Die Säulen des Herkules – Segelabenteuer rund um Gibraltar – Mit der „Royal Clipper“ zwischen Mittelmeer und Atlantik

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Galionsfigur der “Royal Clipper”. © 2013, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Gibraltar, UK (Weltexpress). In stilvoller Eleganz durchquert die „Royal Clipper“ die Meeresenge zwischen Mittelmeer und Atlantik. Segelabenteuer pur.

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Die „Royal Clipper“ unter vollen Segeln. © 2013, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Ist es der Geist Napoleons, der weht, wo er will? Als ein kaum zu bändigender Wirbelwind, der – verkleidet als Mistral – mit seinen orkanartigen Böen die Wasserfluten des westlichen Mittelmeeres aufpeitscht? Zuzutrauen wäre es ihm schon, dem „Großen Korsen“, der nach der Schmach von Waterloo in gekränkter Eitelkeit selbst vor seiner Heimatinsel nicht Halt macht. Dabei selbst nach zweihundert Jahren stets getrieben von der Anmaßung, sich mit Hilfe der aufgewühlten Elemente doch noch als der Stärkere zu erweisen.

Für alle, die es an Bord der „Royal Clipper“ hin und her schüttelt, stehen allerdings keine historischen Erwägungen im Vordergrund. Sie interessiert vor allem die Frage, wann die tosenden Elemente endlich von dem gepeinigten Fünfmaster ablassen. Als einziger Trost dient ihnen die Zuversicht, eine erfahrene Crew auf der Brücke zu wissen, die selbst in einer Ausnahmesituation wie dieser vom richtigen Instinkt geleitet wird. Beruhigend ist es zudem, sich auf die Stabilität der „Royal Clipper“ verlassen zu können. Hatte doch bereits ihre Vorläuferin vor hundert Jahren ihre Zähigkeit als wetterfester Kap Horner unter Beweis gestellt.

Mastklettern ins Krähennest

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Krähennest an Bord der “Royal Clipper”. © 2013, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Doch dann finden die launischen Allüren des Mittelmeeres ein jähes Ende, und ein strahlend blauer Himmel vermittelt neue Aufbruchsstimmung. Ja selbst die ersten Mastkletterer treffen sich nun wieder im Krähennest, um sich über ihre persönlichen Erlebnisse mit den entfesselten Naturgewalten auszutauschen. Schon ein kurzer Blick aus luftiger Höhe über das Deck bestätigt, dass der Fortsetzung der Reise nichts mehr im Wege steht, selbst wenn noch schnell ein paar kleinere Segeltücher ausgetauscht werden müssen.

Ziel sind die „Säulen des Herkules“. So nennt man die Felsformationen beiderseits der Straße von Gibraltar, die einst der stämmige Muskelprotz nach antiker Vorstellung allein mit seiner Körperkraft ans Tageslicht befördert haben soll. So war die Öffnung des Mittelmeeres zum Atlantik hin nach damaliger Auffassung schnell erklärt. Und zugleich wurde auch die Abtrennung des europäischen Kontinents von den Landmassen Afrikas in einer Breite von vierzehn Kilometern verständlich gemacht.

Überwindung der Meerenge

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Kapitän Brunon auf der „Royal Clipper“. © 2017, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Und dennoch steckte die Straße von Gibraltar jenseits aller mythologischen Erklärungsversuche voller Rätsel. Darauf verweist Kapitän Brunon während des langen Anlaufs, den der Clipper zum Westzipfel des Mittelmeeres hin nimmt. Im jeweiligen Miteinander von Segelpracht und Motorkraft führt die Reiseroute vorbei an den Balearen bis zu einer nur schwer zu erahnenden Wasserschwelle, die dennoch schon in der Antike der Schifffahrt erhebliche Schwierigkeiten bereitete. Wo aber liegt das Problem?

Des Rätsels Lösung, so erklärt es Kapitän Brunon, besteht nach heutiger Sichtweise darin, dass die Wassermassen des Atlantiks in breiter Front aus erhöhter Position in das tiefer gelegene Becken des Mittelmeeres herab strömen. Und dass gleichzeitig das salzhaltigere und somit schwerere Wasser des Mittelmeeres in der Tiefe genau die umgekehrte Richtung einschlägt. Erst mit Hilfe von Treibankern und dichten Netzen war es irgendwann möglich, sich auf das offene Meer des Atlantischen Ozeans hinaus ziehen zu lassen.

Felsformationen und Sandebenen

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Segeln im Mittelmeer Richtung Gibraltar. © 2017, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Als weniger kompliziert erweist es sich für die „Royal Clipper“, die allein schon wegen ihrer Ausmaße die Wasserhürde mit Bravour überwindet. Einziges Problem, so der Erste Offizier Gerald, stellt der Gegenverkehr beim Abbiegen in südlicher Richtung dar. Ist doch die Straße von Gibraltar eine der am meisten befahrenen Schifffahrtswege der Welt. Doch spätestens ab Tanger an der marokkanischen Küste ist das Problem gelöst. Denn ein Blick über das Heck des Schiffes macht deutlich, wie die spanische Seite der Meerenge immer weiter im Dunst des Horizonts verschwindet.

Damit ist der Weg frei nach Casablanca, einer pulsierenden Großstadt mit dem größten Hafen des Landes. Und schließlich erweist sich der weiter südlich gelegene Hafen Safi als hervorragender Ausgangspunkt für einen Landausflug nach Marrakesch, der „Perle des Südens“ am Fuß des Hohen Atlas. Wilde Felsformationen und wüstenartige Sandebenen wechseln einander ab, bis das in bunten Farben erstrahlende Zentrum des afrikanischen Orients erkennbar wird.

