Warum das einer bundesdeutschen Mitteilung Wert ist, kann niemand so gut vermitteln wie Ex-Kulturstadtrat Hilmar Hoffmann (SPD), der als Vorsitzender des Verwaltungsrates des Deutschen Filminstituts auf einer zum Neubau einberufenen Pressekonferenz moderierte und den Blick nicht nur auf die 25 Jahre und die Tatsache, daß es in Frankfurt 1984 das erste bundesdeutsche Filmmuseum gab, lenkte, sondern auch daran erinnerte, daß 1971 das Kommunale Kino gegründet wurde, auch als erstes der Bundesrepublik, da war Hoffmann gerade ein Jahr Kulturstadtrat, was er bis 1990 blieb, aber irgendwie doch auch auf Lebenszeit die Kulturhoheit in der Mainstadt ausübt. Hoffmann hatte sich schon 1951, mit 26 Jahren also, als Direktor der Volkshochschule Oberhausen „Bildung und Kultur für alle“ zum Motto erkoren und die dortigen Kulturfilmtage gegründet, die 1962 als Internationale Kurzfilmtage Oberhausen mit Alexander Kluge, Peter Schamoni, Edgar Reitz u.a. „Papas Kino“ für tot erklärten – übrigens nicht „Mamas Kino“, denn Frauen bei den Filmfunktionären waren damals nicht angesagt. Das hat sich geändert. Claudia Dillmann ist die Direktorin des Filmmuseums und des Deutschen Filminstituts DIF – alles bißchen kompliziert, aber hier unerheblich, 2006 wurde das kommunale Filmmuseum in die Obhut des Deutschen Filminstituts übergeben – die als Hausherrin die räumliche Konzeption vorstellte, mitsamt der inhaltlichen: Aufbau einer neuen Dauerausstellung.
Zuvor allerdings kamen die dran, die als Geldgeber wichtig sind, aber auch das Projekt für die zentrale Funktion Frankfurts in Hessen avisieren, ja sogar ganz Hessen zum Filmland erklären: Kulturdezernent Felix Semmelroth (CDU) und Eva Kühne-Hörmann (CDU), die neue Ministerin für Wissenschaft und Kunst in Hessen. Die legte zur neuen Frauenmacht im hessischen Filmgeschäft noch eines drauf und übergab die von Hessen aufgebrachten Mittel in Höhe von 2, 5 Millionen Euro per gerade unterschriebenen Bewilligungsbescheid in die Hände der Direktorin. Von den insgesamt notwendigen 13 Millionen Euro entfallen 11, 5 Millionen auf die Bauleistungen – davon 6,23 Millionen von der Stadt, 1,5 vom Konjunkturprogramm des Bundes, Rest Eigenmittel – und 1,5 Millionen auf die neue Dauerausstellung, von der schon 1,3 Millionen finanziert sind und nun im September ein gezielter Spendenaufruf erfolgen wird.
Insgesamt sollen die Ausstellungsflächen um 30 Prozent wachsen und der bisherige dritte Stock, bisher mit kleinen Räumen für die Verwaltungsarbeit vollgestellt, wird für Sonderausstellungen vorgesehen und auch die Sicht über die Skyline ermöglichen, die der freie Blick über den Main in die Stadt zu etwas Besonderem macht. "Großzügige Räume für neuartige Ausstellungs- und Vermittlungskonzepte, eine architektonische und für das Publikum unmittelbar erfahrbare Verbindung der Programmbereiche, die Öffnung des Hauses zur Stadt und ein erweitertes Angebotsspektrum bilden die Kernpunkte des neuen Filmmuseums. Unsere Vision eines Zentrums für Filmkultur und Filmkompetenz, das auf wissenschaftlicher Basis den Anforderungen des Medienzeitalters im 21. Jahrhundert entspricht, nimmt nun konkrete Gestalt an", erklärte sichtlich zufrieden Direktorin Claudia Dillmann. Die Rundumerneuerung gilt auch dem Kino im Keller, das im letzten Jahr 44 000 besuchten, das zwar am Standort bleiben muß und nicht vergrößert werden kann, aber neben der bisher schon vorhandenen analogen Kapazität für alle Belange, dann auch digital so aufgerüstet wird, daß alle Formate abgespielt werden können – einschließlich 3D!
Der Frankfurter Kulturdezernent stellte die Einbindung des Filmmuseums in das Konzept des Museumsufers heraus: "Die Modernisierung macht das neue Filmmuseum zu einem einzigartigen Erlebnis- und Erfahrungsort für Kulturinteressierte und Cineasten, für Familien, Kinder und Jugendliche. Als einer der größten Publikumsmagnete steht es schon jetzt für die internationale Bedeutung des Frankfurter Museumsufers. Insbesondere die Wiederherstellung der historischen Fassade und damit die Öffnung des Hauses zur Stadt werden die Attraktivität für die Besucher aber noch erhöhen" wünscht er sich.
Die Hessische Ministerin Kühne-Hörmann zieht wiederum eine andere Karte, die das Deutsche Filmmuseum in die hessische Filmlandschaft einreiht: "Das Deutsche Filminstitut zählt gemeinsam mit dem Deutschen Filmhaus in Wiesbaden und dem Film-Klassiker Metropolis zu den herausragenden, auch international beachteten Leuchttürmen des Filmlandes Hessen. Neben der finanziellen Förderung dieser Projekte unterstreicht das Land mit der Unterstützung der Filmfestivals LUCAS und goEast, des Internetportals filmportal.de und der SchulKinoWochen Hessen beispielhaft, wie breit das Filmland Hessen heute aufgestellt ist". Wobei alle Redner auch darauf verwiesen, daß das Filmmuseum mit seinen 140 000 jährlichen Besuchern zusammen mit dem Deutschen Filminstitut sich außerordentlich intensiv um die kulturelle Bildung und Vermittlung von Medienkompetenz für Kinder und Jugendliche kümmert und eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe erfüllt.
Daran wird auch die Schließung und Umbauzeit nichts ändern. Denn die Schulprogramme und das Kinderfestival laufen wie immer – halt an anderen Orten. Das gilt erst recht für die KinoWoche, die eh an ungewöhnlichen Orten stattfindet und inzwischen Kult ist. Auch das Kino wird versetzt. Aber wohin, d.h. welches der Frankfurter Filmpaläste vorübergehend Heimat des ehemals Kommunalen Kinos wird, steht noch nicht fest. Das betrifft auch die Bibliothek, die nicht mehr ins neue Haus zurückkehren wird, sondern anderen Ortes in Frankfurt eine Bleibe finden muß. Wir könnten uns das gut vorstellen zusammen mit der ins Juridicum verlagerten Bibliothek der Kunstwissenschaftler, die ja auch – wie die Filmleute – Bildwissenschaftler sind. Aber das sind Frankfurter Angelegenheiten, die dort geklärt werden. Das Deutsche Filmmuseum jedoch gehört mit seinen Beständen und seinen Ausstellungen wie jüngst Giger oder zuvor Stanley Kubrik u.a. allen Filmenthusiasten in Deutschland und außerhalb.