solcher Fahrzeuge gezählt. Doch das reicht nicht, um nur annähernd an die angestrebte Million heranzukommen.
Und das hat Gründe. So sind die Fahrzeuge derzeit noch recht teuer, selbst unter Einbeziehung möglicher Förderung. Die noch recht geringen Reichweiten vieler dieser Mobile von real etwa 130 bis 180 Kilometern und die langen Akku-Ladezeiten von etwa sechs bis acht Stunden an normalen Steckdosen können viele Autofahrer ebenso nicht wirklich begeistern wie die noch immer fehlenden Ladepunkte und vor allem der Schnelllade-Stationen.
Vielversprechender – weil deutlich praktischer als die meisten derzeit verfügbaren „reinen“ Strommobile – sind Elektroautos mit Range Extender. Als Elektroautos können diese Fahrzeuge mit dem Strom aus seiner Lithium-Ionen-Batterie rund 60 bis 70 Kilometer emissionsfrei zurücklegen. Wenn ihnen der Saft ausgeht, treibt der so genannte Range Extender – ein zusätzlicher kleiner Benzinmotor – einen Generator fürs Nachladen während der Fahrt an und erweitert somit die Reichweite auf bis zu 500 Kilometer. Der Ottomotor hat keine mechanische Verbindung zu den Rädern, der Antrieb erfolgt also immer rein elektrisch.
Derzeit sind fast ausschließlich alle Autohersteller und inzwischen auch deren Zulieferer dabei, das möglichst beste Konzept für die Elektroflotten zu finden – auch wenn weiterhin die herkömmlichen Antriebskonzepte konsequent weiterentwickelt werden. Einige Konzerne arbeiten auf dem Elektro-Weg inzwischen gemeinsam, um die hohen Kosten besser schultern zu können. Und es kommen auf einmal Elektrofahrzeuge von Herstellern auf den Markt, mit denen offenbar nicht gerechnet wurde. Nehmen wir Kia: Völlig unspektakulär und wie selbstverständlich präsentieren die Südkoreaner Anfang des Jahres den e-Niro und etwas später den e-Soul.
Letzterer ist ausschließlich als Stromer-Version in Europa zu haben, kostet ab 33 990 Euro und wird bereits ausgeliefert. Der e-Soul hat in der stärkeren Version eine 64-kWh-Batterie an Bord und wird von einem 150 kW/204 PS starken Elektromotor angetrieben. Die Reichweite gibt Kia mit kombinierten 452 Kilometern an – gemessen im neuen kombinierten und realitätsnahen WLTP-Zyklus. Wer nur in der Stadt fährt, soll mit einer Batterie-Ladung rund 600 Kilometer schaffen. Das ist ein Wort.
Mit großem Bahnhof feierte nun Volkswagen in Berlin das erste serienreife Modell seiner neuen ID-Familie, den ID.3. Hunderte Journalisten aus aller Welt waren zum Start von Volkswagen in eine neue Epoche geladen und um die Eröffnung des Reservierungsportals für den ID.3, der Maßstäbe in Komfort und Reichweite setzen soll, zu feiern. Heißt: Bestellen ist möglich, allerdings wird nur eine auf 30 000 limitierte Anzahl dieser 1st-Edition-Fahrzeuge angeboten. Wer jetzt zuschlägt, bestellt ein Fahrzeug und zahlt es mit 1000 Euro an, ohne genaue technische Informationen zu haben und ohne darin schon mal gesessen zu haben. Denn seine Weltpremiere feiert der ID.3 erst auf der IAA im September.
Was bisher klar ist: Der ID.3 soll etwa Golf-Größe haben und soll in drei Leistungsstufen mit Akku-Kapazitäten von 45, 58 und 77 kWh angeboten werden. Die entsprechenden Reichweiten sollen zwischen 330 und 550 Kilometern liegen, so VW-Vertriebschef Jürgen Stackmann. Für die erste Auflage des ID.3, der laut Stackmann „mit besonderer Ausstattung unter 40 000 Euro kostet“, stehen vier Lackfarben und drei Ausstattungsvarianten zur Wahl. Das Basismodell, das erst später angeboten wird, soll 30 000 Euro kosten. In jedem Falle können dabei noch staatliche Förderprämien gewährt werden, und VW gibt jedem ID.3 ein kostenloses Ladevolumen von 2000 kWh mit auf den Weg. Gebaut wird das Elektrofahrzeug jedoch erst ab Ende des Jahres in Zwickau, wo später einmal 100 000 ID.3 pro Jahr vom Band rollen sollen.
Doch Jürgen Stackmann nahm die Ankündigung des ID.3 vor allem zum Anlass, um über die weiteren Schritte des Konzerns auf dem Weg zur emissionsfreien Autoflotte zu informieren. Geplant seien insgesamt 20 elektrische Fahrzeuge, und man wolle bis 2025 rund neun Milliarden Euro in Entwicklung, Bau, Vertrieb und Lade-Infrastruktur investieren.
Von einigen Mitgliedern der neuen ID-Familie sind bereits Studien und Einzelfahrzeuge bekannt – so die Studien ID. Crozz und ID. Roomzz, zweier unterschiedlich großer SUV’s. Die Serienversionen soll es ab 2021 geben. Für ein Jahr später sind der offene ID. Buzz und die Avantgarde-Limousine ID. Vizzion angekündigt. Und dann gibt es noch den 680 PS starken Elektro-Rennwagen ID.R, der unlängst einen neuen Rekord für E-Fahrzeuge auf der Nordschleife des Nürburgrings aufgestellt hat.