Der Sieg des Titelverteidigers in einer Partie mit Play-off-Charakter, wie die Beteiligten zu recht meinten, bestätigte die Aufwärtstendenz vier Spieltage vor Halbzeit der Hauptrunde. Und widerlegte manche Kritiker, die gemeint hatten, mit dieser Formation hätten die Berliner wohl kaum das Format für eine Titelverteidigung. Weil der Abschied der Führungsspieler von Denis Pederson, Stefan Ustorf und Ewig-Eisbär Sven Felski sowie die Abgänge der Top-Verteidiger Richie Regehr und Nick Angell zuviel Substanz gekostet hätten. Und einige der Neuen von ungeduldigen Journalisten-Kollegen schon als „Fehleinkäufe“ abgewertet wurden…
Das Treffen mit der momentan konstantesten Ligamannschaft – temporeich, hart, emotions- und prestigebeladen (Mannheim im April erst nach einem fulminanten Endspurt der Eisbären geschlagen) – unterstrich: Die Eisbären sind wieder da!
Und hatten ja zuvor schon den seinerzeitigen Primus Köln auswärts geschlagen. Dann Hamburg unterlegen und München wie Mannheim 5:2 nach Hause geschickt.
Berlins Andre Rankel meinte nach der geglückten Revanche für die 1:6-Niederlage im Hinspiel: „Gegen München haben wir 50 Minuten eine gute Leistung gezeigt. Nun gegen Mannheim über die vollen 60 Minuten…ab dem zweiten Drittel (nach 0:0 dann 3:1 für die Hausherren, d .A.) hatten wir die Sache im Griff. Wenig Chancen zugelassen und unsere genutzt. Es war eine Super-Teamleistung unserer Mannschaft.“
EHC-Cheftrainer Don Jackson zeigte sich sehr zufrieden: „Im torlosen ersten Drittel hatten beide viel Respekt voreinander. Das 1:0 durch Olver hat das Eis gebrochen. Dann haben wir eine gute Defense gespielt und wenig freie Torschüsse zugelassen. Oft ein Manko in dieser Saison. Auch das Unterzahlspielspiel war mit einem starken Torhüter Zepp gut. Und Matt Foys war mit seinen beiden Toren richtig gut drauf.“
Foy ist einer der Neuen bei den Berlinern, an denen in den zurückliegenden Wochen herumgemäkelt wurde. Er bewies, dass die Verantwortlichen sich mit seiner Verpflichtung nicht geirrt haben. „Na ja, es braucht eben seine Zeit, ehe man sich eingelebt hat. Versteht, was der Trainer will und wie das Spielsystem läuft. Und momentan ist mit den Erfolgen auch das richtige Selbstvertrauen wieder da.“ Ähnliches gilt für den Stürmerkollegen Jamie Arniel, der nicht nur läuferisch überzeugte, einen Treffer erzielte und ständig den Gegner beim Spielaufbau störte. Mannheims Bankchef Harold Kreis, einer der erfolgreichsten DEL-Trainer und mehrfach in beratender Funktion bei jeweiligen DEB-Bundestrainern im Stab, sah eine „sehr effiziente“ Siegermannschaft sowie einige „unnötige Strafen meiner teilweise übermotivierten Spieler, die Berlin das 3:1 ermöglicht haben.“ Und er wies auf einen grundlegenden Unterschied hin: „Die Eisbären haben Verteidiger, die im Gegensatz zu unseren gut die Scheibe passen können und so das Spiel so schnell machen, dass die Verteidigung da nicht mehr hinterher kommt.“
Eine treffende Analyse: Mit Frank Hördler, Mark Katic, Constantin Braun, dem jungen Thomas Supis, dem verletzten Jens Baxmann hat der Meister weniger die klassischen Abräumer, sondern eher spielerisch starken Defensivkräfte im Kader. Im Gegensatz zu Mannheim, wo Leute wie der NHL-Millionär Denis Seidenberg, Denis Reul, Steven Wagner eher Verteidiger der Marke wuchtige Kleiderschränke!
Der Nachteil derzeit beim EHC Eisbären: Keiner ist der typische Blue Liner, der per Gewaltschuss aus der Distanz das gegnerische Gehäuse anvisiert.
Freitag in Ingolstadt, Sonntag in Augsburg und Dienstag wieder Aufeinandertreffen am Ostbahnhof mit den Adlern heißt das Stressprogramm der Berliner.
„Wer damit nicht klar kommt, hat seinen Beruf als Profi verfehlt“, dazu der trockene Kommentar von Auswahlspieler Frank Hördler. Sein Wunsch für die nächsten Partien: „Möglichst einfach in der Abwehr spielen, Fehler vermeiden und die Chancen nutzen.“