Die Götter müssen verrückt sein – Sam Worthington tritt als Perseus im Actionspektakel „Kampf der Titanen“ gegen Götter und Monster an

Aufgewachsen als Sohn eines Fischers, muss der Halbgott Perseus (Sam Worthington) erkennen, dass er Sohn des Göttervaters Zeus (Liam Neeson) ist. Doch wie die meisten übrigen Menschen weigert er sich, die Götter des Olymps anzubeten. Erzürnt über die menschliche Hybris fordern die Götter die Opferung der Königstochter Andromeda (Alexa Davalos) an ein Seeungeheuer. Perseus bricht mit einer Gruppe Krieger auf, das Haupt der Medusa zu holen, dessen versteinernder Blick das Monster als einziges aufhalten kann. Der Unterweltgott Hades (Ralph Fiennes) will indes den Konflikt zwischen Menschheit und Göttern nutzen, um Zeus zu stürzen. Das Schicksal von Olymp und Erde liegt in Perseus Händen. Von dem Ränkespiel der eifersüchtigen, wankelmütigen Götter bleibt in „Kampf der Titanen“ nur Hades Auflehnung gegen Zeus. Geschicklichkeit und Schlauheit, welche die Helden antiker Sagen auszeichnen, braucht Worthingtons Perseus nicht. Pegasus, der in der Perseus-Sage nie auftaucht, fliegt dem Halbgott ebenso zu, wie dessen Siege über diverse Monster. Nicht zufällig beschränken sich die Filmposter auf sepiafarbene Szenenausschnitte. Die bombastischen CGI-Effekte stehen im Schatten von Ray Harryhausens oscarnominierten Stopp-Motion-Animationen.

Tiefgründig waren auch die Charaktere des ersten „Kampf der Titanen“ nicht, doch in der Neuverfilmung trösten nicht Laurence Olivier als Zeus, Claire Bloom als Hera und Aphrodite Ursula Andress darüber hinweg. Stattdessen wird zu Gottesfurcht und brachialem Kampfgeist gemahnt. Mangelnde Frömmigkeit hat fatale Konsequenzen für die Menschen. Auf das Griechenland altertümlicher Sagen gilt dies genauso wie für das moderne Massenkino. Dass die verhöhnten Götter nicht christlich sind, stört wenig. Die fromme Botschaft wird schon ankommen, dachten sich das Drehbuchautorentrio Travis Beacham, Phil Hay und Matt Manfredi. Verpackt man das ganze noch in ein actiongewaltiges Fantasyspektakel, kassieren die Produzenten einen höheren Lohn als der müde Fährmann Charon auf dem Unterweltfluß Styx. Wer nach den letzten beiden Begriffen von traumatischer Erinnerung an den Altgriechischunterricht überwältigt in der Ecke kauert, kann jedoch aufatmen. Mit klassischem Altertum hat die Geschichte nichts mehr zu tun.

Nichts gegen das ehrwürdige Altgriechisch, aber wie viele Fans hat es heute noch? Vermutlich weniger als Desmond Davis 1981 ausgetragener „Kampf der Titanen“, auf dem Letterriers Werk basiert. Vor der Wahl zwischen dem Originalabenteuer und dessen Spieldauer lang Schulunterricht würde man selbst sich jedenfalls für ersten entscheiden. Am besten war die mechanische Eule. Der ganze Filme wäre ruiniert gewesen, wenn die Eule nicht durchgekommen wäre (29 Jahre später darf verraten werden: sie kommt mit einem lädierten Bein davon). Besagte Eule kramt Worthingtons Perseus aus einer Waffenkiste. Was ist das denn? Brauchen wir nicht! Kiste zu, Eule – nun, Schicksal ungewiss. Ähnlich abschätzig geht „Clash of the Titans“ mit seinem filmischen Vorgänger um. Das Actionspektakel versteht sich weder als Hommage noch Neuinterpretation des Klassikers, sondern dessen Übertrumpfung. Übermut tut selten gut, belehrt der „Kampf der Titanen“ jedoch nur die Protagonisten vor, nicht hinter der Kamera. Sein anmaßendes Gebaren macht das ebenso routiniert wie lieblos inszenierte Werk ungenießbar.

Kunst ist das Original nicht, dafür besitzt es heute nostalgischen Charme. Letterriers „Clash of the Titans“ ist bestenfalls peinlich. Die Mode der Achtziger sieht im Olymp nicht besser aus als auf der Straße und gleißende Rüstungen sind so unverzeihlich wie Radler-Leggins an Nicht-Radlern. Schwingt sich der Halbgott auf seinem geflügelten Ross zu neuen Heldentaten auf, möchte man ihm Zeus Dialogsatz nachrufen: „Sei besser als wir!“ In Abwandlung eines Zitats aus dem Originalfilm: Das Leben ist auch ohne schlechte Neuverfilmungen tragisch genug.

Titel: Kampf der Titanen – Clash of the Titans

Land/ Jahr: USA 2010

Genre: Fantasyfilm

Kinostart: 8. April 2010

Regie: Louis Letterrier

Drehbuch: Travis Beacham, Phil Hay, Matt Manfredi

Darsteller: Sam Worthington, Gemma Arterton, Mads Mikkelsen, Alexa Davalos, Liam Neeson

Laufzeit: 118 Minuten

Verleih: Warner Bros.

Www.KampfDerTitanen-DerFilm.de

Vorheriger ArtikelMichael Peters: mit 180 000 Messebesuchern Ziel übertroffen und ZVEI war immer dabei – Serie: Die Weltleitmesse Light+Building vom 11. bis 16. April auf dem Frankfurter Messegelände treibt Energiesparen voran (Teil 3/3)
Nächster ArtikelSonntag um 17 Uhr bei Arte ein gelungenes Künstlerporträt – Manfred Scheyko bringt in „Ein Sommer mit Daniel Spoerri“ diesen zum Sprechen