Hellersdorf in Berlin
Mittlerweile ist das XXL der Einkaufsmeiler der Metropolen dieser Welt auch dem Gourmand ein Begriff. Für ihn sind XXL-Restaurants wahre Tempel. Wenn dann ein Freßtempel auch noch im Berliner Stadtteil Hellersdorf steht, dann gesellt sich zum extremely large beim Essen noch das extremely strange des Ortes, weil der Ortsteil im Ostberliner Bezirk Marzahn-Hellersdorf sich zur Zeit zum „Hitlersdorf“ mausert. In die Großwohnsiedlung in Plattenbauweise sollen nämlich Ausländer heimisch werden, die vor Not und Elend flüchten. Die Hungerleider aus dem Süden scheinen im neuen Westen heute wenig Willkommen.
Vom Gutshof zur Großsiedlung
Hellersdorf grenzt nicht nur an Marzahn sondern auch an Biesdorf, Kaulsdorf und Malsdorf sowie an das Bundesland Brandenburg. Das einstige Dorf, das laut Wikipedia 1375 im Landubch Karls IV. erstmals als „Helwichstorpp“ urkundlich erwähnt wurde, entwickelte sich von einem Gut, einem Dorf mit Mühle über die Jahre zu einem Rittergut. 1920 wurde Hellersdorf dem neugebildeten Groß-Berlin eingemeindet, gehörte nach 1945 also zum sowjetischen Sektor. Zu DDR-Zeiten wurden von Arbeitern viele Wohnhäuser gebaut. In den 80er Jahre des 19. Jahrhunderts wurde Hellersdorf nach Osten in den Arbeiter- und Bauernstaat erweitert.
Helle Mitte
Nach der Wiedervereinigung wurde in Hellersdorf die „Helle Mitte“ als Zentrum des heutigen Hellersdorf gebaut. Hochschule und Oberstufenzentrum, Ärzte- und Jugendzentrum, Rathaus, Büros und Praxen von Ärzten und Anwälten, Banken und Imbißbuden, Einkaufsläden aller Art und Größe, Arbeitsamt und Arbeitsplätze im Dienstleistungssektor, Restaurants und Kinos prägen den Ort im nördlichen Halbkreis rund um von mehrspurigen Straßen und Straßenbahnschienen durchkreuzten Alice-Salomon-Platz, an dem der U-Bhf. Hellersdorf liegt. Der Alixe-Salomon-Platz ist weniger ein Ort zum Verweilen als vielmehr einer für Verkehr. Südlich der U-Bahn-Gleise, die unter freiem Himmel liegen, ist`s Grün.
Helle Promenade
Wer vom zentralen Alice-Salomon-Platz weiter nach Norden geht, spaziert zur Hellersdorfer Promenade, dem alten Kern des Neubau-Kiezes, wo einem noch heute der Duft der DDR gepaart mit dem Duft von Großküchen-Meues, die in Kleinbürger-Küchen erhitzt werden, in die Nase weht. Weiter geht`s, immer weiter die nett bepflanzte und baumbestandene Promenade entlang bis zur Candela Lounge.
Vorne Winzer, hinten Winzer und dazwischen XXL-Restaurant
Herzlich Willkommen aber heißen Nico und Steffen Winzer die Gäste, die gerne gut und viel essen, in der Candela Lunge, die, wenn man vom U-Bahnhof Hellersdorf kommt, am Ende der Hellersdorfer Promenade sieben Tage die Woche offen steht und 360 Tage im Jahr, also an wenigen Feiertagen geschlossen ist. Steffen Winzer kümmert sich hinten in der Küche ums Essen, Nico Winzer sorgt sich für das Wohl seiner Gäste vorne im Restaurant.
Gegründet wurde das XXL-Restaurant von der Mutter der beiden Brüder. Im Juli 2003 öffnete die resolute Frau mit Berliner Schnautze ihre Candela Lounge zum ersten Mal. Viele Kubaner, allgemein Lateinamerikaner, kommen seitdem und so gerne wie Burger begehrende US-Amerikaner und Briten, doch auch Europäer aus allen Ländern lieben die Lounge.
Die Lounge
Die Lounge präsentiert sind mit einer Bar, dem Speiseraum mit vielen Tischen für traute Zweisamkeit, Familien und Gruppen sowie einem sehenswerten Séparée, wo man sich in schwarze Ledersofas lümmeln kann.
