Zuvor erlebten 10400 Zuschauer den ersten Höhepunkt der 18. Titelkämpfe. Spontanentschlossene hatten allerdings keine Chance: Sold out hing an den Kassen der Sporthalle Spodek – Brasilien versus Russland ausverkauft!
Zum Abschluss ihrer zweiten Runde mit acht Teams trafen also die beiden Giganten aufeinander: Der dreimalige Champion von 2002, 2006 und 2010 und Weltranglisten-Primus Brasilien kontra Rekord-Weltmeister (6x), Olympiasieger 2012 und Weltranglistenzweite, Russland. Beide als einzige im ursprünglichen 24-er Feld noch ungeschlagen!
Ein quasi erstes WM-Finale, dessen Zweitauflage am Finaltag 21. September ebenfalls in der Untertasse (Spodek) nach Ansicht der Beobachter über die Bühne gehen dürfte. Wie das geht – zwei Finals bei einer WM?-
Das ist dem verrückten Modus im volleyballverrückten Polen nach Gusto des verrückten Weltverbandes geschuldet. Wobei "verrückt" natürlich in Gänsefüßchen gesetzt werden müsste…
Ein bisschen verrückt auch die Stimmung während des Spektakels. Die Brasilianer zündeten im Auftaktsatz ein Feuerwerk an Aufschlagassen, gegen das kein Kraut gewachsen war. Die Companeros vom Zuckerhut wollten Wiedergutmachung für die Pleite von London 2012. Da holten die russischen Riesen mit Anführer Dmitri Muserski (2,18 m) im Endspiel noch Gold aus dem Feuer, obwohl sie 0:2 bereits aussichtslos zurück lagen und einen Matchball serviert bekamen.
Durchgang zwei verlief am Sonntag ausgeglichen. Dann dramatische Zuspitzung beim 25:24 aus russischer Sicht: Diagonalangreifer Pawel Moros bleibt nach einer Aktion am Netzpfosten liegen. Auf dem Fuß eines Gegenspielers gelandet, vermutlich Sprunggelenk oder Bänder verletzt. Der klassische Volleyball-Unfall. Moros wird rausgeführt. Mit dem Krankenwagen zur Untersuchung gefahren. Die Russen entscheiden dennoch diesen Abschnitt 26:24.
Doch ist klar, dass dieser Ausfall den Mitfavoriten gravierend schwächt. Der zudem bei jedem Aufschlag ausgepfiffen wird. Und dessen Fehler bejubelt werden. Der Ukraine-Konflikt begleitet WM-Ballwechsel…
Moros ist der dritte Ausfall auf dieser Position des Hauptangreifers. Superstar Maxim Michailow war nach einer Fußblessur erst gar nicht angereist. Sein Ersatz Nikolaj Pawlow fiel in Polen aus. Und nun also Moros…
Die Russen stellen erst den Außenangreifer Dmitri Ilinich, dann den baumlangen Muserski dahin. Letztlich keine Kompensation für den Verlust des Trios.
Die Spannung ist raus aus dem Gipfeltreffen. Brasilien gewinnt noch zwei Mal 25:19 und bleibt nach 3:1 auch im neunten WM-Auftritt unbesiegt.
Russland ist zwar als Gruppenzweiter weiter in einer Dreier-Vorschlussrunde dabei. Ob es aber mit diesen Ausfällen ein zweites Finale in dieser Konstellation geben kann, hängt auch von ärztlicher Heilkunst ab.
US-Boys müssen nach Hause
In der zweiten Zwischenrunde hatte sich Frankreich vorzeitig für die Sechser-Runde qualifiziert. Die US-Boys mussten nach dem 2:3 gegen Argentinien den Heimweg antreten. Gastgeber Polen profitierte davon zum Weiterkommen, während der Iran mit seinem serbischen Trainer dank des 3:1 über Serbien im Rennen blieb.
Nun praktisch ein WM-Restart
Das ganz Verrückte zum Schluss: Die WM beginnt in der dritten Woche mit den verbliebenen sechs Mannschaften praktisch neu. Alle Ergebnisse werden gestrichen. Und neu ausgelost (!), wer wo spielt! Die zwei Dreierpools werden in Katowice und Lodz ausgetragen. So könnte Deutschland in Katowice bleiben oder müsste umziehen. Fortuna könnte anordnen, dass erneut Brasilien und Russland die Gegner heißen. Beide haben wie andere Teams im Gegensatz zum Aufgebot von Bundestrainer Vital Heynen Verletzte und Totalausfälle zu beklagen. Eine Plastik-Mülltonne, zum Eiswasser-Zuber. umfunktioniert, dürfte Grozer und Co. geholfen haben, müde Knochen und strapazierte Muskeln zu regenieren.