„Solange diese Demonstration nicht die öffentliche Ordnung stört und sich auf den Alltag (in der Stadt) auswirkt oder den Straßenverkehr stört, werden wir uns nicht einmischen. Wenn sich diese Aktion nicht in eine aggressive Demonstration verwandelt und nicht die Freiheit der anderen Menschen einschränkt, hat jeder das Recht dazu“, kommentierte der türkische Innenminister die vom Choreographen Erdem Gunduz ins Leben gerufene Protestform. Nachdem Gunduz auf dem Taksim stundenlang einfach dagestanden war und auf ein Atatürk-Portrait gestiert hatte, fand er rasch Nachahmer und die Standing-Man-Aktion wurde zu einer neuen Ausdrucksform der türkischen Protestbewegung, die seit drei Wochen gegen den politischen Kurs der Regierung demonstriert.
Vergangenen Samstag hatte die Polizei den Taksim-Platz und den anliegenden Gezi-Park komplett geräumt. Am Sonntag erklärten die Behörden von Istanbul und Ankara jegliche Massenversammlungen und Demonstrationen im Zentrum der beiden Metropolen für illegal und stellten ein hartes Eingreifen der Polizei und Festnahmen in Aussicht.
Um dem Versammlungsverbot gerecht zu werden, stehen auf den Plätzen nun hunderte Menschen in Einzelprotesten. Die Demonstranten wechseln einander ab, manche lesen im Stehen Bücher.
Ein fünfminütiger Standing-Man-Protest fand am Dienstag auch im türkischen Parlament statt. „Wir, die Gruppe BDP (Partei für Frieden und Demokratie) haben eine fünfminütige Aktion des stillen Protests auf der gemeinsamen Sitzung des Parlaments veranstaltet“, schrieb die Vize-Parteichefin Pervin Buldan auf Twitter. Wie „Hürriyet“ ausführt, fand die Aktion während einer Rede eines Abgeordneten der Regierungspartei AKP statt.
Mit Material von RIA Novosti