Die Hufe trommeln im Sand – In der rauen Schönheit des County Sligo befindet sich die Horse Holiday Farm

Gleich geht es zum Strand. Dort gibt es etliche Kilometer zum Galoppieren. © Foto: Heidrun Lange

Hanni ruft: „Ich reite schon immer. Gib mir eins, das Dampf macht.“ Annette ist schon etwas vorsichtiger. Ich bin bereits auf Kalt- und Warmblüter geritten, ganz früher auch als Jockey auf der Rennbahn. Mir wird etwas mulmig. So viel Erfahrung habe ich nicht. „Ich möchte ein ruhiges Pferd.“ Immerhin, ich kann reiten, aber ob ich mit den beiden mithalten kann? Anhold mustert uns und grinst. Während wir über die Koppel laufen, lassen sich die Vierbeiner nicht stören. 60 Pferde nur für Gäste hat Tilman. Ein brauner Wallach beschnuppert mich. Ihm folgen weitere Neugierige. „Das ist Douglas“, sagt Tilman und übergibt Annette das Pferd. „Du wirst sehen, der ist wie ein Hund, ganz treu.“ Chieften, ein Vollblut, lässt sich erst gar nicht einfangen. Wild wirft er den Kopf in die Höhe. „Hol ihn dir. Der braucht eine feste Hand.“, sagt Tilman zu Hanni.

Für mich hat er Prinz ausgewählt. Friedlich grast der schwarzbraune Wallach vor dem fantastischen Hintergrund des Berges Ben Bulben. Als ich vor dem sechsjährigen Wallach stehe, schaut er mich aus seinen braunen Augen an, als wären wir alte Bekannte. Wir füttern, putzen und satteln unsere Pferde. Der Chef setzt voraus, dass man das kann. Damit habe man von Anfang an eine gute Bindung zum Pferd. Da wir uns für Sternenritte entschieden haben, also jeden Tag zurück zum Hof kommen, bekommen wir am ersten Tag eine Begleiterin mit. Zum Kennenlernen der Gegend, obwohl die Wege ausgeschildert sind und es Karten gibt. Kaum sitzen wir im Sattel, drängen Chieften und Douglas schon vorwärts. Prinz läuft ruhig hinterher. Es geht im Zickzack durch die Heide. Hasen und Fasan werden im flotten Trab aufgescheucht. Nur das Klappern der Hufeisen hört man, wenn wir durch Dörfer laufen.

In Mullaghmore, direkt am Hafen, machen wir eine Pause. Es ist ein stiller Ort. Ein Pub, ein Supermarkt und einige Häuser säumen die Straße vor dem malerischen Hafen. Obwohl auf drei Iren ein Pferd kommt, winken uns die Kinder freundlich zu und wollen unsere Pferde streicheln. Prinz gefällt das, zumindest schreckt er nicht zurück. Da ist Chieften ganz anders. Immer wieder reißt er den Kopf in die Höhe. Hanni muss ihn fest an den Zügel nehmen.

Weißgraue Schilfbüschel wiegen sich im Wind. Wir reiten durch Dünen und nähern uns dem Antlantik. Chieften und Douglas wollen jetzt fliehen, witzelt Annette. Hanni lässt die Zügel ganz lang, damit sie das Gefühl haben, der Weg bleibt frei. Salzluft in den Nüstern und Sand unter den Hufen, es gibt kein Halten mehr. Fest in den Steigbügeln stehend, donnern Pferd und Reiter die Antlantikküste entlang. Ohne Mühe hängen sie mich und Prinz ab. Doch wir wollen die Weite des Meeres geniessen und haben nach einer halben Stunde die wilden Reiter wieder eingeholt. Hanni ruft uns entgegen: „Das waren sechs Kilometer Freiheit. Nur das Rauschen des Meeres, das Trommeln der Hufe im Sand, der Wind und das Kreischen der Möwen.

Erst vor den Steinen mussten wir die Pferde parieren.“ Annette sagt erschöpft: „Als Douglas deinen Kleinen gehört hat, wollte er noch einmal loslaufen.“ Ohne mit der Wimper zu zucken, stampfen die für ihre Trittsicherheit und Mut bekannten Irish Hunter über die mit Algen bewachsenen, glitschigen Felsbrocken heimwärts. Im Bed und Breakfest angekommen, legen wir uns überwältigt und mit voller Montur aufs Bett. Tina fragt uns, was wir zum Frühstück möchten: Eier, Speck, Würstchen, Schinken und Bohnen? Am nächsten Morgen haben wir Muskelkater in den Schenkeln und der Hintern tut weh. Wir sind die letzten am Tisch. Beeilen müssen wir uns nicht. Die Zeit ist in dem kleinen Dorf Grange belanglos. Doch nicht ganz. Wir wollen heute das Wattenmeer überqueren. Da ist ein Blick auf die Uhr und den Tidenplan notwendig.

