Die Rennen „fressen“ sich gegenseitig, aber die Radprofis sind zu frieden

Radrennen (Symbolbild). Quelle: Pixabay, Foto: Dietmar Silber, BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). So wie die durch Corona abgeknickte Saison in Nizza mit einem Sieg des Berliners Maximilian Schachmann vom Team Bora-hansgrohe (Eigenschreibweise) endete, soll es nach Wiederaufnahme des Profibetriebs der Radler ab heute bei der Sibiu-Tour in Rumänien weitergehen.

Mit Rücksicht auf die Hygienebestimmungen starten die Boraner mit einem Team aus deutschen und österreichischen Rennfahrern. Als Kapitän des Teams tritt Sprinter Pascal Ackermann (26) in die Pedale. „Mit Sibiu nehmen wir die Saison wieder auf. Unsere Männer haben sich beim Trainingslager im Ötztal bestens vorbereitet“, berichtet uns Enrico Poitschke, Sportchef des bayrischen Profiteams. Manager Ralph Denk ging mit seinen sportlichen Leitern die komplizierte Situation wissenschaftlich an. „So wohnten die Klassement-Fahrer und Kletterer hoch oben in Hochsölden im Hotel, während die Sprinter direkt in Sölden lebten. Eins trifft aber auf alle zu, die Männer befinden sich in richtig guter Form“, ist von Poitschke zu erfahren. „Wir sind alle froh, dass es endlich wiederlosgeht“, atmete Jungstar Lennard Kämna (23) gegenüber Journalisten tief durch.

Ralph Denk wiederum will mit seinem 30-Mann starken Team und einem hochqualifizierten Betreuer-Stab richtig in die Vollen gehen. „Wir planen mit allen drei großen Rundfahrten: Tour der France, Giro und Vuelta. Ich glaube, dass wir mit starken Mannschaften starten können. Selbstverständlich wollen wir auch die Klassiker alle besetzen. Ich reise deshalb am 29. Juli nach Italien, wo wir mit unseren Teams bei Stade Bianche am 1. August, dann bei Turin- Mailand und schließlich am 8. August bei Mailand-Sanremo antreten.

Die 111. Auflage des Monuments mit einer Länge von knapp 300 Kilometern fällt diesmal als „Fahrt in den Frühling“ ins Wasser. Das lange Radrennen rollte seit 1907 nie später als im April über den Tuchino-Pass an die ligurische Küste. Diesmal ist eben alles anders. „Die Konzentration liegt dennoch auf der Tour de France“, erklärt Poitschke und Ralph Denk ergänzt: „Wir wollen bei der Tour mit Buchmann einen Podestplatz einfahren und mit Peter Sagan zum achten Mal um das Grüne Trikot kämpfen. Ein weiterer Trumpf in unserem Team ist Max Schachmann.“

Für den Giro d’Italia wiederum soll der Pole Rafal Majka in der Gesamtwertung für das Raublinger Team die Kohlen aus dem Feuer holen. „Dazu ist Rafal auch jederzeit in der Lage“, verpasst Poitschke dem 30 Jahre alten Bergspezialisten ein paar Streicheleinheiten.

Vor dem Tourstart reisen die deutschen Radprofis wie bereits im vorigen Jahr noch zu den Deutschen Meisterschaften am 23. August zum Sachsenring. „Dort will ich meinen Titel verteidigen“, schwört „Max“ Schachmann. Bei seinen ersten Vereinen wie beim RSC Marzahn und dem SC Berlin werden sie dem Ur-Berliner die Daumen drücken. Durch die gedrängte Saison „fressen“ sich die Rennen gegenseitig auf. So überschneiden sich der Giro (vom 3. bis zum 25.10.) und die Vuelta (vom 20.10. bis zum 8.11.), Paris-Roubaix (23.10.) und die Flandern-Rundfahrt (18.10.) werden vom Giro geschluckt. Die Fahrt zwischen den Meeren Tirreno-Adriatico rollt während der „Großen Schleife“. „Doch das stört uns in diesem Jahr nicht. Wir sind froh, dass endlich die Radrennen hoffentlich ohne Komplikationen wieder ausgetragen werden können“, spricht Enrico Poitschke sicher vielen Profis und Millionen Radsport-Fans aus dem Herzen.

Frank Augustin saß mit einem zufriedenen Lächeln in seinem Büro. „Ich bin in Cottbus die linke Hand von Bundestrainer Sven Meyer“, schmunzelt Augustin (53). Seine Männer fuhren in der gerade begonnen Corona-Saison die ersten internationalen Siege ein. „Wir haben die Jungen in Frankfurt sehr gut vorbereitet“, freute sich der einstige DDR-Starsprinter.

Der Leipziger Felix Groß gewann nicht nur zwei Etappen der „Dookla Mazowsza“ im Osten Polens sondern am vergangenen Sonntag quasi als Kompott auch noch das Eintagesrennen „Puchar MON“. Damit dürfte Groß den Verlust seines Rennrades endgültig verkraftet haben. Im April war dem DHFK-Fahrer nämlich das hochwertige Trainingsrad „Spezialized“ aus dem Keller gestohlen worden. „Das Training auf unserer schnellen Bahn hat sich ausgezahlt“, freut sich Objektleiter und Trainer Dan Radtke. Froh Kunde erfuhr Radtke auch von Bundestrainer Ralf Grabsch.

Zu den Kandidaten für die Europameisterschaften ab 23. August im französischen Plouay gehört auch der Frankfurter Leon Heinsch, der jetzt im Sattel des Profi-Teams Sunweb sitzt. „So wie Leon Heinsch in Form ist, könnte er bei der U23-EM als Kapitän unserer Mannschaft starten“, lässt sich Ralf Grabsch etwas in die Karten schauen. „Ich drücke Leon die Daumen. Er hat eine tolle Entwicklung genommen. Als Schüler war sein Talent noch nicht so richtig zu erkennen. Erst so nach der zehnten Klasse auf dem Sportgymnasium platzte der Knoten“, sagt ein zufriedener Ex-Friedensfahrer Dan Radtke.

Vorheriger ArtikelHeuer nur reduzierte Festspiele in Bregenz
Nächster ArtikelBesatzungstruppen aus dem VK und den VSA sollen endlich die BRD verlassen