Waren die Dortmunder am Zuge, dann wurde die Fankurve leise, dafür tönten die Borussenchöre. Und umgekehrt. Nur hin und wieder gab es Einigkeit im Rund. Als zum Beispiel in der 7. Spielminute das Ergebnis für Leverkusen gegen Schalke eingeblendet wurde: 1:0, da waren sich auch die heutigen Gegner einig, gemeinsam gegen Schalke. Das wiederholte sich in der 24. Minute beim 2:0 gegen Schalke. Aber bis dahin hatte sich am eifrigen Hin und Her immer noch nichts geändert. Eine große Laufleistung und ein ehrliches Bemühen der Eintrachtmannen, den Ball ins Tor zu bringen, allerdings keine chancenreichen Aktionen, zu denen Nummer 15, Mehdi Mahdavikia, immer wieder initiierte. Überhaupt war die rechte Seite die spielstärker und erstaunlich, daß mit Sebastian Jung – nomen est omen – ein Achtzehnjähriger den alten Hasen zeigt, was Sache ist. Er hatte die meisten Ballkontakte, 73, die insgesamt zwischen Eintracht und Dortmund ausgeglichen waren.
Bei diesem Spiel konnte man auch wieder einmal lernen, daß es eine psychologische Begründung geben muß, warum die Spieler, wenn sie aufs Tor stürmen und endlich einmal die auf beiden Seiten dicht gestaffelte Abwehr umgehen, dann den Ball direkt in die Arme des Torhüters dreschen und nicht rechts oder links von ihm ins Tor. Diese einsame Figur im Tor hat etwas Ballanziehendes, das kann man immer wieder beobachten und wirkte sich in diesem Spiel besonders aus. Denn immerhin hatte die Eintracht 9 Torschüsse, aus denen keiner etwas wurde. Es sei denn, man hat den von Habib Bellaid mitgezählt, denn der ging in der 84. Minute ins Tor, leider ins eigene, in das der Eintracht und damit stand es 0:2. Zuvor hatte in der 80. Minute der eingewechselte Mohamed Zidan das 0:1 erzielt, nicht zu Unrecht gab es nun diese Dortmunder Führung. Zwingend war sie nicht.
Aber in der zweiten Halbzeit wachten die Borussen auf und ließen sich nicht weiter von der Eintracht als düpierten Sparringspartner gebrauchen. Aber die Eintracht gab nicht auf, konterte und es blitzte hin und wieder die Möglichkeit eines Tores auf und als es in der 66. Minute beim noch Unentschieden den Eckstand von 4:4 gab, da zeigte sich auch darin die gegenseitige Ausgewogenheit. Warum daraus der Endspielstand von 0:2 wurde und ein Eckenverhältnis von 4:6 für die Dortmunder, erklärt ihr Trainer Jürgen Klopp anschließend in der Pressekonferenz so: „Wir haben den Druck hochgehalten, sind geduldig und gierig geblieben und sind dafür auch belohnt worden. Die Jungs wollten unbedingt gewinnen!“, woraufhin Eintrachts Friedhelm Funkel konterte: „Meine Jungs haben alles versucht, 80 Minuten durchgehalten, wenig Chancen zugelassen”¦“. Funkel wies auch auf die deutlich sichtbare Schwäche der linken Abwehrseite hin, hatte Verständnis für das unglückliche Eigentor zum 0:2 und gab zu: „Die Niederlage tut weh.“
Das eben auch deshalb, weil die Eintracht bis zur 80. Minute durchaus mitgehalten hatte, ein Unentschieden nicht ungerecht gewesen wäre, und selbst nach dem 0:1 ein Ausgleich möglich schien, was das 0:2 dann erledigte. Das sind empfindliche Punkte, die hier auf dem Rasen blieben, denn jede Niederlage der Eintracht und wie dieses Mal Erfolge der unter ihr stehenden Mannschaften, befördern die Frankfurter wieder näher an die Abstiegszone. Da hilft auch nichts, gebetsmühlenhaft zu wiederholen, was Wahrheit ist: die normale Eintrachtmannschaft ist krankgeschrieben, selbst die Ersatzleute sind verletzt, Funkel sprach „vom letzten Aufgebot“, das ihm zur Verfügung stand. Das ist alles richtig, aber gezählt wird nach Punkten und die sind verloren. Im übrigen, wo war eigentlich Chris? Außer der gelben Karte für ihn in der 83. Minute war nicht viel von ihm zu sehen. Dafür feine Abwehraktionen von Torhüter Markus Pröll, an dem die Niederlage nicht lag.
Ein Wort noch zum Schiedsrichter Manuel Gräfe. So ganz durchsichtig waren seine Pfeifentscheidungen nicht. Er ließ oft weiterspielen, wo andere gepfiffen hätten. Das hält ein Spiel durchaus in Trab, wie hier geschehen. Wenn aber am Schluß die Eintracht 12 Fouls hatte, die Borussen 10, aber dafür nur eine gelbe Karte hatten und die Eintracht gleich vier, dann wundert man sich, auch wenn das Gelb in der 89. Minute für Fenin eher in den Bereich der Erziehung, als Demonstration der Autorität gegenüber Jähzorn zu werten ist.