Eilenberger schickt einen biederen deutschen Jungakademiker nach Finnland, ins Land seiner Herzdame. Er muss sie dort ehelichen, wenn er sie behalten will. Ein Kind ist vermutlich unterwegs, und überhaupt gehört sich das so. Zum Heiraten meint er eintönige Hemden tragen zu müssen, keine Fragen stellen und seine Hochzeitsrede finnisch zu halten. Diese und andere angebliche urfinnische Traditionen werden vom doitschen Helden gründlich angezweifelt, natürlich nur heimlich. Für ihn gibt es keine Fragen die gestellt werden müssen. Ein Deutscher fragt nicht. Er weiß alles und schweigt. Er ist die fleischgewordene Antwort des Mittelmaßgeschwaders. Satt, bereits satt geboren. Der innig geliebten Herzdame wird jeder Wunsch erfüllt, da unser Held ein Mann ohne Eigenschaften ist, fällt es ihm nicht sonderlich schwer. Mit deutschem Humor, den es laut englischer Humoristen nicht gibt, watschelt der Held durchs das Buch. Desinteressiert an der Kultur des Landes, folgt er seinem Genital. Alles was fremd ist, wird in Kalauer gepresst und irgendwie umschifft. Er versteht von Land und Leuten, was ihn sein hochmütiger deutscher Hirnkasten verstehen lässt. Also nichts. Ihn kann nichts überraschen, erfreuen oder zum Staunen bringen. Generation Mini-Golf, sein Abenteurer des Lebens ist ein Austauschjahr an der Uni Pforzheim.
Ein herrlich komisches Werk über Kastengeist, Voreingenommenheit und Borniertheit. Jedes Finnenklischee wird ausgepackt und ausführlich beleuchtet, dem Helden ist alles eh: schon klar.
Er erfährt vom Leser kein Mitleid. Im Gegenteil, wir möchten ihm gern in seinen deutschen Arsch treten.
Luuustische Lektüre für die Saune und die Toilette. Also typisch herzhafte Leseorte.
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Finnen von Sinnen: Von einem, der auszog, eine finnische Frau zu heiraten, Wolfram Eilenberger, 256 Seiten, Blanvalet Verlag, 2010, 16,95 Euro