Dieses Naturschauspiel bei Tuv im norwegischen Gebirge entsteht jeden Winter, wenn der etwa 21 m hohe Wasserfall Rjukandefossen sich nach und nach unter einer fast senkrechten Eisdecke in fantastischen Formationen versteckt. Man hört es dahinter rauschen, unten wo dicke Zapfen in eine ebene Eisfläche übergehen, wabern Luftblasen im darunter fließenden Wasser vor sich hin. Ein besonderer Ort, es ist sonst ganz still. Ringsherum reihen sich die fast 2000 m hohen Bergketten. Sie trennen das Hemsedal von den anderen Tälern und schützen die tiefer liegenden Landschaften vor starken Winden.
Entlang der Talsohle führt die Verbindungsstraße von Oslo nach Bergen. Der gleichnamige Ort Hemsedal liegt mitten in den Bergen und ist per PKW oder Linienbus von der Hauptstadt aus in etwa 3 ½ Stunden auf gut ausgebauten Straßen zu erreichen. Zu Bauernhöfen gehörende rote Stallgebäude, Blockhäuser, Ferienhütten und Sportgeschäfte prägen das Ortsbild. Direkt an den Talstationen der Lifte liegt die Hemsedal Alpin Lodge, deren Baustil sich gut ins Landschaftsbild fügt. Es gehören zahlreiche Weiler zum Ort, der sich entlang des Flusses Hemsil erstreckt. Insgesamt zählt man 2200 Einwohner, während der Saisonzeiten kommen etwa 500 Saisonarbeitskräfte dazu, meist aus Schweden, Polen oder Übersee. Insgesamt stehen 7000 Gästebetten bereit, davon 2000 in privaten Hütten. Gerade Familien schätzen die beschauliche Atmosphäre dieses Wintersportortes ohne Verkehrslärm und Schickeria. So sind etwa die Hälfte der Gäste Norweger, meist aus den Städten Oslo oder Bergen, die andere Hälfte kommt aus Deutschland, Schweden, den Niederlanden oder England.
Apartments liegen unweit der Liftstationen und sind von dort aus direkt zu Fuß erreichbar. Im Untergeschoss der Hemsedal Alpin Lodge ist der Skiverleih und hier kann man auch die Ausrüstung einstellen. Organisiert wird der Wintersportbetrieb von der Marketingfirma Skistar. Sie ist zuständig für Ausrüstungsverleih, Skischule, Liftbetriebe und Unterkünfte in einigen bekannten Wintersportorten Schwedens und Norwegens, so auch hier für Hemsedal.
Skirennen selbst am 1. Mai
Es ist sehr kalt auf dem fast 1500 m hohen Toppen. Es lohnt sich die Skier abzuschnallen und das letzte Stück zu Fuß zu gehen. Etwa 30 m oberhalb der höchsten Gipfelstation des Skigebietes ist gleichzeitig die beste Rundumsicht. Hier oben regieren Wind und Schnee. Felsbrocken liegen blank und daneben hat der Sturm den Schnee in metertiefe Löcher gepresst. Die Aussicht reicht über das ganze Hochplateau weit über 100 km. Vor dem Betrachter zeigen sich sanft geschwungene Höhenrücken über der Baumgrenze, einzelne Wolkenfetzen, die oft kaum von den Schneefahnen zu unterscheiden sind, vom Höhenwind aus den Wächten an Steilhängen mit genommen. Fast 900 m tiefer ist der Ort Hemsedal. Er wurde bereits mehrere Male von norwegischen Medien als beliebtester Skiort Norwegens bezeichnet. Das liegt vor allem an der alpinen Topographie und den größeren Höhenunterschieden im Vergleich zu anderen Winterzielen in Norwegen. Die Skisaison dauert fünf bis sechs Monate. Oftmals wird zum 1. Mai noch ein Skirennen organisiert. Ansonsten ist man in einem weitverzweigten, aber überschaubaren Skigebiet unterwegs mit viel Platz auf den Pisten. An einigen Tagen der Woche öffnen die Lifte bereits um 7.30h und das Abendskifahren ist in der Liftkarte enthalten. Tagsüber ist die Hemsedal Ski Safari sehr beliebt. Man fährt über weit ausladende Schneewellen, durch Tunnelbögen und kann seine Fahrtgeschwindigkeit erfassen lassen. Einmal wöchentlich findet abends eine Ski Show statt mit spektakulären Sprüngen und Formationenfahrten der Skilehrer.
Etwas oberhalb der Hemsedal Alpine Lodge vergnügen sich Kinder in einem eigens geschaffenen Winterpark mit Tipi und Kiosk. Sobald sie laufen können, werden die Kleinen mit Skiern vertraut gemacht. So steht auch im Norwegischen Skimuseum an der Holmenkollenschanze bei Oslo scherzhaft, dass Norweger mit Rucksack und Skiern auf die Welt kämen. Sie wirken wie Miniastronauten mit ihren dicken Stiefeln und Helmen.
