Ein schräger Typ namens Juke – Nissan will mit einer gewohnungsbedürftigen Design-Mischung junge Kunden gewinnen

Nicht nur das Foto ist schön schräg.

Bei genauem Hinschauen ist auch er – trotz seines extrem gewöhnungsbedürftigen Erscheinungsbilds – als höher gelegter Kombi zu identifizieren. Die  praktischen Seiten des Konzepts treten indessen in den Hintergrund, weil das neue Modell vielschichtig wie eine Hochzeitstorte daherkommt: Auf einem SUV-Unterbau haben die Designer eine Lage Micra verteilt und darauf eine Art Coupé gesetzt. Damit die Fondtüren in der obersten Fahrzeugschicht nicht ins Auge fallen und so die sportliche Linie unterbrechen, wurden die Griffe neben den hinteren Seitenfenstern versteckt.

Die robuste 1,77 Meter breite und 4,14 Meter lange Basis, der man nicht ansieht, dass Note und Micra die Vorlage lieferten, steht in scharfem Kontrast zum filigranen Oberhaus, weshalb man kaum glauben mag, dass der 1,57 Meter hohe Juke de facto einige Zentimeter kürzer ist als ein VW Golf. So soll es sein, meint Nissan; man wolle ein Publikum bedienen, das sich für extrovertierten Formen und technische Spielereien begeistert, schrille Töne liebt und andere Pseudo-SUV, beispielsweise den Cross-Polo, aber auch den Qashqai, als fad empfindet.

Innendrin war man ebenfalls um nicht alltägliche Lösungen bemüht Und hat deshalb in die Kunststofflandschaft Elemente eingefügt, die an ein Motorrad erinnern. Die farbenfrohe Bedieneinheit für Klimaanlage und andere Fahrzeug-Einstellungen stellt ebenfalls eine Abweichung vom üblichen Instrumenten-Einerlei dar: Der ausgewählte Modus wird in Form einer kleinen Grafik angezeigt. Selbst ein G-Meter lässt sich einblenden und so die Beschleunigungskräfte ins Bild setzen.

Ganz und gar nicht zum jugendlichen Charakter und der zur Schau gestellten Dynamik passen die Sitze in der ersten Reihe; sie sind sofaweich gepolstert und bieten kaum Seitenhalt. Fondpassagiere dürften vor allem bemängeln, dass das nach hinten abfallende Dach den Kopfraum einengt. Richtig knapp bemessen ist aber nur das Gepäckabteil: Mehr als 251 Liter fasst es nicht. Das Flachlegen der Rücksitze erweitert den Laderaum auf 830 Liter.

Der angepeilte Kundenkreis lässt Nissan erwarten, dass der 1,6-Liter-Benziner mit 86 kW/117 PS und einem bei 4000 Touren abrufbaren Drehmomentmaximum von 158 Nm die gefragteste Motorisierung sein wird. Für sie wird ein EU-Normverbrauch von 6,4 Liter je 100 Kilometer ausgewiesen; der damit einhergehende Kohlendioxidausstoß pro Kilometer beträgt 147 Gramm. Ein damit ausgestatteter Juke ist  für 16 990 Euro zu haben – einschließlich ESP, sechs Airbags, Klimaanlage und CD/Radio-Kombination.

Für Testfahrten stand diese Variante allerdings nicht bereit, weshalb nicht zu festzustellen war, wieviel Mühe es dem Vierzylinder bereitet, den Viertürer zu bewegen. Vermutlich muss der Fahrer fleißig schalten, doch allzu zäh wird sich die Kraftentfaltung wohl nicht gestalten, da der Juke leer nicht einmal 1200 Kilogramm wiegt und kein Allradantrieb ihn schwerer machen kann. Den gibt es nämlich nur in Kombination mit direkteinspritzendem 1,6-Liter-Turbobenziner und stufenlosem Automatikgetriebe,  den 190 PS flott und 24 150 Euro teuer machen. Zwischen 2000 und 5200 Touren stellt dieser Vierzylinder ein Drehmomentmaximum von 240 Nm zur Verfügung, und auf genau denselben Wert kommt auch der einzige Selbstzünder im Angebot., der mindestens 18 890 Euro kostet. Er stammt aus Renault-Beständen, vibriert spür- und dieselt unüberhörbar,  wenn er in 1,5 Liter Hubraum maximal 110 PS mobilisiert, und ist nach EU-Norm-Vorgaben mit 5,1 Liter 100 Kilometer weit zu bewegen.

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