Berlin, Deutschland (Weltexpress). Nach der Kundgebung auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin füllten sich ab 17 Uhr, als sich die Türen öffneten, langsam die Reihen im Kino Babylon, das allerdings alles andere als ausverkauft war, zur Preisverleihung ab 18 Uhr an Ken Jebsen, der den Kölner Karlspreis der „NRhZ“ erhalten sollte „für engagierte Literatur und Publizistik.
Timothy Grossman erteilt Gilad Atzmon ein Hausverbot
Plötzlich ergriff Timothy Grossman als Geschäftsführer des Babylon das Mikrofon vor der Bühne und sprach. Der erklärte Gilad Atzmon und Ken Jebsen zu Rassisten. Grossman erteilte Atmon ein Hausverbot, das der 1963 in Jerusalem Geborene nicht befolgte. Weil Jebsen nicht da war, musste er dem 1966 im Iran als Moustafa Kashefi geborenen Jebsen kein Hausverbot erteilen.
„Wenn ich diese Veranstaltung, die hier jetzt stattfindet, abgesagt habe, dann war das ein Akt“ von Zivilcourage oder zivilen Ungehorsam, nuschelte Grossman, der von Zwischenrufen und Pfiffen unterbrochen wurde, ins Mikro und fügte an, dass er das Babylon an Personen „wie Ihnen als Podium … in Zukunft ganz sicher nicht“ vermieten werde.
Pacta sunt servanda
Grossman versuchte nach Intervention von Berlins Kultursenator Doktor Klaus Lederer den geschlossenen Vertrag zu kündigen. Unter anderem ließ Lederer seinen Staatssekretärs im Kino Babylon anrufen. Doch das vom Berliner Senat subventionierte Kino musst den im Oktober 2017 geschlossenen Vertrag einhalten und also die Veranstaltung, die Verleihung des Kölner Karlspreises an Jebsen stattfinden lassen. Das Amtsgericht Berlin-Mitte gab am 6. Dezember 2017 einer Klage des Veranstalters statt. Die Kündigung und die einstweilige Verfügung, die vom Amtsgericht aufgehoben wurde, waren unwirksam, wie Andreas Neumann und Annette Fikentscher gegenüber WELTEXPRESS berichteten.
Grossman ging, Atzmon blieb
Während Grossman den Saal verließ erklärte Fikentscher, dass sie von Dieter Hallervorden das Angebot erhalten habe, das Berliner Kabarett-Theater Die Wühlmäuse nutzen zu dürfen. Dafür bekam sie Beifall. Den erhielt auch Ullrich Mies, der sich nicht entblödete, als General von Plattnitz, Kommandeut der Obersten Heeresleitung Ost und Chef der deutschen Speerspitze gegen Russland“ in Kampfkluft aufzutreten. „Kameraden“ rief der Klamauker ins Kino und legte los. Anschließend führten die Laiendarsteller Mies und Fikentscher durchs an Peinlichkeiten und Pannen reichhaltige Programm, bei denen nicht nur Preisträger (Hörsturz) und Laudator Mathias Bröckers (Todesfall im engsten Umfeld) entschuldigt fehlten, sondern auch weitere angekündigte Redner wie Daniele Ganser und Dirk Pohlmann als „Teammitglied von KenFM-International“, der nicht auf die Bühne wollte.
Allerlei Wort-, Ton- und Bildbeiträge
Das weltbekannte Kampflied der Arbeiterklasse, das Fikentscher als „Neue Deutsche Nationalhymne“ bezeichnete, wurde auf der Kino-Orgel zu Gehör gebracht. Den Refrain summten und sangen einige wenige im Saal leise mit, während Fikentscher am Rande der Bühne mit beiden Armen dirigierte. Das alles wirkte, als würde Christoph Schlingensief Regie führen.
Ein kurzes wie knackiges Grußwort von Daniele Ganser wurde per Video eingespielt und das Niveau stieg stark auf ein allgemein erträgliches, nettes Mittelmaß. Ganser freute sich „riesig“ über die Vergabe an Ken Jebsen, der den „Kölner Karlspreis … absolut verdient“ habe, denn er gehöre „zweifelsfrei zu den besten und mutigsten Journalisten in Deutschland“. Jebsen habe sich „nie unterkriegen lassen“, wofür er seinen Respekt habe. Er sei viel besser vorbereitet, als die meisten anderen Journalisten, die er, Ganser, getroffen habe. KenFM sei deshalb zu einer bedeutenden Medienmarke aufgestiegen, ergänzte Ganser, weil Jebsen Wissenschaftlern und Forschern immer viel Zeit eingeräumt und Gesprächspartner ausführlich zu Wort kommen lasse habe.
Die Laudatio von Bröckers trug Jean-Theo Jost von der Berliner Companie vor. Jost, der vergeblich eine Leselampe suchte, die im Verlaufe seiner Vorlesung angebracht wurde, sprach von Trugbildern, erinnerte an das Höhlengleichnis von Platon („Platons Höhle hat jetzt Internet“) und erzählte von der „Legende von Osama und den 19 Teppichmessern“. Dass „Nine-Eleven“ der Lackmustest für echten Journalismus sei, das trug Jost ebenfalls vor wie Bröckers Meinung über Henryk Marcin Broder als „notorischen Denunzianten“. Die Vorlesung des Herrn Jost wurde mehrfach von lautem Beifall unterbrochen.
Weiter im Programm ging es mit der Begrüßung einer Puppe mit Aluhut. Fikentscher stellte sie als Lederer vor.
Ken kriegt den Preis nicht, der geht „an uns alle“
Vollends lächerlich wurde es als Fikentscher anstelle des fehlenden Preisträgers Personen aus dem Publikum auf die Bühne bat. Nach mehrmaliger Aufforderung folgten einige dieser bemühten Bitten. Daraufhin erklärte Fikentscher: „Der Preis geht an uns alle“, denn das sei „der Wunsch von Ken“. Lehnte Jebsen also den Preis auch noch ab oder reichte er von vornherein weiter? Wurde der Preis auch an mich verliehen, der ich nach Vorzeigen meines Presseausweises samt Abgleich meines Namens auf der Gästeliste Ticket und Einlass erhielt. Damit das klar ist: Ich nahm den Preis der Schund-Schmieren Fikentscher und Neumann auf der durch und durch drittklassigen Veranstaltung mit erstklassiger Aufmerksamkeit wie Ken Jebsen nicht an.
Gilat Atzmon spricht und spielt Klarinette
Nach der Preisverleihung sprachen erst Evelyn Hecht-Galinski und dann Gilat Atzmon. Das Hausverbot gegen ihn wurde offensichtlich nur durch Grossman ausgesprochen, aber nicht durchgesetzt, obwohl vor dem Kino Babylon genug Polizisten wachten. Das wäre was gewesen. Keine Polizisten auf der Bühne, aber einer von der „Polit-Hip-Hop-Band“ Bandbreite war da. Der Mann sang und sprach wie nach ihm Klaus Hartmann vom Deutschen Freidenker-Verband. Bei Hartmann war das Thema „Fake-News“ immerhin klar. Er trug wie zuvor Hecht-Galinski klar und klug vor. Darüber wird nachzudenken und im WELTEXPRESS zu berichten sein.
Anmerkung:
Siehe auch Teil 1/3 „Die ‚NRhZ‘“ und Teil 2/3 „Die Kundgebung“ der Serie „Ken Jebsen erhält den fünften ‚Kölner Karlspreis für engagierte Literatur und Publizistik’“.