Eisbären tanzen in Rot mit den Straubing Tigers, spielen schön und gewinnen mit 5:1 ihr Heimspiel-Debüt

© Muenzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2014

Der Start am Freitagabend in Augsburg vor 5 600 Zuschauern gegen die Panther ging mit 1:4 in die Hose. Diese Auftaktniederlage war eine echte Enttäuschung für alle, die das sahen. Die Zweifler und Nörgler nagten erneut am Kader und am Trainer. Mit Henry Haase traf gegen die Panther nur ein Verteidiger. Ladehemmungen bei den Stürmern? Was war los?

Am Sonntag schossen vor 12 560 Zuschauern Stürmer tolle Tore gegen die Tigers, obowhl mit Mark Bell und Florian Busch zwei Angreifer verletzungsbedingt fehlten. Alle Eisbären kämpften von Beginn an und spielten Eishockey. Mehr Platz vor des Gegners Tor ist dafür seit Saisonbeginn in um eineinhalb Meter vergrößerten Angriffszonen. Die Freude für Furore vor allem bei Überzahlspielen geht zu Lasten der verkleinerten neutralen Zone und soll dem Sport noch mehr Schnelligkeit und Tore bringen. Wir werden sehen.

Was wir sahen war eine Überzahlsituation für die Berliner, die zusätzlich für reichlich Raum sorgte. Nach einem schönen und angeblich 131 km/h schnellen Schuß von Constantin Braun nutzte Julian Talbot eine Lücke und lochte aus kurzer Distanz ein (11.).

Nach der Führung wurden die Fans hinterm „Zuckertor“ übermutig. „In Europa kennt euch keine Sau“, grölten sie und ergänzten den Schmähgesang munter mit „Selbst in Bayern kennt euch keine Sau.“

Petr Pohl begann bereits im ersten Drittel, sich einen Namen bei den Eisbären zu machen. Er arbeitet viel und drehte sich ein ums andere Mal um die eigene Achse. So auch in der 17. Spielminute. Nach der Pirouette schien er zu zögern und schaute, um dann an der blauen Linie stehend gerade aus aufs Tor von Jason Bacashihua zu passen. Dort nahm Darin Olver den Puck auf, weil Mad Foy abgedrängt und runtergedrückt wurde. Olver wartete ebenfalls auf den günstigsten Augenblick. Als Tigers-Torhüter endlich auf dem Eis lag, schlenzte er das kleine Schwarze rechts am geschlagenen Goalie vorbei rein ins gegnerische Tor (17.).

© Muenzenberg Medien, Foto: Stefan Pribnow, 2014Das zweite Drittel brachte Beifall nicht nur für Tore. Trotzdem fielen Teffer nach sehenswertem Eishockey. Pohl leitete erneut einen Tempogegenstoß ein, spielte mit Foy Doppelpaß und schoß freistehend vor Bacashihua, der ohne Abwehrchance war, zum 3:0 ins Tor (26.). Vorher setzten sich jedoch die Gäste im Angriffsraum der Eisbären fest uns. Sie mühten sich, blieben aber glücklos. Nach eine halben Stunde effektiver Spielzeit sowie einer Revolution mit Love, wobei die Buchstaben des Wortes Love im Wort Revolution in umgekehrter Schreibweise fett zu lesen waren, schwappte eine La-Ola-Welle nur durch die halbe Halle am Ostbahnhof. So viel Liebe war dann doch nicht.

Ein weiteres Überzahlspiel der Eisbären brachte das 4:0 (42.). Die Laune war schon gut. Laurin Braun überzeugte mit einem Schuß aus sicherer Distanz, der an Freund und Feind vorbei ins Tor ging. Sekunden vor Schluß traf Pohl erneut. Mit 99 km/h Schlug sein Schuß im Gehäuse des Gegners zum 5:0 ein.

Zum letzten Drittel wechselten die Straubinger den Torhüter. Für Bacashihua kam Dustin Strahlmeier. Der sah wie Tobias Wörle bei einem Tempogegenstoß auf Andrew Canzanello auflegte. Der Verteidiger der Tigers betrieb völlig unbedrängt vor Eisbären-Torsteher Petri Vehanen Kosmetik (50.). Talbot traf kurz vor Spielschluß noch den Pfosten.

Am nächsten Freitag ab 19.30 Uhr in der O2 World genannten Halle dürften mit den Freezers aus Hamburg ein ganz anderes Kaliber auf dem Eis stehen. Zwar scheinen die Eisbären mit André Rankel in der ersten Reihe und Barry Tallackson in der zweiten Reihe nun mit Petr Pohl in der dritten Reihe wieder drei Reihen zu haben, doch zwei, drei Hochkaräter für Defensive und Offensive müssen noch her, damit die Eisbären Berlin nicht erneut im Pre-Play-off scheitern. Mit Petri Vehanen ist bereits ein Schlußmann geholt worden, der offensichtlich keine Sehnsüchte an Rob Zepp aufkommen lassen wird.

Eisbären-Trainer Jeff Tomlinson, der sich freute, Gästetrainer Rob Wilson nach gemeinsamen Jahren auf dem englischen Eis in Berlin wieder zu sehen, fand das Spiel „generell gut“ und freute sich über das Funktionieren aller drei Angriffsreihen. Vier waren nicht möglich, denn er habe nur zehn Stürmer zur Verfügung gehabt. Im letzten Drittel sei das Spiel, so kritisierte er, schnörkeliger und langsamer geworden. Wilson erklärte auf der Pessekonferenz, dass er mit dem Tausch der Torwarte seinem jungen Torhüter Strahlmeier mehr Spielpraxis geben wollte. Außerdem sah er vor allem eine gute Chancenverwertung der Gastgeber und Effektivität bei den Eisbären.

Zu Doppeltorschütze Pohl erklärte Tomlinson auf der anschließenden Pressekonferenz: „Es macht immer wieder eine Freude, ihn anzuschauen…“ Er sei „einer der torhungrigsten“ Stürmer, mit denen er „je zusammenarbeitet“ habe, ergänzte Tomlinson und fügte an. Pohl bekomme den Puck und man merke, „das etwas passiert“.

Hoffentlich Gutes für ein weiteres Maß, damit die Stimmung beim Eisbären-Anhang steigt.

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