Ein Film über das Fremde und die Fremde von Michael Glawogger und Monika Willi bringt als ein Höhepunkt des Filmfestivals Bilder auf die Berlinale, die sich ins Gedächtnis fräsen

© Lotus-Film

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Ein Laster kippt Müll auf die gewaltige Halde. Menschen, darunter viele Kinder, strömen herbei, wühlen nach Verwertbarem. Eine Alte wird fündig. Aus einem Plastikbehälter trinkt sie Milch.

Armut in Afrika. Doch die ist nur ein Aspekt in „Untitled“. Michael Glawogger verfolgte mit seinem Film kein bestimmtes Ziel, kein bestimmtes Thema. Zuvor ging es ihm häufig um die globale Ausbeutung, nun ließ er sich ausschließlich von der eigenen Neugier und Intuition treiben. Es verschlug ihn unter anderem nach Italien, in den Balkan und vor allem in den Nordwesten und Westen Afrikas: Marokko, Mauretanien, Guinea oder Sierra Leone.

2014 verstarb er in Liberia an Malaria. Zwei Jahre stellte seine Editorin Monika Willi den Film fertig, einen Film über das Fremde und die Fremde. „Untitled“ dürfte zu den Höhepunkten des Festivals zählen. Schon wegen der eindringlichen Bilder, zum Teil betörend poetisch, zum Teil verstörend brutal, Bilder, die sich förmlich ins Gedächtnis fräsen. Es mag manche Filme auf der Berlinale geben, die man getrost vergessen kann, an diesen wird man sich gewiss noch lange erinnern.

„Untitled“ läuft auf der 67. Berlinale:

Dienstag, 14.02.2017, 22:30, CineStar 7 (D, E)
Mittwoch, 15.02.2017, 14:00 International (D, E) Anschließend Filmgespräch mit Gebärdensprachdolmetscher
Samstag, 18.02.2017, 17:00International (D, E)
Sonntag, 19.02.2017, 17:00 CineStar 7 (D, E)

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Titel: Untitled
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2017
Regie: Michael Glawogger, Monika Willi
Buch: Michael Glawogger, Attila Boa, Monika Willi
Kamera: Attila Boa
Schnitt: Monika Willi
Musik: Wolfgang Mitterer
Mit: Fiona Shaw (als Erzählerin)
Dauer: 107 Min
Bild: Farbe
Produzenten: Tommy Pridnig, Peter Wirthensohn

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