Wüstenpflanzen und Giftschlangen

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Schlangenbeschwörer auf dem Djemaa el Fna. © 2017, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Als ausgesprochen wohltuend erweist sich der Majorelle Garten des einstigen Modezaren Yves Saint Laurent. Geschützt durch eine hohe Mauer ähnelt die Anlage einer verborgenen Oase, in der sich zähe Wüstenpflanzen und tropische Gewächsinseln harmonisch ergänzen. Eine wunderbare Quelle der Ästhetik und Erholung, bevor das quirlige Leben im Bereich der Altstadt von Marrakesch auf den neugierigen Besucher einbrandet und alle Sinne für sich beansprucht.

Höhepunkt ist dabei der Djemaa el Fna, jener legendäre Platz der Gehenkten, der sich ab dem frühen Nachmittag immer mehr mit Leben füllt. Wasserverkäufer in breitkrempigen Hüten eignen sich hervorragend als Fotomotive. Ebenso die unterschiedlichsten Arten von Gauklern, Musikern und Tänzern. Und natürlich dürfen die Schlangenbeschwörer nicht fehlen, die bestens mit ihren giftigen Kobras umzugehen wissen.

Eleganz der Bewegung

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Morgenstimmung im Generalife von Granada. © 2017, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Ein ebenso bunter Kulturkreis findet sich nördlich der Straße von Gibraltar im spanischen Andalusien. Auch hier führt eine Überlandreise zu einem nur schwer zu übertreffenden kulturellen Höhepunkt, der Alhambra von Granada. In einer unglaublichen architektonischen Harmonie vereinigen sich die kunstvoll verzierten Palastanlagen mit den ebenso verspielten wie exotischen Gartenanlagen des Generalife. Rauschende Wasserquellen, plätschernde Springbrunnen und herrlich bunte Wandfliesen vervollkommnen das Bild.

Für unübertroffene Eleganz in der Bewegung steht dagegen Jerez, jene gepflegte andalusische Kleinstadt, die sich nicht nur wegen ihres legendären Sherrys einen Namen gemacht hat. Es ist die Andalusische Hofreitschule, die ähnlich der Spanischen Hofreitschule in Wien den Zauber körperlicher Bewegung im Zusammenspiel von Mensch und Tier erfahrbar macht. Angestrebt wird die pure harmonische Vollendung, die sich hier von den abenteuerlichen Sprüngen der Courbette bis hin zu der bravourös ausgeführten Capriole vor den Augen des begeisterten Publikums entfaltet.

Knatternde Segeltücher

„Royal Clipper“ - Gibraltar
Barbecue an Bord der “Royal Clipper”. © 2017, Foto/BU: Dr. Bernd Kregel

Von der prächtigen Küstenstadt Cadiz aus steht nun das abschließende Teilstück der Reise in Richtung Norden bevor. Und damit die letzte Möglichkeit, die Schifffahrt unter weißen Segeln noch einmal in vollen Zügen zu genießen. Dazu das Spiel von Wind und Wellen, schwankenden Schiffsplanken und knatternden Segeltüchern.

So rückt die portugiesische Hauptstadt Lissabon immer näher. Jene Kulturstadt an den Ufern des Tejo mit ihren prachtvollen Kirchen ihren kostbaren Klöstern und Palästen. Ein anerkennender Blick geht wie selbstverständlich hinüber zum monumentalen Denkmal von Heinrich dem Seefahrer nahe dem Turm von Belem. War er nicht einer jener Pioniere, die den Aufbruch wendiger Segelschiffen über die Meere bis an das Ende der damals bekannten Welt erst ermöglichten? So schließt sich der Kreis einer abenteuerlichen wie romantischen Seereise rund um die Meerenge von Gibraltar.

Reiseinformationen „Royal Clipper“, Gibraltar:

Anreise: Mit dem Flugzeug, z.B. Eurowings, nach Cannes; zurück von Lissabon nach Deutschland. Der Transfer zum/ab Schiff kann jeweils dazu gebucht werden.

Einreise: Wegen des Abstechers nach/von Gibraltar und Marokko ist die Mitnahme eines gültigen Reisepasses obligatorisch.

Reisezeit: Die „Royal Clipper“ verkehrt im Sommerhalbjahr im Westlichen Mittelmeer, ab November in der Karibik.

Reiseroute: 13.10.2018: Cannes – Bonifacio – Mahon – Ibiza – Motril – Malaga – Puerto Banus – Gibraltar – Tanger – Cadiz – Lissabon

Schiffsatmosphäre: Die „Royal Clipper“ als luxuriöser Nachbau der großen Segler des 19./20. Jahrhunderts ruft die Tradition jener Tage wieder wach und bringt sie in Einklang mit der eleganten Atmosphäre einer Megayacht.

Kabinen: Fast durchweg Außenkabinen, ausgestattet mit Farbfernseher, Telefon, Safe sowie einem Marmorbad.

Buchung und Auskunft: Empfehlenswert über den Reiseveranstalter „Star Clippers Kreuzfahrten GmbH“, Konrad-Adenauer-Straße 4, 30853 Langenhagen, Telefon: geb.frei 00800-78272547 oder 0511-7266590, Fax: 0511-72665920, E-Mail: info@star-clippers.de, Web: www.star-clippers.de oder die Reisebüros Ihres Vertrauens.

Anmerkungen:

Die Recherche wurde von der Star Clippers Kreuzfahrten GmbH unterstützt. Der Beitrag von Dr. Bernd Kregel ist eine Erstveröffentlichung im WELTEXPRESS.

Mehr Bilder sind in der „Fotoreportage: Die Säulen des Herkules – Segelabenteuer rund um Gibraltar“ zu sehen.

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