Der sogenannte „koloniale Gedanke“ in Bayern 1882-1943 – Annotation

Wie auch in Restdeutschland wuchsen in Bayern Ende des 19. Jahrhunderts koloniale Begehrlichkeiten. Es lockte schnelles Geld und der nationale Wahn, im Rennen der Großmächte auch der eigenen Großmannssucht Genüge zu tun.

Schnell gründeten sich zwischen Regensburg und Fladungen Ortsgruppen der Deutschen Kolonialgesellschaft. Es wurden Vortragsabende, und Kolonialschauen veranstaltet. Bei beschaulichen Heimatabenden trommelten nationale Propagandisten um Spenden für die sogenannten Schutztruppen. Eifrige Bayern beiderlei Geschlechts planten ein Kolonial- und Donauhandelsmuseum in Regensburg. Mindestens in München sollte eine große, große Kolonialausstellung stattfinden.

Kolonialismus war in der Mittelschicht en vogue, ein Jeder sammelte wenigsten Trivialromane zum Thema, die alsbald wie Schimmelpilze aus den Ritzen lugten.

Seemann erzählt uns von den frühen Protagonisten, die häufig später fette Nazis wurden. Am Beispiel des Bayernlands erfährt der unschuldige Leser welche Raserei, welche Gier und welch missionarischer Eifer das deutsche Volk ergriff, als es  endlich auch „seine Kolonien samt Untertanen“ sein eigen nennen durfte.

Ein erhellendes Buch, dem eine große Leserschaft gewünscht sei.

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Markus Seemann: Kolonialismus in der Heimat: Kolonialbewegung, Kolonialpolitik und Kolonialkultur in Bayern 1882-1943, 480 Seiten, Ch. Links Verlag, 2011, 49,90 Euro

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