Berlin, Deutschland (Weltexpress). Die Zwischen-Baum-und-Borke-Truppe der EHC Eisbären Management GmbH empfing am Freitagabend in der hohen Mehrzweckhalle zwischen Ostbahnhof und Oberbaumbrücke an der Spree die Kölner Haie. Wenn das Spiel gegen die Straubing Tigers hui gewesen sein soll, dann war das gegen die Kölner Haie pfui.
Dabei fehlte den Berlinern nicht nur Glück, sondern vor 13.930 Zuschauern, die vom Hallensprecher angesagt wurde, auch gute Gelegenheiten. Die boten sich jedoch den Gästen aufgrund desolaten Defensivverhaltens. Alexander Oblinger traf zum 1:0 (15.), als Louis-Marc Aubry auf der Strafbank schmorte wie welkes Fleisch.
Wenig später legte Kai Hospelt nach. Kevin Poulin wurde im Berliner Tor übel erwischt, weil der Schuss abgefälscht war (17.).
Sebastian Uvira erhörte kurz vor Schluss des ersten Drittels (20.). Das 3:0 durfte sich James Sheppard in guter Lager ausgeruht von der Strafbank aus ansehen. Aubry und Sheppard waren nicht die einzigen Eisbären, die schlecht spielten, wenn sie auf dem Eis waren. Einige Altgediente, und damit sind nicht nur Florian Busch und André Rankel gemeint, rutschen über das Eis wie Altherren über Eisbein.
Wohl wahr, das alte Gäule, wenn sie in Gang kommen, nicht zu bremsen sind, doch weder die Gäste noch die Gastgeber ließen dieser Weisheit Worte Taten folgen. Wohl eher beklagten die Berliner Senioren Wehwehchen. Immerhin taten die Senioren noch den Mund aufmachen, von den Söldnern war weder etwas zu sehen noch noch zu hören.
Von Poulin war nach 20 Minuten auch nichts mehr zu sehen, was daran lag, das der Kerl in der Kabine blieb. Fortan hütete Maximilian Franzreb das Tor und zwar nicht schlechter.
Was er mit Mitteldrittel an Trostlosigkeit sah, muss ihm Tränen in die Augen getrieben haben.
Schlimmer noch war das letzte Drittel. Nicht dass Dominik Triffles zwei plus zwei Strafminuten erhielt (43.) und Carry Potter auch noch zwei Strafminuten, sondern dass Franzrebs Vorderleute minutenlang bei 5 gegen 4 und sogar 5 gegen 3 nichts gebacken bekamen, das kam einem Offenbarungseid gleich. Zäh wie Hefeteig, der zudem nicht aufgehen wollte, stolperten die Berliner durch das Drittel der Gäste, die souverän und selbstbewusst aber alles andere als arrogant auftraten. Zugegeben, bisweilen wirkte das flüssige und ruhige Spiel der von Peter Draisaitl trainierten Haie aufreizend locker und lässig, als würden sie den Bauern Berlin in der Hauptstadt en passant schlagen.
Am Publikum, dass in dieser Phase sogar stehend der trostlosen Darbietung Beifall spendete, lag es nicht, dass die Eisbären baden gingen. Die Leidensfähigkeit auf den Rängen schien am Freitag so groß zu sein wie die Leidenschaftslosigkeit in den Reihen der von Clément Jodoin betreuten Berliner.
Der Gesang von Fans über „Leidenschaft und Treue“ muss für die wenigen, die der deutschen Sprache in der Eisbären-Truppe mächtig sind, wie ein Schlag ins Gesicht gewirkt haben, wenn sie überhaupt zuhörten, wenn ja, dann war das keine Watschen mit Wach-auf-Wirkung.
Oblinger durfte mit seinem zweiten Treffer an diesem Tag den Deckel draufsetzen und den 4:0-Endstand herstellen (54.). Nach seinem Tor ertönte ein „völlig Wurscht“ aus den Hallenlautsprechern. Genau danach sah das aus, was die Berliner Eisbären boten: ihr Käse war ihnen scheinbar Wurst. Kein Wille, keine Gegenwehr, kein wacher Häuptling, nur müde Indianer.
Immerhin entschuldigte sich Jodoin auf der anschließenden Pressekonferenz für die talentlose Völlig-von-der-Rolle-Show seiner Spieler.