Berlin, Deutschland (Weltexpress). Wer hätte das gedacht, dass die Berliner Eisbären in dieser Serie der Playoffs der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) 4:0 (2:0, 2:0, 0:0) gegen die Roten Bullen aus München gewinnen würden? Nicht, dass die Eisbären geringere Aussichten als die Rotbullen hätten, diese Serie zu gewinnen, nachdem der Kader wieder vollständig auf dem Eis läuft und mit Austin Ortega verstärkt wurde, doch über 60 Spielminuten gegen den EHC Red Bull München kein Gegentor zu kassieren, da trauten doch mancher Beobachter der Berliner unter den 13.511 Zuschauern seinen Augen nicht.
Doch der kanadische Eishockeytorwart Kevin Poulin blieb am Ende erstmals Sieger über Danny Aus den Birken. Die Berliner haben es vor allem einem nahezu perfekt agierenden Poulin zu verdanken, dass nach der denkbar knappen Niederlage in der Overtime des erstens Spiels, der amtierende Meister aus München hatte mit 3:2 dank zweier Treffer von Justin Shugg die Nase vorne, dass die Revanche auf diese beeindruckende Weise glückte. Zwei starke erste Drittel und ein durchwachsenes Abschlußdrittel mit einigen Schlampereien reichte gegen Red Bull München, die nicht nur spielerische Schwächen, sondern auch charakterliche. Sie zeigten sich im zweiten Viertelfinal-Playoff-Spiel durch fiese Fouls, darunter auch das eine oder andere aus voller Verzweiflung, zum Ende aber vor allem Frustfouls, als schlechte Verlierer.
Von Eisbären-Fans wurde das jedes Mal prompt quittiert. Sie hielten Transparenten mit „Stoppt den Bullshit“ hoch und skandierten „Scheiß Verlierer“.
Am Ende kamen die Gäste auf 82 Strafminuten, die Berliner allerdings auch auf zwölf. Normalerweise ist das zu viel, doch die guten Berliner Verteidiger waren am Freitag in der Regel und in vielen Situation besser, als die Münchner Stürmer.
Als die Berliner das erste Mal in Überzahl spielten, John Mitchell musste wegen Behinderung für zwei Minuten auf die Strafbank, traf Sean Backman nach Vorarbeit von Micki DuPont und James Sheppard zum 1:0 (9.). Mitchell fiel wie auch Mads Christensen über die gesamte Begegnung als Unruhestifter auf.
Bei den Bullys ging es fifty-fifty aus. Die Berliner sollen laut DEL 30 Bullys gewonnen haben, die Münchner 34. Dafür schlägt das Pendel bei den Schüssen mit 56 zu 41 und bei den Torschüssen mit 40 zu 27 klar für München aus. Kurzum: die Berliner blockten und warfen sich in die Schüsse, inklusive Poulin.
Vorne tanzten die Bären mitunter vor den Augen der Bullen. Eine sehenswertes Solo von Ortega, der durch die Münchner Abwehr fuhr wie ein heißes Messer durch die Butter, und die Hausherren führten mit 2:0 (17.). Gestern zeigten vor allem die erste und zweite Reihe der Berliner ihre Klasse. Brendan Ranford erhöhte im Mitteldrittel auf 3:0 (26.) und Backmann stellte mit seinem zweiten Tor des Tages den 4:0-Endstand her (27.).
Zwei wirklich gute und zwei befriedigende, solide Angriffsreihen sowie starke Defensiv- und herausragende Torhüterleistungen führten zu einem deutlichen Sieg, an dem die von Don Jackson trainierte und betreute Mannschaften nicht rütteln konnten, egal was sie an sportlichen und unsportlichen Mitteln probierten. Am Ende hielt Poulin und zwar meisterlich.
Am Sonntag steht in München das dritte von maximal sieben Spielen an. Die Effizienz der von Stéphane Richer trainierten und betreuten Eisbären war im Unterzahl- und Überzahlspiel beide Male gegen München besser. Gestern war es auch die Schusseffizienz. Die Konzentration der Eisbären basierte auf deren Kondition. Und ansonsten wurde, auch bei den Bullys, dagegen- und mitgehalten. „Kämpfen und siegen“, nennen das die Bären-Fans.