Allgemein dominieren neben Schwarz und Elfenbein die Farben Eigelb und Weinrot. Zudem flackernde viele Kerzen und verströmen eine gewisse Eleganz.
Die gemütliche Atmosphäre der Lounge stellt eines klar: Gierige Gefräßigkeit ist hier nicht Herr im Haus, ein Gourmand – verstanden als „Liebhaber aller Tafelgenüsse“ jedoch bestens platziert.
Die Getränke
Die Candela Lounge ist nicht nur ein angenehmes Restaurant mit XXL-Essen sondern besitzt eine Cocktailbar. Klassiker wie Cuba Libre, Ciapirinah, Mojito, Boody Mary, Campari Orange, Batida Kirsche oder Gin Tonic stehen ebenso auf der Karte wie verschiedene Sorten Rum der Marke Havanna Club. Auch Whisky wie Jim Beam, Jack Daniel`s und Johnnie Walker will aus der Flasche ins Glas. Etwas Besonderes sind sicher die XXL-Biere vom Faß. Die Maße „“Big“ (ein Liter), „Pitcher“ (1,5 Liter) und „Stiefel“ (1,5 Liter) werden bestellt wie Flaschenbiere von Heineken, Becks, Porter, Köstritzer und Erdinger. Die Berliner Weiße ist mittenmang dabei und im Sommer ein Muß.
Das Essen
„Vor sechs, sieben Jahren fing die XXL-Idee an zuziehen“, erklärt Nico Winzer und weist auf die Speisekarte. Wau. Eine ganze Seite voll mit riesigen Ribs und eine mit fulminanten Schnitzeln, dazu bombastische Burger und noch viel mehr. Wahnsinn. Alles in vielen Größen. Und „alle Saucen werden selbst gemacht“, verkündet Steffen Winzer stolz. Das kann er sein, denn seine Saucen schmecken und zwar nicht nach 0815.
Die Schnitzel werden in den Gewichtsklassen 180 gr, 350 gr. 700 gr., 1000 gr. und 1.400 gr. auf großen Platten mit viel Pommes gebracht. Die riesigen Schweineschnitzel bieten jede Menge Raum für super Saucen. Klar, aufs Panierte paßt auch „Wiener Art“ und also eine Zitronenscheibe, doch warum nicht einmal Broccoliröschen überzogen mit Sauce Hollandaise und Käse überbacken oder „Hamburger Art“, mit Spiegeleiern, oder klassisch mit einer Champignon-Sauce. Steffen Winzer bietet sie alle und weitere Variationen.
Als wir den XXL Burger mit einem Kilo Rind- und Schweinefleisch samt Eisbergsalat, Tomaten, Gewürzgurken, Zwiebeln, Bacon und Käse erblicken, aus dem – keine Frage – selbstgemachte Hamburgersauce quillt, weiten sich unsere Augen so riesig wie das Teil auf dem Teller. Geil. Einen solchen XXL-Burger live und in Farbe haben wir weder gesehen noch gegessen. „Du mußt mal zum Aktionstag kommen“, meint Nico Winzer freudig. „Jeden Sonntag gibt es den 2-Kilo-Burger mit einem Pitcher Cola für nur 24.90 Euro.“ Muß ich mal, aber auch der „Rib-Day“ lockt. All you can eat ist jeden Dienstag. Spare Ribs so viel man essen kann, dazu Wedges, Backkartoffeln oder Pommes, pro Person für nur 19,90 Euro.
Heute schon findet eine große Platte mit duftenden Spare Ribs gerade noch Platz auf unserem langen Tisch. Um drei heiß gegrillte Rippenstränge liegen prächtige Backkartoffeln. Wir essen so viel wir können und wissen nun, die meisten Portionen sind größer, als Mensch essen kann (und sollte). Unsere Winzer haben ein Herz und die Candela Lounge ist ein guter XXL-Tempel. Nach der „Schwächelfolie“ (Alu-Foli) fragt die Kellnerin, nicht der Gast.
Und Sie fragen bitte nach freien Plätzen. Reservierungen werden empfohlen, besonders am Wochenende.
WELTEXPRESS Gourmet – um eine extremely large Erfahrung reicher – empfiehlt das XXL-Restaurant Candela Lounge in Hellersdorf.
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Candela Lounge , XXL -Restaurant und Cocktailbar, Hellersdorer Promenade 36, 12627 Berlin, Telefon : 0049 (0) 30 99281520 , Website: www.candela-lounge.de