Die Kundgebung – Serie: Ken Jebsen erhält den fünften „Kölner Karlspreis für engagierte Literatur und Publizistik“ (Teil 2/3)

Kundgebung vor dem Kino Babylon auf dem Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin.
Kundgebung vor dem Kino Babylon auf dem Rosa-Luxemburg-Platz am 14. Dezember 2017 in Berlin. ©2017, Münzenberg Medien, Foto/BU: Stefan Pribnow

Berlin, Deutschland (Weltexpress). Gestern am späten Nachmittag und frühen Abend fanden bei naßkaltem Schmuddelwetter mit Regenschauern auf dem Berliner Rosa-Luxemburg-Platz zwei Kundgebungen statt.

Neues aus der Antisemitisten-Bäckerei

Die eine galt Anwesenden als ein Musikevent der Ad-hoc-Gruppe „Bündnis gegen Querfront“, die im Sinne des Vorstandes der Partei Die Linke „Klare Kante gegen Querfront“ zeigen wollte. Zum Zeigen kamen deutlich mehr als eine Hand voll Leute aus der Millionenmetropole, die sich unter der Flagge Israels versammelten, aber keineswegs wie in der sich nach eigener Auffassung „Sozialistischen Tageszeitung“ namens „Neues Deutschland“ (ND) kolportierten „rund 50 Gegendemonstranten“. Als ich dort eine halbe Stunde lang zwischen 16 und 17 Uhr im Takt des von Klaus Lage gesungenen und von Diether Dehm mitgetexteten Liedes „1000 und eine Nacht“ und anderer lustiger Lieder schlenderte, weil mir die Musik, die laut über den Platz bis in die anliegenden Straßen wummerte und bummerte, gefiel, kam kaum mehr als ein nasses Dutzend zusammen. Verdoppeln wir großzügig auf zwei Dutzend überwiegend junge Leute und deutlich mehr Männer als Frauen, die glatt als juvenile Krümel der von Postadoleszenten betriebenen Antisemitisten-Bäckerei in der beinahe schon antideutschen Bastion Karl-Liebknecht-Haus durchgehen könnten. Denen brachte Anne Helm (Die Linke) ein Grußwort der Linksfraktion aus dem ehemaligen Preußischen Landtag, dem heutigen Abgeordnetenhaus von Berlin. Mit den Worten „Wir stehen an eurer Seite!“ wird sie im ND zitiert. Wo das ND in diesem Politikum steht, mag man an dem Satz „hinter Polizeiabsperrungen die Kundgebung der NRhZ“ ablesen. In Wirklichkeit befanden sich die Polizeiabsperrungen vor allem zwischen beiden Kundgebungen. Und das ist nicht die einzige Falschmeldung im ND vom 14.12.2017.

Weht erst die Fahne im Wind, steckt der Verstand in der Trompete

Die Argumente der Ad-hoc-Gruppe „Bündnis gegen Querfront“? Eine nasse Israel-Flagge und laute Musik. Auf dem „Facebook“ genannten Fratzebuch immerhin Antworten auf die Frage nach dem Warum. Die „NRhZ“ wird als „Querfront-Onlinezeitung“ genannt und „Videoblogger Ken Jebsen“, der von der „NRhZ „als ‚mutiger Journalist‘ gelabelt“ werde. Die „NRhZ“ sei „verschwörungsideologisch, vulgär-antiimperialistisch, antiamerikanisch und antizionistisch geprägt, darüber hinaus solidarisieren sie sich mit Despoten wie Wladimir Putin.“ Was soll man dazu sagen? Genau: die Ad-hoc-Gruppe „Bündnis gegen Querfront“ ist im Grunde nicht satisfaktionsfähig.

Dennoch weiter im Text: „Der Berliner Kultursenator Klaus Lederer sprach sich gegen die genannte Veranstaltung aus und auch der Kinobetreiber kündigte nach Kritik den Mietvertrag. Dies führte zu einem Sturm der Entrüstung in den Reihen der Jebsen-Eiferer. Auch aktuelle und ehemalige Linken-Abgeordnete wie Diether Dehm, Norman Paech und Wolfgang Gehrcke sowie weitere Linken-Funktionäre empörten sich über eine angebliche ‚Zensur‘.“

Kommen wir zu den genannten, von denen Dehm und Gehrcke sprachen, aber auch Christiane Reymann. Die und ein Dutzend andere Redner kamen zur Kundgebung sowie aus meiner Sicht zwei-, dreihundert Zuhören, über die im Vorfeld nicht nur ein Bohai gemacht wurde.

Verleumderischer, verunglimpfender Äußerungen von Doktor Klaus Lederer bis zu Christian Bommarius, der in der FR gegen Diether Dehm hetzte waren zu hören und vor allem zu lesen. Gegenstandpunkte wurden auf der Kundgebung vorm Kino Babylon vor allem von Wolfgang Gehrcke und Christiane Reymann eingenommen, die Reden hielten und der bis dato verregneten und verhunzten Veranstaltung Niveau gaben.

Weil Lederer als Kultursenator in Berlin und Mitglied der Partie Die Linke gegen die Veranstaltung im Vorhinein protestierte und zwar dummdreist, denunziatorisch und zensorisch, wurde durch den vielzitierten antideutschen Phrasendrescher aus einer Posse ein Politikum, das Journalisten und Redakteure nicht nur in Berlin, Hamburg und Frankfurt am Main, sondern beinahe flächendeckend in der Berliner Republik beschäftigte. In der Partei Die Linke war das ein Top-Thema, das es bis in den Parteivorstand schaffte. Auch Oskar Lafontaine meldete sich zu Wort.

An dieser Stelle jedoch ein Zitat aus der Wortmeldung von Christiane Reymann: „Die Antideutschen (dort hinten) sind ganz sicher nicht links. Denn wer sich allein auf das Existenzrecht Israels fixiert, ohne sich für das Existenzrecht Palästinas einzusetzen, der nützt nicht dem Frieden im Nahen und Mittleren Osten; und ohne Frieden schadet er letztlich auch Israel. In der Konsequenz führt das zu Trump und seiner Anerkennung Jerusalems als alleinige Hauptstadt Israels. Das widerspricht allen UNO-Beschlüssen und das legt Feuer im Nahen und Mittleren Osten.“

Das war aber für die Antideutschen unter der Flagge Israels schwer zu verstehen, vor allem, weil die Lautsprecher der „NRhZ“ zu leise waren.

Dass in Berlin für die beiden Schund-Schmieren der anmaßenden „NRhZ“ zum Protest auf die Straße gegangen wird, das ist gut so, denn Andersdenkende aller Art – sogar ein Lump wie Lederer – müssen das Recht auf Kundgebungen und Preisverleihungen haben. Wenn nicht, dann wird Widerstand zur Pflicht.

Anmerkung:

Siehe auch Teil 1/3 „Die ‚NRhZ‘“ und Teil 3/3 „Die Preisverleihung“ der Serie „Ken Jebsen erhält den fünften ‚Kölner Karlspreis für engagierte Literatur und Publizistik’“.

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