Skilandlauf
Für Langlauffans werden 120 km Langlaufloipen gepflegt. Sie führen meist dem Tal entlang, es gibt aber auch Alternativen durch die Bergwälder oder über das Fjell. Ein norwegischer Veranstalter mit dem Firmennamen Heimvegen bietet ferner geführte und anspruchsvolle Hochgebirgstouren mit Wintercamping an. Da ist man schließlich völlig entfernt von jeglicher Zivilisation in einer Winterwunderlandschaft unterwegs, wo nur das Knirschen des Schnees oder der Wind akustische Begleiter sind.
Im Nachbarweiler wurde eine historische Poststation als traditionelles Gasthaus mit Ferienwohnungen umgebaut. Dicke Balken, geschnitzte Massivholzmöbel, bunte, handgewebte Teppiche gewährleisten eine heimelige Atmosphäre. Eine willkommene Zwischenstation auf dem Weg zu den Schlittenhunden.
Mit einem Hundeschlitten über einen zugefrorenen See
Lautes Geheul empfängt die Besucher. Dutzende von Huskies zerren an Leinen, sie jaulen und scharren voller Ungeduld, da sie dem Hundeführer zusehen, wie er die Schlitten vorbereitet. Es werden Riemen und Karabiner überprüft, Felle und Decken in die Gespanne gelegt. Schließlich sind alle angeschirrt. Die Ankerbremse sitzt noch fest im Schnee bis alle Passagiere Platz genommen haben. Meist sitzt nur eine Person im Schlitten, der „Musher“ steht hinten auf den Kufen, ruft den Tieren Kommandos zu, steigt ab und läuft mit um den Schlitten zu entlasten. Wer möchte kann nach einer Pause die Rolle tauschen, selbst hinten auf den Kufen stehen und muss umsichtig bremsen, sollte es bergab gehen oder die Hunde versuchen, die Spur zu verlassen. Auf einem gefrorenen See ist Rast. Heißer Tee wird ausgeschenkt, die tief stehende Sonne blendet. Im Schnee räkeln sich die Hunde. Sobald ihr „Chef“ wieder aktiv wird und sich Leinen und Gespann nähert, gewinnen Bewegungsdrang und Gebell sofort die Oberhand. Endlich geht es in weitem Bogen über dem gefrorenen See wieder zurück zum Ausgangspunkt. Hier steht Hundefutter bereit. Alle Teilnehmer aus den verschiedenen Herkunftsländern sind sich bei diesem Ausflug kameradschaftlich näher gekommen. Bei der Skishow einige Stunden später in Hemsedal trifft man sich wieder an der Piste.
Winterlicher Ausklang in Oslo
In näherer Umgebung der norwegischen Hauptstadt, liegt am Stadtrand nahe der Holmenkollenschanze das alpine Skigebiet Tryvann Winter Park. Hier gibt es vier Abfahrtshänge mit 14 Pisten, 6 Beförderungsanlagen und einer Halfpipe.
Der Winterpark ist nur 30 Minuten (U-Bahn, Skibus) vom Stadtzentrum entfernt – eine einzigartige Gelegenheit also, um Skisport und Großstadtleben miteinander zu verbinden. Keine andere Hauptstadt der Welt verfügt über eine komplette Skianlage innerhalb der Stadtgrenzen. Dabei hält Oslo mit dem neuen Munchmuseum, der Vigelandsanlage und den zahlreichen Museen ein breites Kulturprogramm parat. Ein willkommener Zwischenstopp vor oder nach einer Skiwoche im norwegischen Gebirge.
Informationen
Anreise per Colorline nach Oslo, dann mit PKW nach Hemsedal, bzw. mit Flugzeug, Skibus während der Saison zwei bis dreimal tägl. von Oslo Gardemoen nach Hemsedal; die Strecke sehr sehenswert mit ca. 250 km Entfernung durch romantische Täler und vorbei an kleinen Orten. Von der Organisation Skistar werden Hotelzimmer bzw. Apartments vermietet, Lifttickets verkauft, Ausrüstung ausgeliehen usw. Näheres dazu unter www.skistar.com.
Auskünfte direkt gibt es unter www.hemsedal.com, bzw. unter Tel.. 0047/32055030 beim Hemsedal Turistkontor.
Wer sich für den Zwischenaufenthalt in Oslo interessiert findet Näheres unter http://www.oslovinterpark.no.
Eine lesenswerte Neuerscheinung zur Reisevor- und Nachbereitung im ist im Kunth Verlag erschienen: Unterwegs in Skandinavien – Das große Reisebuch; die Kombination aus Bildband, Reiseführer und Atlas, bietet Orientierung und ausführliche Information; 448 Seiten, Preis € 29,95 (D), ISBN 978-3-89944-962-4; www.kunth-verlag.de.
Allgemeine Auskünfte über Norwegen unter www.visitnorway.com