Ein starkes Spiel war diese Partie, die in der ersten Halbzeit schon kämpferisch war, aber erst in der zweiten Halbzeit zu einem aufwühlenden Kampf wurde, so daß man von einem spannenden Spiel berichten kann. Grundsätzlich waren beide Gegner spiel- und kampfstark und man muß konstatieren, daß, wenn die Leverkusener nach vorne gingen, das immer sofort brandgefährlich aussah und auch war. Die Eintracht dagegen baute ihre Spielzüge viel langsamer auf, braucht für alles länger, war aber über die ganze Distanz die angreifende Mannschaft, so daß sich die Ereignisse stärker in der Bayerhälfte abspielten. Eine Dummheit vom Leverkusener Eren Derdiyok, der Marco Russ im Strafraum foulte, führte in der 28. Minute zum Elfmeter, den Selim Teber zum 1:0 verwandelte. Wieder stand René Adler in der falschen Ecke, aber die drei Tore bedeuten nicht, daß er nicht hervorragend gehalten hätte. Beide Mannschaften hatten je 15 Torschüsse, was die Lage deutlich wiedergibt.
Darum kam fünf Minuten später auch Stefan Kießling zum 1:1. Er war länger verletzt, was man nicht merkte, denn er führte die Bayer Sturmspitze wendig, ja geradezu elegant an. Nach dem Ausgleich in der 32. Minute mit links, schoß er gleich 40 Sekunden nach Anpfiff zur zweiten Halbzeit mit rechts unhaltbar ins Tor. Damit war die Führung der Leverkusener hergestellt und wirkte so ehern, daß sich die meisten damit abfanden. Nicht so die Eintrachtspieler. Sie wirbelten und kämpften unermüdlich und als das besagte Sonntagstor von Caio fiel, da war das Unentschieden auch ein gerechter Zwischenstand. Und wieder war es die Eintracht, die noch einen Zahn zulegen konnte. Als gleich drauf in der 69. Minute in Tor von Halil Altintop für die Eintracht fiel, was Führung hieß, war das in Ordnung, nur leider hatte der Linienrichter ein – wie wir meinen nichtvorhandenes – Abseits gesehen. Also mußt die Eintracht weiter kämpfen, was sie tat, gegen starke Konter der Leverkusener, und als in der 88. Minute eine getretene Ecke vor dem Bayertor als Ball erschien, da machte der dicht davor stehende Maik Franz einen blitzschnellen Fallrückzieher und der Ball war drinnen. Ebenfalls wie das von Caio ein Tor des Monats.
Für Leverkusen war das die dritte Niederlage in Folge und damit auch das Ende der Meisterschaftswünsche. Wie geschockt Bayer wirklich war, konnte man dem Verhalten und den Worten des Trainer anmerken: „Ich bin maßlos enttäuscht über die Niederlage, wir haben fußballerisch, kämpferisch, läuferisch ein gutes Spiel gemacht, mit Führung in der Halbzeit.“ Er sprach vom unnötigen Foul und von drei hochkarätigen Torchancen, die nicht hineingingen. Michale Skibbe dagegen war „sehr glücklich über ein superspannendes und total offenes Spiel. Bayer war ein starker Gegner. Wir haben die Ausfälle kompensiert und sind – wie auch immer – ins Spiel gekommen.“
Wir hatten als Titel eigentlich „Der Fiesling heißt Kießling“ schreiben wollen. Aber da nicht nur er äußerst unfair spielte – seine gelbe Karte kam erst in der 90. Minute- hätte man zum überwiegenden Teil der Leverkusener Mannschaft diese Attribuisierung wählen können: ins die Ferse treten, nachkarten, hart rempeln, hinterher hauen, es waren fast immer Aktionen, die nicht aus dem Spielverlauf, sondern im Nachhinein stattfanden und zu fünf gelben Karten und der vielleicht spielentscheidenden roten für Schwaab führten. Denn der hatte – wieder unnötig – dem Eintrachtstürmer Ümit Korkmaz übel die Beine weggezogen, was einem schon beim Zuschauen selber wehtat. Das war eindeutig eine sehr schlechte Vorstellung der Leverkusener was Fairneß angeht und fand – gut – keine Entsprechung bei den Eintrachtspielern.