Berlin, Deutschland (Weltexpress). Unablässig auf der Suche nach einer gut bezahlten Anstellung tauchte Johann Sebastian Bach bereits acht Wochen nach seinem letzten Besuch erneut im Wrangelschlösschen Steglitz auf. Zum Glück lag noch kein Schnee. Aber Bach taten alle Knochen weh, denn der Kutscher war gefahren wie ein Henker. Unterwegs hatte der Meister Friedrich Schillers neueste Dichtung, die »Ode an die Freude», gelesen. Er beschloss, »da mal´n Choral zu komponieren». Doch er wurde von der Königlichen Jagdgesellschaft sogleich ans Klavizimbel gezerrt, wo er schlecht gelaunt »Die Kunst der UnFuge», seine neueste Schöpfung, intonierte. Der Saal tobte. Das erfuhr Friedich II., der »unweit» im Park von Sanssouci mit seinem Posaunenchor picknickte und unverzüglich herbeieilte, um mitzujamen – was die Dichter Thomas Schmitt-Ott und Dieter Hallervorden als reine Wahrheit schwören. Das inspirierte sie zur Idee der Kabarett-Konzerte »Die Kunst der UnFuge», deren zweite Folge am 12. Dezember im Schlosspark Theater ablief. Nummer eins hatten vier Cellisten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin am 10. Oktober in Zusammenarbeit mit dem Parodisten Mathias Richling zelebriert.
»Dran» war nun das Ensemble DSOblech, aus dessen Mitte die fünf Posaunisten des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin (Andràs Fejer, Andreas Klein, Susann Ziegler, Tomer Maschkowski und Rainer Vogt) den Abend gemeinsam mit dem Kabarettisten Christian Ehring bestritten.
Zwar spielten die Musiker nicht eine Note von Bach, aber Bach-ähnliche bzw.Werke, wie sie Bach auch hätte schreiben können, wenn ihm Hits wie die von Paul Anka, Hoagy Carmichel oder Felix-Mendelssohn Bartholdy eingefallen wären. So spielten sie zur Begeisterung des Publikums im vollbesetzten Schlosspark Theater für Posaune geschriebene oder bearbeitete Werke. Eine kleine Sensation bot Susann Ziegler, die zum Titel »Probier´s mal mit Gemütlichkeit» von Terry Gilkyson das Alphorn spielte. Im Programmheft werden die sportlichen Qualitäten der Fünf hervorgehoben, die als Empfehlung gedient haben mögen. Aber sie konnten auch Posaune sehr gut.
Und sie umrahmten den Redner des Abends, Christian Ehring, bekannt als Moderator von «Extra3» vom NDR. Ehring spielt »auf dem Klavier» guter und schlechter Witze souverän. Von Anfang an war klar: Er hatte die richtigen Feinde, Wladimir Putin und Gerhard Schröder, den absolutistischen Herrscher und seinen Knecht. Die hätten was zu hören bekommen können, wenn sie nicht unentschuldigt gefehlt hätten. Aber der Satiriker befand sich in Übereinstimmung mit den Strategen an deutschen Kaminen. Träumer wie Emmanuel Macron, die etwas von der Berücksichtigung russischer Sicherheitsinteressen spinnen, sind da von der Realität weit entfernt. Sie werden vom Kritiker auch nicht wahrgenommen.
Zielscheiben harscher, aber vergleichsweise moderater Kritik waren aus dem eigenen Lande Olaf Scholz und Robert Habeck, die politisch so richtig wummsen. Annalena Baerbock hingegen blieb unerwähnt angesichts ihrer »diplomatischen» Tätigkeit, die eben unter aller Kritik ist. Friedrich Merz erschien als eine Art »Teufel an die Wand gemalt», falls er, mal gedacht, Bundeskanzler wäre. Ehring legte den Finger in die offenen Wunden deutscher Politik wie zum Beispiel die Energiepolitik der Grünen. Noch schlimmer ist der Lehrermangel. Traurig, aber wahr ist Ehrings Vermutung: Erst im Alter von sechs Jahren werden die Kinder gezählt, woraufhin Bund und Länder unverzüglich beginnen, die Ausbildung der Lehrer zu planen.
UnFuge Nummer Zwei ist gelungen. Das musikalische Programm hatte Stimmung und Humor, doch es bleibt die Frage, ob die Musiker nur die Kulisse für den Kabarettisten sind. Unwillkürlich werden sie mit seinen Worten identifiziert. Zu rühmen ist das Bestreben des Deutschen Symphonie-Orchesters, mit der kleinen Form in viele Winkel und auf die Plätze der Stadt zu gehen. Ob sich die Musiker in ihrer Rolle im Kabarett-Konzert gut aufgehoben fühlen, ist Gefühlssache und Erfahrungssache. Zwei Kabarett-Konzerte mit Torsten Sträter und Arnulf Rating stehen noch bevor.
Nächstes Kabarett-Konzert am 13. Februar 2023 mit Torsten Sträter und der Randgruppe