Am Freitag reichte es für die Hauptstädter nicht, obwohl sie die Adler-Topreihe Ullmann, Magowan, Mitchell – zuvor beim 1:4 für alle Treffer verantwortlich – diesmal im Griff hatten. Und obwohl der 39-jährige Gäste-Torhüter Fredrick Brathwaite Eisbären-Kapitän Richie Regehr bei dessen Schlagschuss in Überzahl das 1:0 ermöglichte.
Das 1:1 entsprang dann einem Fehler auf der Gegenseite. Eisbären-Verteidiger Nick Angell steuerte als letzter Mann im Drittel der Adler auf deren Tor zu. Überlegte es sich und wagte statt eines Torschusses einen abenteuerlichen Pass hinter seinen Rücken. Der davon überraschte Stürmerkollege Travis Mulock bekam die Scheibe nicht unter Kontrolle. Adler-Angreifer Yanick Lehoux spritzte dazwischen und verwandelte den Konter clever und gekonnt.
Als dann im Schlussabschnitt eine unglückliche Aktion von Jon Sim als Foul mit Hohem Stock und Verletzungsfolge mit fünf Strafminuten plus Spieldauerstrafe geahndet wurde, wirkte das wie eine Schock-Therapie auf die Gastgeber. 3:20 Minuten widerstanden die Eisbären in Unterzahl den physisch frischer wirkenden Gästen. Dann wurden die Beine der Eisbären schwer. Keiner trat rechtzeitig gegen den versierten Lehoux (Adler-Trainer Kreis: "Yanick hat viel Übersicht und Spielverständnis") heraus. Jener täuschte einen Pass an und jagte aus Nahdistanz den Puck aus dem Handgelenk in die kurze Ecke des Eisbären-Hüters Rob Zepp.
1:2 aus Sicht der Eisbären. Die nahmen das Gehäuse der Adler noch zehn Minuten unter Beschuss (14:3 Torschüsse im letzten Drittel/insgesamt 35:18 für die Berliner). Holten in der Schlussminute einen sechsten Feldspieler aufs Eis. Vergeblich.
Berlins Verteidiger Jens Baxmann meinte: "Zwei Schlüsselmomente haben das Spiel gegen uns entschieden: Der Fehler vor dem 1:1 und die Fünf-Minuten-Strafe."
Die Berechtigung der Herausstellung von Sim wurde von Berlins Spielern und Trainer Don Jackson nicht in Frage gestellt. Adler-Kapitän Marcus Kink war jedoch so fair, zuzugeben, dass Sim ihn unabsichtlich erwischt hatte: "Er hat mich sicherlich von hinten nicht kommen sehen und dann irgendwie reflexartig den Schläger hochgerissen." Kink aber blieb – wie es ein erfahrener Eishockey-Profi nun mal macht in solch einer Situation – reflexartig auf dem Eis liegen. Und da danach ein paar Blutstropfen zu sehen waren, entschieden die Referees durchaus regelkonform.
Kink stand bereits beim nächsten Wechsel auf dem Eis und zeigte nach Ende keinerlei Verletzungsspuren an der getroffenen Unterlippe. Man hätte wegen der vorhersehbaren Folgen für den sportlichen Ausgang auch zwei plus zwei Minuten und zehn Minuten verhängen können, meinten regelkundige Kollegen.
Die Aktion von Sim, die Fehler in der Abwehr, die mangelnde Effektivität und Durchschlagskraft im Angriff dürfen als Indiz dafür gelten, dass die Saison (mehr als 60 Pflichtspiele) an der Substanz gezehrt hat. Ein halbes Dutzend des Berliner Aufgebots, in dem Topstürmer Andre Rankel schmerzlich vermisst wurde, ging mehr oder minder angeschlagen ins dritte Finalmatch.
Baxmann monierte zudem: "Wir haben in drei Finals gegen Mannheim nur vier Tore zustande gebracht. Das ist eindeutig zu wenig. Woran das liegt, ist schwer zu sagen. Ich denke aber, dass wir im Angriff oft zu kompliziert und verspielt agieren. So haben wir uns heute für eine gute Leistung nicht belohnt."
Mannheims Christoph Ullmann sieht seine Mannschaft verständlicherweise nun in der Vorhand: "Wir werden das Ding jetzt mit unserer tollen Kulisse im Rücken nach Hause schaukeln, denn ich habe keine Lust, nochmals in Berlin anzutreten."
Der nach der Saison nach Schweden wechselnde EHC-Spielführer Regehr aber gibt die Sache noch nicht verloren: "Voriges Jahr standen wir im Halbfinale nach einer Heimniederlage gegen Düsseldorf am Abgrund. Und haben die Serie noch gedreht. Das können wir auch in Mannheim, denn die müssen nun gewinnen."