Deutschland maskiert sich: Droht ewiger Karneval? – Auch Restaurantbesuche könnten komisch werden

Mund-Nase-Masken hängen an einem Wäscheständer. Quelle: Pixabay, Foto: Willfried Wende

Frankfurt am Main, Deutschland (Weltexpress). Deutschland droht die totale Vermummung. Es sollen Milliarden von Masken gekauft werden, um die Bevölkerung damit für lange Zeit ausstaffieren zu können. Corona fördert zumindest den Umsatz solcher Masken. Der Mundschutz, offiziell „Maske“ genannt, wird fortan das öffentliche Leben prägen. Japaner tragen schon seit ziemlich genau hundert Jahren ihre „masuku“, damals noch aus Draht, heute samtweich aus Vliesstoff und längst sogar mit Erdbeerduft. Auch arabischen Völkern ist der Umgang mit Gesichtsbedeckungen vertraut. Deutschland will sein Vermummungsverbot nicht mehr kennen und ganz im Gegenteil die Maskierung zur Pflicht machen.

Die Masken machen aus jedem einen Freak und Patienten. Wir haben dadurch keinen mystischen Karneval à la Venedig, sondern bloß OP-Realität. Karl Lagerfeld hätte den Trägern einer solchen Schutzmaske bescheinigt, dass sie die Kontrolle über ihr Leben verloren hätten. Oder eine Chanel-Nobelgesichtsabdeckung gestaltet und total gut vermarktet. Der Beruf „Maskenbildner“erhält jetzt eine neue Dimension. Ökologisch korrekte Designer haben bereits Schutzmasken aus Ziegenfell entworfen.

Die Masken sind aber nicht nur ästhetisch fragwürdig, sie machen auch aus Kriminellen unsichtbare Täter. Die Polizeigewerkschaft, die jede Art der Überbeanspruchung schnell mit einer Forderung nach mehr Personal entgegnet, hat das Ausmaß offenbar noch nicht erkannt, sonst würde sie nach einer Verstärkung auf mehrfachem Bataillonniveau bestehen.

Der bayerische Ministerpräsident Söder ist außerdem mit einem Schal und ähnlichen Abdeckungen als Virenschutz einverstanden. Und somit auch mit einer Batman-Gummimaske, einer Sturmhaube und der traditionellen Strumpfmaske, wie man sie nicht nur aus dem „Tatort“ kennt. Diebe und Einbrecher sind damit nicht mehr zu identifizieren, Zeugen braucht man erst gar nicht mehr zu befragen („sah aus wie Batman“) und die allgegenwärtigen Videokameras werden ad absurdum geführt. Das lichtscheue Gesindel kann sich nun auch tagsüber eines Schutzes bedienen, das den Viren Einhalt gebieten soll, sie aber unerkannt lässt. Werden Terroristen vom Mundschutz befreit, dass man sie später besser ausfindig machen kann? Die Idee ist ebenso absurd, wie die tatsächliche Nachfrage am Flughafen, ob man Sprengstoff im Gepäck mit sich führe. Die Maske macht viele unsichtbar. Jetzt gehe ich noch mehr an Menschen grußlos vorbei, die ich auch zuvor schon nicht als Bekannte ausmachen konnte, was schnell zu Feindseligkeiten führen wird. Auch mein Handy erkennt mich nicht mehr und verweigert den Zugriff über die sonst einwandfrei funktionierende Gesichtserkennung.

Die Pflichtmaske muss in öffentlichen Verkehrsmitteln, Zügen und Geschäften getragen werden. Sollten die Lokale wieder eröffnen können, sicher auch dort. Die Politik ist ja oft sehr realitätsfremd, gerade was die Gastronomie anbelangt. Jedenfalls hat man die allerwenigsten deutschen Politiker jemals in unseren Spitzenrestaurants essen sehen. Dass Küchenmitarbeiter Schutzmasken tragen, lässt sich noch nachvollziehen. Doch die Gäste können ja nicht nur still und stumm vor ihren Tellern und Gläsern sitzen. Klar, viele von uns haben gerade beim Frühstück im Hotel mit Verwunderung, Bewunderung oder mitleidigem Lächeln arabische Frauen beobachtet, wie sie nach einem zaghaften Lifting ihrer Verschleierung kurz mal am Orangensaft nippen konnten. Jetzt haben auch wir den Salat, und auch noch mitten im Gesicht.

Markus Söder ist bekennender Karnevalist und verkleidet sich gerne. Eigentlich trägt er immer eine Maske. Vielleicht möchte er ganz Deutschland einfach nur in eine maskierte Karnevalsstimmung versetzen und die Laune in der Bevölkerung heben. Helau malade. Bitte, eine Burka für Merkel und Vollverschleierung für Söder. Wir wollen doch nicht, dass sich die Politik noch mehr demaskiert.

Anmerkung:

Vorstehender Artikel von Ludwig Fienhold wurde am 25.4.2020 in Fienholds kulinarischen Magazin „BISS“ erstveröffentlicht.

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