Ein Biathlon-Novum in Antholz: Zwei Weltcupsieger in einem Rennen – Aufwärtstrend für deutsche Skijäger durch Rang eins und drei

Simon Schempp © Biathlon Weltcup Komitee

Dem 25-jährigen Ruhpoldinger Schempp und dem ein Jahr jüngeren Antholzer Hofer war es recht, denn so schafften beide jeweils ihre ersten Weltcup-Siege. Die Gastgeber beendeten durch Hofer eine lange sportlichen Durststrecke, denn zuletzt hatte der italienische Verband hier durch Johann Passler 1988 einen Heimerfolg bejubeln können.

Einen geteilten ersten Platz beim Weltcup hatte es nach solcher Zeitkorrektur noch nie gegeben. Bei den Weltmeisterschaften 2003 in Chanty-Mansysk (Russland) waren die Französin Sandrine Bailly und die Deutsche Martina Glagow im Verfolgungsrennen ebenfalls zeitgleich als Erste gewürdigt worden. "Zwei zweite Plätze im Weltcup hatten wir bereits", wie IBU-Kommunikations-Direktor Peer Lange erklärte.

Da Arnd Peiffer nur 4,3 s hinter dem Duo einkam, verbuchten die saisonal lange hinter den Erwartungen zurück bleibenden deutschen Skijäger das bislang erfolgreichste Abschneiden in diesem Winter. Der Oberhofer Erik Lesser, diesmal im Sprint 18., hatte beim Verfolger in Frankreich für den bis dato einzigen Podestrang (2.) gesorgt.

Simon Schempp © Biathlon Weltcup Komitee"Zwei auf dem Podium – es geht mannschaftlich aufwärts", sagte Schempp. Nach zuletzt ordentlichen Leistungen – mal im Lauf, mal beim Schießen – "habe ich diesmal beides endlich zusammenbekommen." Bei derletzten vorolympischen Probe, bei der neben den Norwegern Svendsen und den Brüdern Boe einige Spitzenathleten der Russen fehlten, hatte sich Schempp zumindest einen Platz unter den Top Ten vorgenommen. "Doch unser Material war bei diesen Bedingungen einfach top. So wurde es insgesamt ein perfekter Tag für uns."

Ebenfalls zufrieden zeigte sich der Sprint-Weltmeister von 2011, Arnd Peiffer: "Zweimal beim Schießen die Null habe ich schon länger nicht im Sprint hinbekommen. Deshalb habe ich auch etwas länger dafür gebraucht, weil ich unbedingt die Strafrunde vermeiden wollte. Unser Abschneiden ist sicherlich gut fürs Selbstvertrauen und zeigt, dass wir für Olympia in drei Wochen auf dem richtigen Weg sind."

Bei zwei Grad plus und ständigem Schneefall, mit Regen durchmischt, hatte der 82-kg-Mann Peiffer gegenüber den 68-kg-Leichtgewichten Hofer/Schempp ein paar Nachteile. "Ich denke, es waren dennoch faire Bedingungen für alle, weil es von Anfang bis Ende so ausschaute."

Lukas Hofer © Biathlon Weltcup KomiteeAndere Leichtgewichte oder Mitfavoriten jedoch patzten. Der nach einer Wettkampfpause zurückgekehrte Weltcup-Spitzenreiter Martin Fourcade aus Frankreich verfehlte beim Liegend-Anschlag zwei Scheiben und geht als Fünfter mit 25 s Rückstand in das Verfolgungsrennen. Altmeister Ole Einar Bjoerndalen nutzten läuferische Qualitäten, Streckenkenntnis und Routine bei drei Fahrkarten wenig. Der  Norweger hat als 20. für den Verfolger 1:10 Minuten Rückstand. Der deutsche Mitfavorit, Andreas Birnbacher, liegt als 43. schon 1:50 (3 Fehler) Minuten zurück.

Der Oberhofer Christoph Stephan schaffte als 12. (+ 53 s) die zweite Hälfte der nationalen Olympia-Qualifikation. Wie Hofer musste er nur eine Strafrunde drehen, während Schempp/Peiffer alle 10 Schüsse ins Schwarze setzten. Dem bereits für Sotschi qualifizierten Daniel Böhm, Zimmerkollege von Peiffer in der Oberhofer Trainingsgruppe, ging bei zwei Fehlern läuferisch ein wenig die Puste aus. Als 47. ist er aber beim Jagdrennen am Samstag dabei.

Der Bozener Luis Mahlknecht und der frühere ZDF-Mann Hermann Oletz kommentierten als Stadionsprecher das Spektakel mit mehr als 100 Akteuren, in dem die Führung minütlich wechselte. Zuerst stand der ältere Bruder von Martin, Simon Fourcade, ganz oben. Dann der Kanadier Brendan Green (im Ziel 8.), bis Peiffer die Poolposition erkämpfte. Er wurde abgelöst von Hofer, der im Ziel mitansehen musste, wie der nach dem zweiten Schießen vorn liegende Schempp Hofers Bestzeit attackierte. Hofer: "Das war schon hart – im Ziel war ich zunächst überglücklich. Hatte mit fantastischem Ski die Spitze und war dann mit 0,3 s als Zweiter ausgewiesen. Ärgerte mich über die eine Strafrunde. Dann aber wurde ich zur Siegerehrung gerufen und erfuhr, es gibt zwei Erste. Da war ich zum zweiten Male an diesem Tag happy."

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