Ein Buch, das für Besseresser so überflüssig ist wie eine weitere Filiale eines Schnellrestaurants: Das tausendteilige Sammelsurium „Wo Deutschland am schönsten isst“

© Travel House Media

Doch um das Dummdeutsch der Überschrift scheint es den Titelgebern nicht zu gehen, denn deren Gedanken scheinen um den Geschmack des Publikums gekreist zu sein und nicht um den, der aus der Küche kommt. Genau, im uns vorliegenden Buch wird nämlich nicht der Geschmack behandelt, wer das denkt ist dämlich. Es handelt sich auch nicht um ein Kochbuch als Lehrbuch oder als Rezeptsammlung. Schlicht wird das Schöne rund ums Essen betrachten. Schön scheint bei Merian vor allem bunt zu sein. Oberflächlich bunt „von Picknick bis Sterneküche, als würde nur das Auge essen. Kunterbunt ist auch die Zusamenstellung aus „1000 Ideen rund ums Essen“, doch eine gute fanden wir weder „rund ums Essen drinnen“, noch „rund ums Essen ”¦ draußen“ und derjenige, der wahllos in dem Werk blättert, fragt sich: Wo auch sonst?! Doch die „1000 Locations in Deutschland“, die – wie behauptet wird – „gutes Essen bieten“ – ohne dass das belegt wird -, würden „sich durch einzigartiges Ambiente auszeichnen: kuriose Wirte, charmante Caés spezielle einkostläden, traditionsreiche Imbissbude unentdeckte Perlen der Gastronoie wie idyllische Picknickplätze“. (1) Richtig, dieser Satz ist Reklame und der Inhalt des Buches ist es auch – nicht mehr, nicht weniger.

Doch zurück zum „Deutschland“ das weder Fußball spielen noch Krieg führen und auch nicht „schön“ essen kann. Wenn schon, denn essen Menschen, darunter auch solche die Fußball so spielen wie sie Kriege führen, welche die deutsche Sprache sprechen, hoffentlicht nicht mit vollem Mund, oder als deutsche Staatsbürger geltende Deutsche. Zwar gelten diese Deutsche, jedenfalls diejenigen, die fürs Reisen reich genug sind, als Reiseweltmeister, doch sie essen für dieses mit einer gehörigen Portion Anglizismen versehene Buch nur in Deutschland.

Trägt der Verlag Travel House Media, einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung in München, die wie über ein Dutzend weitere Unternehmen zur Ganske-Gruppe gehört, die vom Verleger Thomas Ganske, der an der Spitze eines dreiköpfigen Vorstandes steht, geführt wird, dafür die Schuld oder sind die Autorinnen und Autoren von „Merian live“ arg arm an deutscher Sprache? Wir wissen das nicht, auch nicht, ob sich der in Basel geborene Kupferstecher Merian deswegen im Grabe umdrehen würde.

Auch Thomas Ganske, dessen Dynastie vom Großvater Richard begründet wurde, der den „Leserkreis Daheim“ 1907 in Kiel gründete und später an seinen Sohn Kurt, welcher ihn ausbaute, übergab, wird wohl ruhig schlafen und sich heute vermutlich um die Geschäfte der Daheim Liefer-Service GmbH, Hamburg, , die u.a. von ihm geführt wird, kümmern. Dieser Großverleger Ganske führt die Geschäfte des Großvaters weiter, dessen Idee darin bestand, Kunden täglich Titel aus „über 200 der meistgelesenen Zeitschriften“ ins Haus zu liefern „zu einem Preis, der inklusive Service (Lieferung, Abholung und Recycling) erheblich günstiger ist als der Preis der entsprechenden Zeitschriften am Kiosk“ (2).

Der Preis für das Sammelsurium von 1000 Orten, wobei „Wo Deutschland am schönsten isst“ kein klassischer Gourmet-Guide ist – aber was dann? -, die aus dem Nichts heraus empfohlen werden, ist mit zehn Euro zu hoch. Ich empfehle Ganske, den avisierten Lesern des Buches noch Geld zu geben, damit sie das Buch, das für Besseresse so überflüssig ist wie eine weitere Filiale eines Schnellrestaurants, auch nehmen.

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Merian Live, Wo Deutschland am schönsten isst, 1000 Ideen rund ums Essen: drinnen und draußen, von Picknick bis Sterneküche, 480 Seiten, ca 350 Farbfotos, Format 15×18 cm, Travel House media GmbH, München, 2014, ISBN: 978-3-8342-1484-3, Preise: 10,00 EUR (D), 10,00 EUR (A), 1890 Sfr., Website: www.wo-deutschland-am-schoensten-isst.de

Anmerkungen:

(1) Zitate aus Presseinformation der Travel House media GmbH, München
(2) Zitat aus http://www.leserkreis.de/ueber-uns vom 09.06.2014

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