Gespenstische Stille liegt über dem Unort, der weder Land noch Wasser ist. Man hört nur das Aufsetzen der Hufe auf dem nassen Sand und das Schnauben der Pferde. Ein Fischreiher verschwindet im Nebel. Wieder jagen wir in die Dünen von Streedagh Beach und zu den umliegenden Inseln. Was heißt jagen, nur für Chieften und seinen Reiter gibt es kein Halten. Selbst Douglas läuft heute ruhiger. Annette will ihn nicht so heftig treiben. Überwältigt von der Einsamkeit und dem Rauschen des Meeres holt uns die Zeit auf den Boden der Tatsachen zurück. Auf dem Rückweg peitscht die Flut bereits hohe Wellen an den Strand. Plötzlich schreckt Douglas zurück. Ein Priel. Das hätte ich mit dem bloßen Auge gar nicht erkannt. Am dritten Tag bekommen wir eine Karte in die Hand gedrückt. Tilman meint, dass das Moor ein bisschen knifflig sei. Aber die Pferde kennen ja den Weg. Ihr müsst nur im Sattel bleiben. Ein märchenhafter Kiefern- und Birkenwald, Stauden von rotem Fingerhut leuchten wie Zauberwesen am Wegesrand. Im Hochmoor ist die Luft feucht. Zwischen wildem Rhododendron wuchert Ginster. Um die aus dem Morast schießenden Farne windet sich ein schlammiger Trampelpfad. Das schmatzige Geräusch der versinkenden Hufe begleitet uns. Der Boden mal steinig, an anderen Stellen wie ein vollgesogener Schwamm, in den man hinein sinkt, sobald man ihn betritt. Prinz schnaubt leise. Ich habe das Gefühl, dass er wegsackt. Doch er sammelt Kraft. Dann ein Ruckeln und Buckeln und unter den Hufen ist wieder fester Grund. Langsam begreife ich, was der Stallbursche zu mir gesagt hat. Neben Prinz kann eine Bombe hochgehen. Das erschüttert ihn nicht.

Chieften und Douglas drängen zurück. Wir müssen uns verlaufen haben. Wahrscheinlich haben wir den blauen Pfeil übersehen. Wir haben ja noch die Karte. Aber wie heißt denn dieser Ort, wo wir jetzt stehen? Hinten thront wie ein Schiffsbug der Berg Ben Bulben über unseren Köpfen. Der Kirchturm, ist das der von Drumcliff? Es hat keinen Zweck. Wir kehren um. Schließlich können wir ja wiederkommen. Auf einen mehrtägigen Trail. Die Gäste beim Frühstück haben erzählt, dass das einmalig sei.

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Horse Holiday Farm, Tilman and Colette Anhold, Grange, County Sligo, Tel.: +353(0) 71-916 6152, Handy: +353-(0)87-2570564, e-mail: hhf@eircom.net

Atlantic Haven (Bed & Breakfast), Moneygold, Grange, Co.Sligo, Tel.:+353 (0)71-916 6547

www.goireland.com/sligo/atlantic-haven-accommodation-bed-and-breakfast-id41602.htm

Irland Information, Gutleutstraße 32, 60329 Frankfurt am Main, Urlaubsberatung und Informationsboschüren über die gesamte Insel, Tel.: 069 6680 0950, Fax: 069 9231 8588, e-mail: info@entdeckeirland.de, Internet: www.entdeckeirland.de

Anreise:

Air Lingus bietet wöchentlich 55 Direktflüge nach Irland an. Flüge von Hamburg, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt und München. Telefonische Beratung und Buchung: 01805 – 133 209 (12 ct/min aus dt. Festnetz), Fax: 089-54506855, e-mail: reservations.germany@aerlingus.com, Internet: www.aerlingus.com. Vvon dort mit dem Mietwagen (ca. vier Stunden) oder der Aran Air (45 Minuten) in die Region.

Anreise mit eigenem Fahrzeug: Per Nachtfähre von Nordfrankreich direkt nach Irland (Cherbourg/Roscoff-Rosslar) oder zunächst Fähre nach Großbritannien, von dort mit der Anschlussfähre weiter nach Irland (Durchgangstarife über verschiedene Routen). Info: www.irlandfaehre.de, Tel.: 0421 1760 218

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